Der Garten des Dichters…

Jardin du Poète heißt er, der neue Duft aus dem Hause Eau d’Italie, für den einmal mehr der omnipräsente Bertrand Duchaufour verpflichtet wurde.

„The inspiration for this fragrance is a tale from a bygone era, when nations where ruled by poets, and poets were sacred to Apollo. In those days Sicily was a Greek colony, Syracuse was a fragrant court, and its gardens vibrated with the scent of citrus orchards and rows of aromatic plants. Thus „Jardin du Poete“, the poet’s garden, a luminous fragrance to evoke Sicily and all things Sicilian.“

Ein Land von heiligen Dichtern regiert – erinnert mich spontan ein bisschen an Schillers ästhetische Erziehung und an die imposanten (und äußerst theorielastigen) Tagträumereien der Romantiker: „Die Welt muss romantisiert werden!“, so forderte Novalis, und gab auch gleich die Alltagsanleitung für jene poetische Überhöhung der Dinge: „Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekannten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe so romantisiere ich es.“ Eine Prise Umdeutung schadet im Leben nicht, auch wenn nicht alles Einstellungssache ist, lässt sich viel damit beheben.

Monsieur Duchaufour hatte in jedem Falle einen Superlativ im Blick, als er Jardin du Poète kreierte, und zeigt einmal mehr was für ein phantastisches Händchen er als Parfumeur besitzt.

Der Auftakt des Duftes gleicht einem Schritt in einen paradiesgleichen Hesperidengarten: Agrumen in Hülle und Fülle – saftige Mandarinen, leuchtende Bitterorange und säuerliche Grapefruit, die alsbald den Blick freilassen auf einen gar herrlichen Kräutergarten. Basilikum, bitter und dunkelgrün, leuchtet und strahlt, und ich vermeine dahinter Tomatensträucher zu erblicken. Denn die zerriebenen Blätter von Tomaten rieche ich, ähnlich wie in dem von mir sehr geliebten Raumspray Feuilles de Tomate von Parfums d’Orsay. Frisch, grün, leicht herb und von jener seltsamen Art „Fruchtigkeit“ begleitet, die Tomaten so an sich haben. In diesem beeindruckenden aromatischen Überfluss lässt sich vortrefflich schwelgen, er begleitet ein weit in den Duft hinein, bis später eine trockene Wärme an Einfluss gewinnt: Würzige Heunoten von sich sehr zivilisiert benehmender Immortelle (ohne Maggianleihen, versprochen!) stiften ebendiese, während Vetiver und Zypresse holzig-grüne Akzente setzen samt eines leichten Hauch Rauchs, von der Basis aus Moschus subtile Weichheit erfahrend.

Jardin du Poète ist grün-aromatisch, überaus authentisch, zitrisch und gleichermaßen durchgängig frisch wie sonnengewärmt. Mir will der Duft wie eine Kindheitserinnerung scheinen, an einen Garten Eden, einen einsamen. Ans Paradies. Und weckt so gedankliche Querverweise, die ich Euch nicht vorenthalten will: Die erhabene Einsamkeit eines Goutalschen Ninfeo Mios, das grüne Strahlen eines oder dasjenige von Odoris Gli Odori ohne Transpira… äh, Kumin. Heu und Bitterorange bei Ellenas Klassiker Bigarade Concentrée abgeschaut und das Zitrusfrüchte-Ensemble aus einem jener Vorzeige-Hesperiden wie zum Beispiel Atelier Colognes Orange Sanguine.

Sollte Sizilien auch nur in Ansätzen derart überzeugend sein wie Jardin du Poète, so steht es auf meiner Reiseliste demnächst ganz weit oben. Aber, wer weiß – noch mehr so schöne Düfte und es muss vielleicht dann doch zunächst das Geburtshaus der Eau d’Italie-Kollektion sein, Le Sirenuse in Positano, in dem ich zu weilen gedenke. Ich sehe schon, eine Italienrundreise wäre auch nicht so schlecht…

Einen schönen Tag Euch noch sowie ein ebensolches Wochenende und liebe Grüße,

Eure Ulrike, nach einer „Reise-Woche“ in Urlaubsplänen schwelgend.

Bildquelle: „Palermo (Sicilia). Travel poster shows a garden courtyard with arcade and tower of San Giovanni degli Eremiti in Palermo, Sicily. Print by Stab. A. Marzi, Roma, for ENIT (Ente Nazionale Italiano per il Turismo), ca. 1920.“ von trialsanderrors, Citrus aurantium chinotto von Raul654, beides via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Hier finden Sie Jardin du Poète in unserem Shop.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

7 Kommentare

  1. Margot
    12. August 2011
    Antworten

    Liebe Uli,

    Sizilien und Positano stehen auf meiner Reise-Wunschliste inzwischen auch ganz oben. Um im Le Sirenuse jedoch nächtigen zu können, bedarf es eines hohen Lottogewinns. Sei allerdings versichert, dass es in Positano noch jede Menge andere Hotels gibt! Le Sirenuse kann man dann mal Anschauen gehen.

    Jedenfalls klingt Deine Beschreibung mal wieder *hach* und verschönt mir den Tag mit Träumen von Sonne und Genuß!

    LG und schönes Wochenende,
    Margot

  2. Ulrike
    12. August 2011
    Antworten

    Huhuu liebe Margot,

    vielen Dank für das Kompliment 🙂 Freut mich, wenn Dir mein Artikel den Tag erhellt. Im übrigen ist es tatsächlich ein so schöner Duft.
    Dass es in der Gegend noch viele tolle Hotels gibt glaube ich gleich. Vielleicht komme ich ja auch endlich mal wieder in den Urlaub 😉

    Liebe Grüße,

    die Uli.

  3. Christiane
    12. August 2011
    Antworten

    Danke, Uli, für die schöne Beschreibung.
    Ich habe mich in den Duft auch sofort verliebt (und die Riesenpulle adoptiert) – wenn Sizilien so schön ist, wie der Duft riecht, sollte man eine Auswanderung überdenken…

  4. Ulrike
    13. August 2011
    Antworten

    Du wanderst mit uns aus liebe Christiane? Fein!
    Habe nichts dagegen – ein bisschen Sommer wäre derzeit nicht schlecht,
    darüber hinaus ist für das leibliche Wohl in Italien immer gut gesorgt.
    Außerdem könnte ich mal wieder als Schreibtischzombie ein paar vokalreich dahingesäuselte Komplimente gebrauchen 😉
    Le Sirenuse ist dann vorübergehend als Heimstatt gebucht, bevor wir unser Häuschen am Meer finden?

    Liebe Grüße,

    die Uli, träumend 😉

  5. Christiane
    13. August 2011
    Antworten

    Gerne, aber nur, wenn unsere Katzen mitdürfen.
    Ach ja, südländische Heißblut-Komplimente, Rotwein, lecker Essen, Sonne! *Mitträum*

  6. Almut
    18. August 2011
    Antworten

    liebe uli,

    ich war heute in wien unterwegs und wollte eigentlich ein paar pudrige herbstschmeichler testen (das wetter die letzten wochen hat meine lust auf herbstdüfte heraufbeschworen). die verkäuferin in meiner stammparfumerie hat mir dann trotzdem den jardin du poete unters näschen gehalten und gemeint „der gefällt ihnen, den müssen sie testen.“

    tja, was soll ich sagen, er hat mich derart beeindruckt und überzeugt, dass ich die herbst-puder-kuschler auf eis gelegt habe und den garten des poeten mit nach hause genommen habe 😉

    lieben gruß, almut

  7. Ulrike
    19. August 2011
    Antworten

    Hallo liebe Almut,

    das ist aber schön 🙂 Hätte ich mir denken können, dass Du ihn magst 🙂
    Und, gib es zu, die Herbstkuschler haben noch ein wenig Zeit –

    sprach jetzt schon am PC schwitzend die Uli und grüßte ganz herzlich 😉

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