Heute widme ich mich einem Haus, das ich noch gar nicht wirklich kenne, welches mich aber mit seinem überragenden Duft „Philosykos“ nachhaltig beeindruckt hat. Vielen Dank auch an Ulrike, die mir vor Jahren die dem Parfum entsprechende Duftkerze „Figuier“ geschenkt hat!
Tam Dao, der 2003 erschien, soll die Kindheitserinnerungen von Yves Coueslant wiedergeben. Coueslant gehört zu den drei Gründern von Diptyque. Als Kind hatte er einige Jahre in Vietnam gelebt und so soll „Tam Dao“ ganz jener Gegend verschrieben sein, welche zu Deutsch „Drei Inseln“ bedeutet. Dieser Name leitet sich von den drei Bergen Thien Thi, Thach Ban und Phu Nghia her, die wie Inseln aus den Wolken herausragen. Bei Tam Dao handelt es sich auch um ein Hochplateau auf 950 m Höhe, einen Nationalpark sowie ein beliebtes Ausflugsziel. Bereits ab 1902 nutzte man Tam Dao als Kurort, da er durch seine Höhenlage mit angenehmeren Temperaturen aufzuwarten hatte als die Ebene. Damals erholten sich dort die reichen französischen Kolonialisten und ließen sich standesgemäß von den Einheimischen bedienen.
Dann darf ich gespannt sein, was der Parfumeur Daniel Molière für Diptyque kreierte: Die Noten lassen zumindest auf ein „Brett“ aus Hölzern schließen. Kopfnote: Zypresse; Herznote: Sandelholz, Zedernholz, Rosenholz; Basisnote: Ambra
Auf dem Duftstreifen erwartet mich zuerst die Zypresse. Für mich riecht diese immer irgendwie minzig oder eukalyptusartig, in jedem Fall aber frisch. Ein Wust an weiteren holzigen Noten, die zum Teil ins Seifige aber auch Süßliche gehen, lässt sich nicht näher beschreiben. Komisch, dass sich auf der Haut der Duftverlauf sehr viel klarer und nachvollziehbarer entwickelt. Auf der Haut wird die vorangegangene Vermutung vollends bestätigt: Holz, Holz, Holz. Ich würde sagen, dass das Sandelholz hier die Hosen an hat. Im Verlauf akzentuiert die Zypresse zu Beginn frisch, Sandelholz und Zedernholz geben saubere Anklänge mit. Rosenholz und Ambra schleifen die gröbsten Späne ab, ohne aber wirklich in Erscheinung zu treten.
Liest man sich ein wenig durch andere Blogs und Rezensionen, so zeigt sich, dass „Tam Dao“ durchaus die Geister scheidet. Böse Zungen beschreiben ihr Dufterlebnis als seien sie zur Schrankwand mutiert, so hölzern sei der Duft, andere assoziieren ihn mit frisch geschlagenem oder gerade erst geschnitztem Holz. Ich muss sagen, dass es nicht das erwartete Brett ist. Die moderate Haltbarkeit des Dufts schützt uns jedenfalls vor dem gefräßigen Borkenkäfer. Es wird sicherlich auch nicht die hiesige Handwerkskammer bei Euch anrufen, um Euch ungesehen zum Schreinermeister des Jahres zu küren, frisch gesägtes Holz ist etwas anderes – dafür ist der Duft dann doch wieder zu kultiviert.
Leider war ich bis jetzt noch nie in Vietnam oder Südostasien, deswegen kann ich nicht beurteilen, ob der Duft diese Gegend treffend beschreibt. So viel kann ich aber sagen: ein angenehmer Duft, den ich tendenziell eher an einem Mann sehe, holzig, ein bisschen sauber, mit einem kultivierten Gemüt. Für mich ganz klar ein Daumen-hoch!
Viele knarzende Grüße von
Harmen
Moin Harmen!
Ich musste schmunzeln, als ich Deinen Eintrag gelesen habe. Ich bin großer Fan von Diptyque und finde es klasse, wie das Haus bei seinen Duft den Weg ab vom Mainstream geht.Beim Tam Dao muss ich allerdings immer an Sprühpflaster denken. Deine Assoziationen der starken Holzigkeit fand ich vor dem Hintergrund sehr interessant 😉
Viele Grüße aus Hamburg,
Stefan
Moin moin Stefan bzw. Grüß Gottle,
mit Sprühpflastern bin ich glücklicherweise noch nicht in Berührung gekommen, weswegen ich nicht weiß, ob das hinhaut. Vielleicht wäre ja hier und da ein Tröpfchen Sprühpflaster eine preiswerte Alternative. Aber mal im Ernst…mir gefällt er gut…welcher ist Dein Favorit von Diptyque?
Viele Grüße
Harmen