Gestern waren die Parks dran, die Bond No. 9 in letzter Zeit lancierte, und heute folgen die beiden Oud-Düfte. New York Oud, ein Oudduft, der ausnahmsweise einmal der ganzen Stadt und nicht nur einem Teil gewidmet wurde, ist der neueste Oud-Streich aus dem Hause Bond No. 9, die mittlerweile auch mit dieser trendigen Ingredienz Übung haben: Der dritte Oudduft müsste es sein, wenn ich richtig mitgezählt habe, und davon der zweite, regulär erhältliche. Der Harrod’s-exklusive Swarovski Oud war der erste (und, nebenbei bemerkt, wohl ein absoluter Verkaufsschlager), danach kam Signature Perfume und jetzt New York Oud. Der Einfachheit halber stelle ich Euch heute gleich beide der „normalen“ Kandidaten vor.
Mit dem Signature Perfume wagten sich Bond No. 9 erstmalig mit ihrer offiziellen Linie in (reine) Oudgefilde:
„At Last- a New York Oud. The Arabian Nights come to Noho. To mark the 10-year anniversary of Bond No. 9’s headquarters boutique, we had no choice but to unveil our signature scent, Bond No. 9 Perfume Oud, not for a New York neighborhood, but for our NoHo address—a fixed point in the realm of the senses. So seductive and frankly erotic, we’ve named it for ourselves. As a 30 percent concentration, thereby moving it into a category that’s rare today: pure perfume.“
Ein Geburtstagsgeschenk war er also, der Signature, und hat eine herausragende Position inne: Er scheint der Liebling zu sein, sonst wäre er nicht das Aushängeschild geworden, noch dazu eines in solch einer unverschämt hohen Konzentration – 30% Duftkonzentration, das geht nicht nur als reines Parfum durch, es ist selbst für diese Kategorie ein sehr hoher Bestandteil an Duftstoffen. Die Qualität der Inhaltsstoffe ist hoch, die Quantität nicht: Man beschränkte sich auf Oud, Rosen, Moschus und Tonkabohne.
Das Ergebnis? Anders als erwartet kann ich da nur sagen. Wer an Montales Oudrosen denkt, die düsteren, oder an Czech & Speakes (frühere) Dark Rose ist komplett auf dem (Adler)Holzweg. Ein Gedanke an by Kilians Rose Oud führt uns schon eher in die richtige Richtung… Signature Perfume ist eine überaus sanfte, feminine Oudinterpretation, eine, in der die sonst oft medizinisch-streng anmutende Ingredienz gezähmt ist fast bis zur Unkenntlichkeit – was hier allerdings nichts Negatives verheißen muss. Balsamische und über die Maßen zarte Holznoten, verhaltene Harz-Bitterkeit, die die geschulte Nase das Oud entdecken lassen, in inniger Umarmung mit einer stolzen Rose von taubenetzter minziger Frische und samtiger Fruchtigkeit. Ein überaus passendes Paar, das sich hier auf einem weichen Bettchen räkelt, das von zartem Moschus und mandelig-vanilliger Tonkabohne gestellt wird.
Ich habe lange überlegt, was dieser Duft mit New York gemein hat – alles und nichts, würde ich sagen. Vielleicht ist er die perfekteste westliche Umsetzung eines Oudduftes, lässt er doch den eigentlich kantigen Oudcharakter annähernd komplett verschwinden oder besser: aufgehen in einem urbanen, zeitgemäßen Duft für die moderne Frau, gerne auch Business-Woman. Denkt man hier an Sex and the City, wäre es vermutlich am ehesten der Duft einer Charlotte York, jener bisweilen etwas oberflächlichen, aber doch hoffnungslos romantischen und sensiblen, etwas naiven Mittdreißigerin. Ein exzellent gemachter, schöner und sehr femininer Duft, einer, der häufig geht und für den man sicher viele Komplimente bekommt. Aber einer, der den konventionellen Oudliebhaber vermutlich enttäuschen wird.
New York Oud begibt sich dann wieder in gewohnte Gefilde:
„At Bond No. 9, the Oud has come out of the closet and transformed itself into a smooth, full-throttle New York-centric perfume. What a paradox! Who knew? But then New York is a place where impossible, magical paradoxes come true.“
Eine Vereinigung der Charakteristika – von New York, jener westlichen Metropole, mit Oud, jener arabischen Ingredienz, die sich in der Tat in diesem Duft auch das Gleichgewicht halten. Zuerst aber die Ingredienzen: Pflaume, Safran, Orangenschale, Oud, Rose, Iris, Patchouli, Moschus, Honig, Vetiver.
Von urbanem Dschungel ist irgendwo in der Beschreibung die Rede gewesen – nicht schlecht, nicht schlecht, denn New York Oud ist vermutlich wirklich der perfekten Duft für den Großstadtabenteurer, der durch die Clubs zieht und treffsicher die trendigsten Bars frequentiert. Satte Pflaume zeigt sich im Auftakt, die von Safran gewürzt alsbald in dem Oudtopf untergeht wie in einer Bowleschale. Oud darf hier zeigen, was es kann – der Tiger ist nicht zahnlos… Ein Quentchen medizinische Strenge und Bitterkeit samt ausgeprägten harzigen Holznoten, von einer überaus frischen Rose erhellt, der Patchouli zusätzlich Tiefgang einhaucht. Und ja, der Honig, der süßt – allerdings nicht auf so ausladende Art und Weise, dass Honighasser Reißaus nehmen müssten.
Wem die Byredoschen Ausflüge ins Oudland gefallen haben, der kann hier bedenkenlos testen. Und auch Freunde Montalscher Oudrosen sollten einen Blick auf New York Oud werfen – im Gegensatz zu seinem freundlichen Schwesterlein Signature Perfume findet sich hier der „echte“ Stoff 😉
Kennt Ihr die beiden? Und überhaupt, die Gretchenfrage: Wie haltet Ihr es mit dem Oud?
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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