Amouages Creative Director Christopher Chong hat sich wieder einmal etwas einfallen lassen für die Neuveröffentlichung des Hauses: Honour ist der Name des Duftes oder vielmehr der Düfte, denn wie schon bei den letzten Parfums von Amouage trägt Damen- wie Männerduft denselben Namen, lediglich mit dem Zusatz „for Woman“ und „for Man“ versehen.
Die Inspiration zum Namen stammt von Puccinis Oper Madama Butterfly, genauer – aus der kurz vor ihrem Suizid von der Hauptfigur Cho-Cho-San gesungenen Arie „Con onor muore“: „Ehrenvoll sterbe, wer nicht mehr in Ehren leben kann“, diese Zeilen sind eingraviert auf dem Dolch ihres Vaters, mit dem Butterfly Seppuku begeht (in westlichen Gefilden gerne mal als Harakiri betitelt). Con onor muore – hier auf unvergessliche Art und Weise gesungen von Renata Tebaldi:
Die Geschichte von Madame Butterfly geht im übrigen auf den Roman Madame Chrysanthème von Pierre Loti zurück, der bereits Vorbild für Parfum d’Empires Aziyadé war und stand Pate für das Musical Miss Saigon. Natürlich ist sie von tragischer Natur: Sie handelt einerseits von kulturellen Unterschieden, aber vor allem von großen Gefühlen – von Stolz und Scham und japanischen Ehrbegriffen, aber vor allem von von Liebe und Hoffnung, Enttäuschung und Verletzung.
Ein Amerikaner und eine Asiatin, ein leichtlebiger Offizier und ein junges Mädchen, das an die Liebe glaubt, ein Kind – so einfach kann der Anfang vom Ende sein… Madama Butterfly wurde übrigens bei der Erstaufführung ausgebuht, wodurch sich Puccini zu wüsten Beschimpfungen des Publikums hinreißen ließ: Diese Banausen, es sei doch seine beste Oper – womit er wohl Recht behalten sollte.
Chong nun sieht in Honour die konsequente Fortführung von Memoir und unterstreicht in einem sehr lesenswerten Interview auf Ça Fleure Bon, dass die Oper seines Erachtens nach vor allem von Liebe und Betrug handele – und ließ anlässlich seiner Düfte eigens einen Kurzfilm drehen, ein poetisch-ästhetisches Sequel aus der Sicht des erwachsenen Sohnes von Butterfly.
Wenn man sich den Film anschaut, was Ihr hoffentlich jetzt getan habt, dann merkt man recht deutlich, dass Chong ziemlich explizite Vorstellungen besitzt – diese treffen wohl auch auf die Umsetzung der Düfte zu, wie er in obigem Interview bezeugt:
„I set the mood, theme and story for the perfumers. We select ingredients, construct accords, formulate and reformulate together. I am very demanding. So, as long as the perfumers can understand my passion and obsession, then we know it would be a productive collaboration.“
Hört sich für mich ein bisschen nach Serge Lutens an, oder nicht? Der kreative Kopf, der seine Visionen mit Passion weitergibt an kompetente ausführende Hände, in diesem Falle Christopher Sheldrake.
Auf diese Art künstlerisches Schaffen haben sich auch diesmal keine ganz Unbekannten eingelassen: Alexandra Carlin und Violaine Collas zeichneten sich verantwortlich für den Damenduft, Nathalie Feisthauer für den Herrenduft. Letztere Dame begeisterte uns schon einige Male, und zwar unter anderem mit Comme des Garçons Guerrilla 2, den Eau des Merveilles-Düften für Hermès, einigen Düften für État Libre d’Orange und einigem mehr. Die beiden anderen Damen scheinen Neulinge zu sein, zumindest finde ich nichts, was man ihren Phiolen zuschreiben könnte. Das muss bei Amouage aber nicht heißen, hatten sie doch in der Vergangenheit bereits ein verdammt gutes Händchen gezeigt, neue Parfumeure zu verpflichten – siehe zum Beispiel ihre Library-Collection.
Bevor wir zu den Düften kommen, spanne ich Euch allerdings noch ein bisschen auf die Folter – diese stelle ich Euch morgen vor und schließe heute mit noch einem Video, nämlich einem zu der Markteinführung der Düfte in Kuala Lumpur:
Liebe Grüße,
Eure Ulrike, heute ein wenig von boshafter Natur 😉
Hier finden Sie im übrigen die Kollektion von Amouage in unserem Shop.
Liebe Uli,
lange nichts gehört… Sorry, der Kommentar passt nun wirklich nicht zu Deinem Eintrag – aber ich habe gestern Proben bekommen – sag mal: bin ich verwirrt. Ist der neue C for Men von Clive C. ein „Abklatsch“ von Cuir d’Arabie? Ich brauche hier Deine Nase, da meine Probe vom Cuir letzte Woche ausgerechnet leergesprüht wurde…Und wie findest Du die beiden dann im Vergleich zu LeLabos Oud?
By the way: kennst Du die Düfte von L’Occitane. mir ist die Aufmachung dieser Marke ja etwas zu sehr „Landhaus“. Aber neulich im Duty free musste ich mal schnuppern. 4 Voleurs und Eau de Baux sind großartige Gesellen zu einem hervorragenden Preis-/Leistungsverhältnis (44 € für ich glaube 100 ml). Gerade der Eau de Baux dürfte Dir gefallen. Du magst doch le male…
Herbstliche Grüße aus Hamburg,
Stefan
Huhuu lieber Stefan,
ja, lange ist es her, schäm Dich! 😉
C for Men… Cuir d’Arabie? Find ich nicht. Aber… ich sehe da eine große Ähnlichkeit zu Tom Fords Tuscan Leather und insofern auch zu Mark Birleys Charles Street (exklusive des Kaffees). Eine Ähnlichkeit mit Nili, wie ich LeLabos Oud 27 gemeinsam mit einem guten Freund getauft habe (–> Nilpferd ;)) sehe ich entfernt, aber der Oud ist viel intensiver, hat aber auch eine seltsame trockene und nicht unbedingt oud-typische Süße, die in dem CC auch vorhanden ist.
Später mit Herz- und Basis legt sich das dann etwas. Trotz allem ziehe ich die anderen, nicht zuletzt auch wegen des Preises vor *wegduck*
Yep, die L’Occis kenne ich. Und – erst neulich habe ich entdeckt, dass der Vetyver aus der Reihe einer der einzigen Düfte ist, die ich in 100ml so gut wie weggeschlürft habe über die Jahre. War für mich früher ein Immergeher. Die beiden anderen von Dir genannten kenne ich natürlich auch und mag sie sehr gerne – überhaupt die Herren dieser Firma. Insgesamt ist es mit den Düften wie mit denen von Korres: Ganz tolles Preis-Leistungs-Verhältnis und wirklich sehr nette Qualität (nur schlechtere Aufmachung, da muss ich Dir beipflichten ;)).
Liebe Grüße zurück,
die Uli.