Die Vergessenen: Bond No. 9 – Die Oudparade im Grünen oder so ähnlich.

Einmal wieder habe ich für Euch in der Vergessenen-Schublade gekramt und noch einiges gefunden, dass ich Euch nicht vorenthalten mag: Von Bond No. 9 alleine harren noch drei Düfte der Besprechung – Madison Square Park, High Line und New York Oud, und weils so schön ist nehm ich den ersten Oudduft namens Signature Perfume noch gleich mit hinzu. Beginnen werde ich heute mit den Grünanlagen des Big Apple.

Madison Square Park ist, ich darf mich zitieren:

„Kurz zusammengefasst: Der Park namens Madison Square Park war und ist ein Place-to-be, in ihm saßen Schriftsteller und holten sich Inspirationen, wenn sie nicht gleich Klassiker der Weltliteratur dort verfassten, er ist eingerahmt von tollen Restaurants berühmten Hotels und so weiter. Das alles hat man in ein Parfum gepackt, das eine Mélange aus romantischen Blüten und frischen grünen Noten. Im Auftakt frühlingshaft mit Traubenhyazinthe, Heidelbeere und Präriegräsern wartet der Duft im Herzen mit Tulpen und Rosen auf, die auf einer Basis von dunklem Teakholz und Vetiver ruhen. Der Parfumeur des Duftes ist ein alter Bekannter – Laurent Le Guernec. Und, ich muss es dazu sagen – ich bin zwar absolut kein Flakonsammler, aber dieses knallige Pink finde ich schon ziemlich cool ;)“

Traubig-wässrig präsentiert sich der Duft im Auftakt auch und ich frage mich, ob die Traubenhyazinthe selbst auch im Original fruchtige Gerüche verströmt, vielleicht allerdings ist auch nur meine Nase des Wahnsinns fette Beute, denn anstatt der Heidelbeeren, der schönen züchtigen offeriert sie mir – Nektarine, Pfirsich? Zumindest strahlen mich dieses aus einem beruhigend rosig-tulpigen Bett heraus an – liege ich, liegen wir doch nicht so falsch… Tulpen, ähnlich wässrig-süß umgesetzt wie in Byredos schönem transparenten Tulipe, und minzig-frische Rose, hell und luzide leuchtend in den schönsten Pink- und Rosatönen. Das Teakholz erblasst vor dieser poppigen Schönheit und hält sich ganz Gentleman im Hintergrund, während Vetiver grasgrüne Effekte zaubert.

Ein locker-leichter Frühlingsduft, heiter, beschwingt, dynamisch – in solch einem Park lässt sich’s leben, lässt sich’s leicht arbeiten, schreiben, kreativ sein. Der Duft dazu tut sein Übriges – und ist somit hervorragend dazu geeignet, tagsüber den Frühling mit ins Geschäft zu nehmen, und mit Blühendem für frischen Wind zu sorgen.

Hinter High Line verbirgt sich ein wunderschönes Projekt, von dem ich schon einmal erzählt hatte:

„Die Geschichte hinter High Line ist durchaus bemerkenswert, ist der Duft doch der erste, der einer Bahnstrecke gewidmet ist, allerdings einer sehr besonderen: Die High Line erstreckt sich inmitten des Manhattaner Westens und wurde ursprünglich in den 30er Jahren erbaut, um den Schienenverkehr umzuleiten. Eine Hochbahntrasse, die nun, da sie keiner mehr braucht, innerstädtisch umgenutzt wird: Nach Vorgaben des bekannten dänischen Landschaftsarchitekten und -designers Piet Odouls entsteht ein Park für die Öffentlichkeit. Urbane Tristesse ade, back to Nature ahoi oder so ähnlich. Eine schöne Idee und ein tolles Projekt, dass Bond No. 9 Gründerin Laurice Rahme gerne unterstützen möchte: Sie kreierte den Duft High Line zusammen mit Laurent Le Guernec von IFF, der den Duft als „fun floral in a very modern, industrial way” bezeichnet, ergo einen fröhlichen Floralen in sehr moderner Umsetzung. Die Ingredienzen sind an die im Park vorfindlichen Pflanzen angelehnt: Bergamotte, Purpur-Liebesgras (ja, heißt wirklich so…), Traubenhyazinthe, Rhabarber, Rose, Tulpe, Orangenblüte, ozonische Noten, Aldehyde. Rahme ist dem Verein der Freunde der High Line beigetreten und spendet 4% der Einnahmen aus den High-Line-Verkäufen zur weiteren Begrünung des noch nicht fertiggestellten Parks. Wer sich das Projekt mal ansehen mag und in nächster Zeit nicht nach New York kommt klicke bitte hier.“

Fun-Floral gefällt mir als Bezeichnung irgendwie gut für einen Ami-Duft, obgleich ich diese eher als geeignet für Madison Square Park ansehen würde, vielleicht wegen der Pfirsichfruchtigkeit, die ich dort herausrieche. High Line ist vielmehr modern, ein sauberer, ozonig-luftiger Duft für den smarten jungen Großstädter, und meines Erachtens nach typisch amerikanisch: Dezent grün, subtil fruchtig und verhalten floral mit ein paar Hesperidensprenklern und, wenn ich mich arg anstrenge, auch mit ein paar Fasern fruchtiger Rhabarberherbheit, die im Duftverlauf sogar an Prägnanz gewinnen. Trotzdem ich Rhabarber sehr mag und trotzdem der Duft an und für sich nicht schlecht ist – mir fehlt hier leider ein bisschen das Profil, vielleicht auch die Kanten. Ein frühlingsfrischer Immergeher, ja. Und nett ist er auch – er tut auch nicht weh. Aber vielleicht ist auch genau das das Problem – oder ich habe einfach einen schlechten Tag, wir werden sehen…

In jedem Fall wünsche ich Euch einen schönen Resttag und sende Euch liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Flatiron Building over Madison Square Park von Daryl Samuel, The High Line in Manhattan, New York City at West 20th Street, looking downtown (south) von Beyond my Ken, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Hier finden Sie die Kollektion von Bond No. 9 in unserem Shop.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Annette
    21. September 2011
    Antworten

    Liebe Uli,

    nur ganz kurz (keine Zeit): nö, bist nicht wahnsinnig (oder wir teilen diesen Wahnsinn zumindest *g*) – für mich riechen _manche_ Sorten Traubenhyazinthe leicht aprikosig.
    Manno, ich muß jettz wirklich mal vom Bildschirm abgekoppelt werden, gerade habe ich Rhabarberheit (statt ~herbheit) gelesen und war sehr am Grübeln, ob es diese Wort denn gäbe..

    Viele liebe Grüße!

    Annette

    PS: Piet Oudolf ist das nicht der Landschaftsgärtner, der so für verscheidene Gräser zwischen Stauden plädiert und damit tolle Pflanzungen anlegt? Meine, tolle Herbstbilder von seinen Beeten gesen zu haben…

    PPS: gegoogelt, gefunden: er isses. Schwerste Anguckempfehlung für Bilder seiner Anlagen!

  2. Ulrike
    22. September 2011
    Antworten

    Schön, dass ich nicht alleine einen Ratsch am Kappes habe, danke Annette 😉 Das kann ich nur zurückgeben: Es gibt in der Tat weder RhabarberHEIT noch RhabarberHERBHEIT, allerdings muss ich mir für Euch hier eben immer ein paar Neologismen einfallen lassen. Und überhaupt – ich weiß, IHR versteht mich! 🙂

    Den Piet habe ich mir gerade angeschaut – Respekt. Mein brauner Daumen kann da definitiv nicht mithalten… aber es liegt auch gaanz bestimmt an der Wohnlage und dem vielen Schatten… 😉

    Ganz viele liebe Grüße,

    die Uli.

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