… ist das polnische Wort für Glanz, Brillianz – und somit der Name des achten Duftes aus dem Hause Humiecki & Graef. Wie der geneigte Leser wissen wird, handelt es sich hier um eines meiner Lieblingshäuser, von dem ich schon sehr oft geschwärmt habe. Ich liebe Idee und Konzept, Inhalt und Form, schlicht die ganze Firma. Und eigentlich alle, wirklich alle Düfte (ok, zugegeben – einzig Clemency funktioniert leider so gar nicht auf meiner Haut).
Uremotionen sind es, die Fischenich und Müksch, die beiden kreativen Herren hinter Humiecki & Graef mit ihrer Duftlinie olfaktorisch abbilden wollen – dafür suchte man sich ein exakt passendes Parfumeurs-Duo: Les Christophs, Christophe Laudamiel und Christoph Hornetz, vor allem ersterer als absolutes Enfant Terrible bekannt. Gebrieft werden die beiden im übrigen nur – mit Bildern, also Stimmungen, nicht mit konkreten Vorgaben.
Blask ist einer sehr starken Emotion gewidmet – dem Vertrauen. Da ist vom „Strahlen“ die Rede, „das dem innersten Quell des Vertrauens entspringt“, von einem „festen Halt“, von „Innigkeit“ und „wahrer Intimität“. Jaja, Vertrauen schafft Rückgrat und Rückgrat hilft manchmal Berge zu erklimmen oder zu versetzen, je nach dem. Mit dem Kopf in den Wolken und den Füßen fest mit der Erde verwurzelt – da kann man schon mal euphorisch werden, da gebe ich der Beschreibung recht.
Vertrauen ist – etwas Besonderes. Das ist Blask natürlich auch – einmal wieder, einmal mehr. Nichts anderes hatte ich erwartet von dem Quartett und ich bin, wie immer, entzückt.
Lorbeer macht den Anfang, er ist es, der mir in der Kopfnote direkt in die Nase steigt. Tief dunkelgrüner Natur von krautiger Bitterkeit sowie der ihm genuinen grasigen Würzigkeit zeigt er eine pikante Schärfe, welche alsbald von den nachfolgenden Noten abgemildert wird: Balsamisches Holz und deutlich wahrnehmbare Walnuss, holzig-trocken-nussig, von eigenartig fruchtig-wässrigen, aber sehr präsenten Noten begleitet, die in der Tat an einen guten Rot- oder vielleicht eher Roséwein denken lassen. Ich habe, Hand aufs Herz, keine Ahnung, woher diese Komponente stammt, was für Emergenzen sich hier entwickeln – in jedem Fall riecht es äußerst interessant und komplett innovativ. Auch im weiteren Verlauf oszilliert der Duft zwischen unbekannten und bekannten Polen verschiedenster Art: Das Walnussholz bleibt uns erhalten genauso wie Anklänge von Lorbeer als auch jene Roséfruchtigkeit, darüber hinaus könnte ich in wildes Assoziieren verfallen: Blüten, dahingehaucht florale Noten, Kamille? Und irgendwo dahinter, ja, – jene harzige Oudstrenge, wenn man genau darauf achtet.
Nichtdestotrotz – als klassischen Oudduft würde ich Blask nicht bezeichnen, wahrlich nicht. Er passt ganz generell in überhaupt kein Raster mit seinen eigentümlichen Noten und seiner leuchtenden fruchtig-holzig-sauberen Cremigkeit.
Ich könnte mich jetzt in Lebensweisheiten und Zitaten suhlen, so zum Beispiel dass Vertrauen Mut erfordert, die Basis ist für jede Form von Zuneigung, gar Liebe, dass Vertrauen Selbstopferung erfordert, bis zu einem gewissen Grad und das Vertrauen, wie Matthias Claudius schrieb, die größte Ehre ist, die man einem Menschen angedeihen lassen kann. Ich könnte aber auch einfach schreiben, dass Blask, genauso wie das Vertrauen, dem er gewidmet ist, ein Geschenk ist: Ein zutiefst emotionaler Duft voller Aufrichtigkeit und warmer Zuneigung, einer, der einen in Seelenruhe anstrahlt wie ein Lächeln auf dem Gesicht eines einem zugetanen Menschen. Einer, auf den man sich verlassen kann, der Geborgenheit stiftet und, ja – Vertrauen spendet. Wo wir wieder beim Thema sind.
Blask sollte man sich, wie im übrigen die gesamte Humiecki & Graef-Kollektion, nicht entgehen lassen: Getestet haben sollte man sie alle einmal, ob man sie nachher liebt (wie ich) oder eben auch nicht.
In diesem Sinne – alles Gute Euch und einen schönen Tag,
Eure Ulrike.
Bildquelle: Nut 1 von Kriss Szkurlatowski, Autumn Vineyard von AMA90/Stasi Albert, Old Windmill von John Nyberg, some rights reserved – vielen lieben Dank!
Hier finden Sie Humiecki & Graef inklusive Blask in unserem Shop.
Hallo Uli,
versuche mich ja immer wieder mal an Humiecki & Graef. Man muß sich an diese Düfte meiner Meinung nach schon ran tasten und sie öfter antesten.
Der Blask allerdings hat irgendwie sofort eine ganz tiefe und fast schon schmerzhafte Sehnsucht in mir geweckt. Ich finde ihn wunder, wunder schön. Da ich aber kurzfristig in andere Must-Produkte investiert habe, muss der Blask noch ein paar Tage warten, bis er bei mir einziehen darf. Es schmerzt aber von Tag zu Tag mehr, wenn ich an ihn denke und er dann womöglich ausverkauft ist, bis ich ihn bestellen kann!
Bin Dir auf jeden Fall sehr dankbar für diese wunderbare Rezension!
Liebe Grüße,
Margot
Hachja, mit „Clemency“ habe ich ein ähnlich gelagertes Problem, zunächst völlige Verzweiflung (ich fand die Beschreibung soooo schön) und Ablehnung. Nun sind wir beim zweiten und dritten Versuch und Abneigung verwandelt sich in Respekt, aber nicht Liebe. „Bosque“ dagegen ist heiße Liebe, „Geste“ eine zarte Freundschaft. Interessant sind sie allemal.
Ich bin also gespannt!
Simone
Hallo, Uli!
Lorbeer, Walnuß, Rosé – klingt nach einem klaren Testkandidaten!
Nur so völlig aus dem Bauch raus geraten: könnte es Kalmus sein, was Du da so nicht einzuordnend erschnupperst?
Liebe Grüße!
Annette
Schön, dass Blask auf so viel Zuspruch und Interesse stößt, das hat er definitiv verdient! Und ja, liebe Margot, auch und gerade, wenn ich ihn in Dein Kabinett der Merkwürdigkeiten zähle 😉
Bosque im übrigen, liebe Simone, ist auch einer meiner Lieblinge, allerdings trage ich ihn, wie hier auch mal beschrieben, nur bei Regen.
Kalmus? Ich werde nochmals forschen bzw. schnuppern liebe Annette, vielleicht komme ich ihm ja noch auf die Spur 🙂
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende für Euch,
Eure Ulrike.
Hallo Annette, Hallo Uli,
Kalmus …. hab ich ja noch gar nie gehört. Weiß jetzt auch nicht wie das riechen soll, kann mir so gar nichts drunter vorstellen. Zum Glück gibt’s Wikipedia und ich habe u.a. das hier gefunden:
„Das Kauen der Wurzel kann stimmungsaufhellend sein und in höherer Dosis leichte Halluzinationen verursachen. Verantwortlich hierfür sind die enthaltenen Asarone. Diese besitzen eine dem Meskalin ähnliche Struktur. Der Wurzel und dem Inhaltsstoff Asaron werden aphrodisierende Eigenschaften zugeschrieben. Der Wirkstoff ist allerdings giftig und die Wirkung ist wissenschaftlich nicht gesichert.“
Vielleicht bin ich aufgrund der „Drogenwirkung“ so hin und weg von dem Duft 😉
Allen ein schönes Wochenende und liebe Grüße von einer, die nun total high ins Wochenende geht, weil sie an ihrem Pröble geschnuppert hat,
Margot