Eau de Fröhliche – Teil 2.

Gestern hatte ich bereits von der Idee, der Intention und der glücklichen Fügung des Schicksal erzählt, die Erik Kormann dazu bewog, uns seinen Weihrauchduft Eau de Fröhliche zu bescheren. Heute möchte ich mich nun dem Duft selbst sowie dessen Ingredienzen widmen – Herr Kormann war mir dabei eine große Hilfe und ein liebenswerter Gesprächspartner.

Kommen wir zuerst einmal zu den Ingredienzen – Eau de Fröhliche enthält: Weihrauchöl, Tolubalsam, Tonka, Vanille Absolue, Irisbutter (Veilchenwurz oder auch Iris Pallida), Kardamom, Patchouli, Frambinone und Rosenholz.

Kormanns Intention war, wie gesagt, einen Orientalen zu kreieren, da Weihrauch an und für sich eine orientalische Ingredienz ist – für ihn lag es da nahe, dieses ohnehin schon von einer bemerkenswerten Süße zeugende, verbrannt-karamellisierte Weihrauchöl mit Duftnoten zu kombinieren, die wir ohnehin mit dem Orient assoziieren:

„Für mich riechen harzige Düfte oft irgendwie nach Lösungsmitteln. Ich muss dann an angeritzte Bäume oder lackierte Holzflächen denken – das wollte ich nicht. Mir gefällt der würzig-aromatische Teil des Parfums und dieser Weihrauch sollte, musste einfach lieblich werden.“

Um diese Facetten des Weihrauchs hervorzuheben, benutzte Kormann zuerst einmal Vanille und Tonkabohne, welche eine ähnliche, ebenfalls an Cumarin erinnernde würzige Süße offenbart. Tolubalsam unterstreicht diese Aspekte mittels seinem ebenfalls vanillig anmutenden, würzig-harzigen Charakter. Für die Schokoladenseite ist Patchouli zuständig, welchem immer eine kakaoartige Note anhaftet. Frambione, auch Himbeerketon genannt, unterstützt die bereits genannten Ingredienzen:

„Der Duft riecht natürlich nicht nach Himbeere. Soll er auch nicht. Himbeerketon ist ein ganz, ganz schwacher Riechstoff, der nur leicht an Himbeeren erinnert. Er wirkt schön fruchtig und süß. Ich wollte genau diese fruchtige Süße. Mehr nicht und außerdem hat Himbeerketon eine geniale Haftung und er wirkt fast schon wie ein Fixativ.“

Dazu kommt dann noch Irisbutter:

„Die Irisbutter rundet den blumigen Teil des Duftes ab. Ist schon ein komischer Stoff. Riecht irgendwie nach Möhre, wird auch oft mit Karottensamenöl gestreckt (was auch nicht gerade billig ist), und schafft in einem Duft eine unglaubliche Natürlichkeit. Man riecht natürlich nicht nach Möhre. Ich merke aber sofort, wenn die Iris in dem Duft fehlt.“

Und als letzte Ingredienzen Kardamom, ein beschwipster, der die geneigte Nase in der Kopfnote begrüßt, und Rosenholz:

„Was scheinbar nur am Rand erscheint ist das Rosenholz (Linaloeöl). In der Literatur wird Rosenholzöl als blumig, an Rosen erinnernd, würzig und süß beschrieben. Ich muß bei Rosenholzöl zugleich immer an Bergamotte denken, weil Linalool auch in den Zitrusfrüchten enthalten ist und genau dieser Charakter war und ist mir zu Anfang wichtig.“

Die Kreation der Basis von Eau de Fröhliche gestaltete sich wohl nicht ganz einfach, wie Erik Kormann mir schrieb – und bediente sich dabei eines netten Vergleichs:

„Die Basis des Duftes war schwierig, weil viele der Stoffe sehr dicht zusammen sind und ich keinen duftenden Einheitsbrei wollte. Es ist wie Hubschrauber fliegen im Wohnzimmer. Es ist zwar kein Platz, Spaß macht es trotzdem. Aber ich will mal meine Gedanken erläutern. Weihrauch ist ja aus christlicher Sicht eine Botschaft an den lieben Gott. Da habe ich zwar nichts dagegen, doch ich hab’s nun mal nicht so mit Gott und wenn schon christlich vergeistigt und kontemplativ, den bitte ohne Räucherei. Dieser nüchterne und aufsteigende Charakter von verräuchertem Weihrauch reizt mich persönlich nicht. Ich muss bei Weihrauch an andere Dinge denken.“

Ich habe keine Ahnung, an was Herr Kormann alles bei Weihrauch denken muss – es kann eigentlich nur Gutes sein, wenn ich mir das Resultat Eau de Fröhliche unter die Nase halte – denn der Duft ist wirklich vollkommen außergewöhlich, auch und gerade für einen Weihrauch. Ein solcher ist es, ganz bestimmt. Aber ein beschwingter. Ein heiteres Naturell, selbstbewusst und ernsthaft, aber lebensfroh, positiv.

Im Auftakt kitzeln einen kecke (Him)Beerennoten in der Nase. Karamellisiert kommen sie daher, ich kann sie förmlich riechen, die leicht angebrannte Zuckerkruste, die bräunliche. Und ehe ich mich versah finde ich sie, mich wieder, überzogen von einer pudrigen Schicht feinsten zartbitteren Kakaos, der eine erhabene Weihrauchseele beschützt. Eine rauchige, harzige. Und eine verhalten süße. Eine von bittersüßer Melancholie, die die Leichtigkeit des Seins verinnerlicht hat und lebt. Eine, die lächelt, frohgemut.

Ein Weihrauch ist Eau de Fröhliche somit, ganz bestimmt. Aber ein beschwingter. Ein von fruchtigen Anklängen begleiteter, der mit buttriger Iris und Hölzern brilliert und gar deliziöse Gourmandnoten birgt – pudrige zartbittere Schokolade hochadliger Herkunft und cremig-würzige Vanille. Ein Traum – und nicht nur ein Weihnachtstraum.

Die Flakons sind im übrigen geschmückt von einem eigens für Erik Kormann von dem Designer Jo Zarth geschaffenen Etikett. Die Zunge des darauf abgebildeten Mopses wurde auf jeder Flasche von Hand nachkoloriert. Und jeder Duft kommt nicht nur mit einem kleinen Pröbchen des göttlichen Weihrauchs, der es Kormann so angetan hat, sondern auch mit einem Pröbchen Iris und Tonka eigens für die geneigte Nase. Finde ich toll – und Ihr?

Habt Ihr schon getestet? Wie liest es sich für Euch? Ich bin gespannt!

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

5 Kommentare

  1. Margot
    18. August 2011
    Antworten

    Liebe Uli,

    Du hast aber auch eine Art, einem den Mund wässrig zu machen! Auf jeden Fall enthält Eau de Fröhliche alles was meine Nase zuckend macht! Ja, ich werde ihn in den nächsten Tagen testen können und sehe diesem Augenblick mit Ungeduld entgegen!

    LG, Margot

  2. Christiane
    18. August 2011
    Antworten

    Da ich an der Quelle sitze (*angeb*), gehört mir dieser wunderschöne Duft schon seit letztem Jahr. Und Deiner Beschreibung ist nichts hinzuzufügen – außer: Unbedingt testen!
    Die Dufterfahrung mit der Iriswurzel durfte ich im Laden auch machen – roch wirklich eher nach Möhrenbrei (diese Babygläschen) – und damit kann man so schöne Düfte kreieren?! Wieder was dazu gelernt. Und Eriks Laden ist ein Muss für jeden duftliebenden Berlintouristen.

  3. Ulrike
    19. August 2011
    Antworten

    Ja, die Fröhliche, sie ist ein wirklich nettes Düftchen 🙂
    Und Herr Kormanns Laden steht natürlich fest auf dem Programm, sollte es mich mal wieder in die Hauptstadt verschlagen 🙂

    Liebe Grüße,

    Ulrike.

  4. Erika
    2. September 2011
    Antworten

    Hurrah endlich ist der Duft da 🙂 darauf habe ich schon eine Weile gewartet nachdem ich schonmal an einem Pröbchen riechen konnte..

    LG
    Erika

  5. Ulrike
    5. September 2011
    Antworten

    Der ist fein, gelle? 🙂 Finde ich auch. Und vor allem ist er ein Weihrauch, den man sehr gerne auch (fast) ganzjährig tragen kann – das geht nicht mit jedem.

    Liebe Grüße zurück,

    Ulrike.

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