Duft im Blut – Blood Concept.

Im Laufe der Zeit laufen einem ja jede Menge schräger und ausgefallener Duftkonzepte über den Weg: Petite Mort – Parfum d’une Femme von Marc Atlan, der Duft der weiblichen Lust oder so ähnlich sowie Etat Libre d’Oranges männliches Pendant Sécrétions Magnifiques, dann natürlich Madame Kawakubos (mal mehr, mal weniger) verrückte Duftausflüge mit ihren ganzen Serien für Comme des Garçons, Geza Schöns Projekte wie Escentric Molecules, Elternhaus, The Beautiful Mind oder Boudicca sowie auch die Düfte von Christophe Laudamiel, gerne mal zusammen mit Christoph Hornetz geschaffen (Les Christoph’s) – Kiki Smith, der Duft nach Pflanzensex als Hommage an die bereits verstorbene Gegenwartskünstlerin, Humiecki & Graefs Kollektion der Uremotionen und viele mehr.

Blood Concept erweitert dieses bunt-fröhliche Raritätensammelsurium um eine weitere Kollektion: Vier Düfte – 0, A, B, AB -, nach den Blutgruppen benannt. Reduziert, mysteriös und konzeptuell, die Evolution des Menschen im Blick und dessen Individualität:

„Filled with legends and meanings, blood is soaked with mystery‚ fascination and respect. it’s the most tested and studied part of human body and it guards a multitude of secrets that reveals our inner and unique way of being. BLOOD CONCEPT is a private celebration of the vivid and fascinating liquid that flows in our veins. Because blood is actually the river of life.

A, B, AB and 0, retrace the evolution of manhood through time and its record of information, history and mutation, so well kept in the vital flushing of blood. BLOOD CONCEPT is a mystic ritual with no flowers to be found: deep as primeval Africa in 0‚ aromatic as the scent of familiar land in A, bold as unpredictable itineraries in B, bold and sharp as a metropolitan skyline in AB.

Ending each time with the same subtle and mysterious note: a metallic vague suspicion.“

Hinter diesem Konzept steckt Antonio Zuddas, seines Zeichens Fotograf und Werbetexter, sowie Giovanni Castelli, Modedesigner.

„Let it flow“ – in diesem Sinne, lassen wir es bluten!

0 – Type: Unisex; System: Visceral and intense. From the depths of the earth. Carnal and primitive.“

Dampfig, ledrig, erdig und süß zeigt sich 0, ein bisschen wie regennasse Erde nach einem Sommergewitter. Eine verstohlene Fruchtigkeit drängt sich mir auf, beerig vielleicht? Und Moose satt, warm, weich und nass. Mich erinnert unsere Blutgruppe hier sehr an Tom Fords Tuscan Leather und Mark Birleys Charles Street, letzterer natürlich exklusive des Kaffees.

A – Type: Unisex; System: Green and aromatic. A symbiotic relationship with nature. Reassuring and clean.“

Neongrün duftet es mir entgegen: Bittere Halme, Gräser, Blätter, zerstoßen und zerdrückt, saftig. Zitrische Lauge überschwemmt meine Nase, während eine eigenartig seifige Süße für seltsam saubere Akzente sorgt. Natürlich? Mmhhh… nein. Eher ein grell-farbenfroh-übertriebenes La Chappelle-Bild von einer viel zu grünen Wiese. Für mich eindeutig nichts, sorry.

B – Type: Unisex; System: Woody and spicy. A brave traveller keen to discover the unknown. Nomadic and ecletic.“

B zeigt sich wie alle anderen Düfte unserer Blutgruppen sehr konzentriert – und das als Mann-Mann. Ein Latino-Macho ist es, aber durchaus einer, den man gleich nehmen würde – vielleicht ein Banderas oder ein Bardem? Sehr holzig, sehr würzig, sehr warm, sehr markant und, ja, süß ist er, der Duft – Hölzer satt, vielleicht ein bisschen Sandelholz, ambriert könnte er sein und auf jeden Fall mit ordentlich Moschus in der Basis. Darüber eventuell ein liköriger Schluck? Für mich geht er anfänglich ein bisschen in Richtung Lubins Idole, dieser Eindruck verflüchtig sich aber alsbald. Auch meine ich just in der flüchtigen Kopfnote Kamille wahrzunehmen – kann mir wer folgen? Und so männlich-kantig er ist, der Duft – an einer Frau wirkt er ganz bestimmt hervorragend, ich verspreche es.

AB – Type: Unisex; System: Synthetic and individualist. A loner chemist stumbling upon unavoidable changes. Unhibited and visionary.“

Bei Chemie, die unvorhersehbare Verbindungen eingeht und dem Wechsel unterliegt muss ich an meine Lieblingsserie Breaking Bad denken über jenen krebskranken Chemielehrer Walt, der seiner Familie etwas Geld hinterlassen möchte und deshalb anfängt Drogen zu kochen. Riecht es so bei Walt im Hightechlabor? Wo riecht es so? In einer Reinigung, vielleicht auch der, die sich über Walts geheimem Arbeitsplatz befindet. Einer Großreinigung voller metallischer Geräte. Dichte süßliche Dämpfe, die eine komische Trockenheit ausstrahlen. Und aufdringlich nach WEIß riechen, nach Reinheit, Sauberkeit, vermeintlich verheißungsvoll. Was anfänglich noch fruchtig-aldehydig begleitet wurde, irgendwo, driftet allmählich ins Frische, frisch Gewaschene ab, strahlt, wie die Wäsche in jener Reinigung, von metallischem Glanz veredelt.

Blood Concept zeigen sich wie zu erwarten war sehr – konzeptionell. Wer sich mit derlei Duftprojekten schwer tut wird auch an dieser Reihe hier keine Freude finden.

Habt Ihr schon getestet – mit welchen Ergebnissen, Eindrücken, Gefühlen?

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Pressefotos Blood Concept, Grass von rpichler, At the saloon von ollinger/Oliver Brandt,  some rights reserved – vielen lieben Dank!

Hier finden Sie die Blood Concept-Kollektion in unserem Shop.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

7 Kommentare

  1. Evelyn
    29. September 2011
    Antworten

    Guten Morgen liebe Uli,

    jaja, das ist tatsächlich sehr schräg, das Ganze! Ich habe die 4 auch bereits getestet und muss ehrlich sagen, für mich persönlich sind sie zu schräg.

    Einzig „0“ empfinde ich als tragbar, der hat was und wird bei mir sehr schön, warm und irgendwie „feucht dampfend“.

    AB fand ich extrem gruselig, da war diese metallische Note sehr dominat und ich hab mich echt geschüttelt. Obwohl das sogar meiner eigenen Blutgruppe entspricht! *gg*

    Tja, und A und B, die beiden, die gingen so, die waren nicht abstoßend direkt, aber auch nichts was ich an mir schnuppern möchte. Interessanterweise kommt auf Männerhaut (ich lasse ja nichts ungetestet!), die seltsame Metall-Note, die den Düften anhaftet, noch stärker raus.

    Hmmmm. Neeeeee. Nicht meins irgendwie. Außer 0. Der darf mal noch in einen Tagestest!

    Hab nen herrlichen, sonnigen Tag, liebe Uli!!

    Evelyn

  2. Blanche
    29. September 2011
    Antworten

    Liebe Uli,

    das liest sich wieder einmal herrlich. Ich habe die Blutgruppe A, und nun bin ich mal gespannt auf den 15. Oktober, wie sich der Duft an mir entwickelt.

    Lieber Gruss,
    Blanche

  3. Margot
    29. September 2011
    Antworten

    Liebe Uli,

    schließe mich Evelyn an. Bin eh nicht gut im formulieren, aber besser hätte ich es nicht können.
    Deine Assoziation zu O empfinde ich exact genauso! Ein wässrigerer Tuscan Leather, wobei mir an manchen Tagen dieser sicher mehr zusagen würde; Tuscan Leather ist halt schon heavy. Und ok, ich habe Blutgruppe O.
    Immerhin hat Evelyn noch einen Mann, an dem sie diverses testen kann, das Glück habe ich SO nicht 🙂

    Auch Deine anderen Beschreibungen sind in dieser Serie absolut treffend, so wie ich auch empfinde und daher keine Kandidaten, die bei mir einziehen dürften.

    Liebe Grüße und einen unblutigen Tag,
    Margot

  4. Annette
    29. September 2011
    Antworten

    Liebe Uli,

    also ehrlich gesagt schüttelt’s mich schon bei dem Namen „Blood Concept“ *g*
    Auch der Beschreibung nach, hm. Aaaber der letzte, AB, der könnte mich doch zum Testen verführen. Eine Mischung aus Heißmangel und Chemielabor klingt ganz spannend und käme meinen persönlichen Schnuppervolieben durchaus entgegen.
    Und das raffiniert ausgesuchte Bild dazu macht natürlich das Duft-Kopfkino komplett 😉 (wie passend, daß ich vor dem Hersurfen die Waschmaschine angeworfen hatte, jetzt paßt sogar der Sound *lach*). Übrigens, wollte ich eh schon lange mal sagen: die Bilder sind jedesmal toll!

    Viele liebe Grüße!

    Annette

  5. Ulrike
    30. September 2011
    Antworten

    Hallo Ihr Lieben,

    na das ist ja mal eine kontroverse Diskussion – aber wie soll es bei den Düften auch anders sein 😉 Auf dem Partner testen ist in jedem Falle eine Option – mein Filmfreund, mittlerweile auch parfumtechnisch gut bestückt dank meiner Hilfe und geneigte Testperson konventioneller Art, ist fast vom Sofa gefallen bei den Blood Concepts 😀

    Danke im übrigen liebe Annette für das Bilderkompliment: Ich gebe mir wirklich immer große Mühe und es dauert auch häufig ziemlich lange, bis man passende Bilder gefunden hat, die den Duft optimal unterstreichen bzw. das Bild, das ich im Kopf habe dazu auf den Punkt bringen. Schön, wenn der Aufwand seinen Zweck erfüllt!

    Ganz viele liebe Grüße,

    Eure Uli.

  6. Aure
    23. Dezember 2011
    Antworten

    Huhu,
    nach all den kommentaren freu ich mich schon auf das Probenschnuppern, das heißt wenn ich das Geld für die Proben zusammen hab (20€). Als (MTA-)Schülerin hat mans nicht leicht.
    Bin total gespannt auf AB, liegt aber vermutlich daran, dass ich in `nem Labor arbeite (Blut überall). Also genau das Richtige für mich.
    Falls jemand Proben hat und die loswerden will (bzw. Probentausch) würde ich mich freuen wenn Ihr mir schreibt.
    pinkpony666@gmx.de
    LG
    Aure

  7. Ulrike
    27. Dezember 2011
    Antworten

    Hallo liebe Aure,

    das Problem mit dem notwendigen Kleingeld kenne ich aus dem Studium sehr genau 😉 Vielleicht findet sich ja jemand, der Pröbchen übrig hat. Alternativ könntest Du noch auf dem Beautyboard nachhaken (www.beautyboard.de), allerdings schätzen es die dortigen Mitglieder sehr, wenn man sich nicht nur für Tausch- oder Verkaufsgesuche anmeldet, sondern an der Kommunikation teilnimmt bzw. ein Teil der Community wird. Vielleicht ist es ja was für Dich – es gibt dort viele Duftverrückte 🙂

    Liebe Grüße,

    Ulrike.

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