Nach London zu Molton Brown geht es heute erneut – und zwar einmal via China mit Lijiang und einmal via Indonesien mit Singosari, den beiden asiatischen Düften der Navigation Through Scents-Kollektion.
Lijiang verwirrt erst einmal – gemeint ist wohl nicht die Stadt Lijiang, auf Deutsch Stadt am schönen Fluss (gemeint ist Li), in der chinesischen Provinz Yunnan gelegen und unter diesem Namen im 13. Jahrhundert nach der Eroberung der Region durch Kublai Khan gegründet (der uns nicht nur historisch, sondern auch durch den Duft von Serge Lutens ein Begriff ist ;)). Die Rede ist hier wohl von dem Fluss Li Jiang oder auch Li-Fluss, der sich 437 lange Kilometer durch die Volksrepublik schlängelt und für die ihn umgebenden schönen Landschaften berühmt wurde.
Auf eben jenen Fluss lädt uns der Duft ein, auf ein Bambussegelboot, mit dem man die Ufer entlangfährt, getragen von den sanften Wellen und getrieben von einer leichten Brise… und seid Euch sicher, auf diesem Segelboot sitzt auch eine typisch asiatischen Schönheiten mit milchig-transparenter Haut, fragil, feminin und anmutig, gehüllt in einen traditionellen Seidenkimono. Genau wie dieser umfließt einen Lijiang, jene Impression einfangend: Weißer Tee in unschuldig-reiner Frische zeichnet die Aura, während Osmanthus keck die ewig jugendliche Pfirsichhaut in ihrer subtilen Süße malt. Moschus stiftet seidene Weichheit und Vetiver haucht grasige Rauchigkeit ein, die an das Gleiten im Wasser gemahnt, von subtiler grüner Frische begleitet. Kontrastiert wird das Bild von einer Prise rosa Pfeffer, dezente Schärfe, die Spannung generiert.
Ein zarter Duft wie ein Aquarell, ein bisschen an Memos Inlé erinnernd, der sich thematisch ebenfalls an Asien orientiert.
Unsere weitere Reise führt uns ins Inselreich Indonesien: Singosari begibt sich olfaktorisch auf die Spuren der alten Gewürzroute, welche von Europa um die Spitze Afrikas herum über Südindien nach Indonesien führte, und dort vor allem zu den Molukken, den Gewürzinseln. Von Monsun ist die Rede, „blutwarmem“ Regen, Tempelruinen und grünem Dschungel – hört sich für mich alles schon wieder schwer nach Joseph Conrad und Heart of Darkness an. „Spicy-woody“ soll er sein, der Duft voller Abenteuer, und eventuell Wunder beinhalten – schauen wir mal, ob er mich auch zum Staunen bringt auf meiner Entdeckerschnuppertour…
Entgegen weht mir als allererstes Ingwer, den wir in letzter Zeit häufiger mal hatten – scheint eine Lieblingsingredienz der Nachwuchsparfumeurin Jennifer Jambon zu sein, die die Nase hinter der ganzen Kollektion ist. Herb-säuerliche Fruchtigkeit von trockener Strenge, die alsbald auf interessante Art und Weise von zwei polarisierenden Kontrahenten umgarnt wird: Kühler hoheitlicher Weihrauch düster-sakralen Charakters sieht sich der warmen Würze und kecken Schärfe von Muskat und süßem Zimt gegenüber – ein einnehmendes Trio, in Koketterie sich ergeben, von rauchigem Vetiver und samtig-erdigem Patchouli untermalt.
Ob die Gewürzroutenassoziation ein Garant für gute Düfte ist? Mmhhh, Lubins bereits gestern angesprochener Idole ist ein schönes Beispiel dafür, hinter dem sich Sangosari keinesfalls verstecken muss. Ebenso gelungen finde ich hier vor allen Dingen auch, dass wir es wieder mit einem jener großartigen Gewürzlinge zu tun haben, der als Kontrast zu dem Trockenen, Würzigen, zum Teil Süßen eine Frucht setzt – ein weiteres Beispiel hierfür wäre Michel Roudnitskas Noir Épices für Frédéric Malle.
Folgen wir Herodots Einteilung der Welt in Kontinente, die das gesamte Altertum über als gültig angesehen wurde, fehlt uns nach Afrika und Asien jetzt noch Europa. Das erledigen wir am Montag – und weil ich nicht so bin spendiere ich noch Amerika 😉
Liebe Grüße, ein schönes Wochenende und bis bald,
Eure Ulrike.
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