Carner Barcelona…

ist der Name eines neuen Labels, das vor nicht allzu langer Zeit am Firmament des Parfummarktes erschien.

Die Geschichte hinter der Firma ist schnell erzählt und ähnelt, neutral bemerkt, der von vielen solchen Unternehmen: Das Gesicht hinter Carner Barcelona ist Sara Carner, die schon seit frühester Kindheit duftverrückt war, was sich in ausufernder Sammelei von Parfumflakons und Duftkerzen äußerte sowie einem ausgeprägten Interesse an Düften. Nach einem Studium an der renommierten New Yorker Columbia University brach die Tochter eines Lederfabrikanten erstmal auf zu einer beruflichen Karriere im internationalen Kosmetikbusiness, wo sie mit den besten Köpfen der Branche arbeitete.

Die Erinnerung an eine behütete Kindheit in Spanien blieb, an die Menschen dort, an einzigartige Orte, Begegnungen, verknüpft mit Erinnerungen und natürlich – Düften. Damit wuchs nicht nur der Wunsch, zurückzukehren, sondern auch das Bedürfnis, die Leidenschaft für Düfte auszuleben und, verknüpft mit den beruflichen Erfahrungen, zur Profession zu machen, was Carner nach ihrer Rückkehr nach Barcelona auch prompt in die Tat umsetzte.

Tardes und D600 heißen sie, die beiden ersten Düfte von Carner Barcelona, die ich mir heute für Euch unter die Nase klemmen werde.

Tardes ist, soweit zu lesen ist, eine Hommage an das friedliche Landleben in Katalonien und an einen schönen Spätsommernachmittag: Von Weizenfeldern im mediterranen Sommer ist die Rede und von Mandelbäumen, von goldenen Sonnenstrahlen, einer sanften Brise und entspanntem Müßiggang, nachgezeichnet mit folgenden Zutaten: Kopfnote: Geranium, Bulgarische Rose, Rosenholz, Mandel; Herznote: Virginia-Zedernholz, Sellerie, Pflaume; Basisnote: Tonkabohne, Moschus, Heliotrop.

Im Auftakt überwiegen fruchtige Pflaumennoten, von minzig-rosiger Frische umweht, welche in einer riesigen Wolke luftig-leichten Mandelschaums überleiten. Eine samtig-cremige, dezent marzipanige weiche Wattewolke von Mandeln, die im Verlauf des Duftes immer mehr Amarettini-Charakter annimmt. Ich bin mir so sicher, dass es da draußen viele (Frauen) gibt, die Tardes dafür lieben werden. Ein deliziöser Gourmandduft von sehr gut ausbalancierter Süße, weder vorlaut noch aufdringlich, sondern reif und erwachsen.

D600 (woher kommt eigentlich dieser Name?) soll den urbanen Lifestyle der Metropole Barcelona einfangen, genauer: deren morgendliches Erwachen: Die exotischen Gerüchte des „Mercat de la Boqueria“ in den historischen Markthallen im Herzen der Stadt mischen sich mit der belebenden Kühle des nahen Meeres. Sie strömen durch die geöffneten Fenster, während sich Las Ramblas, Barcelonas große Prachtallee, langsam füllt und die Stadt ihre mitreißende Melodie aus fröhlicher Betriebsamkeit und geschäftigem Treiben erklingen lässt. „Vibrant spicy“ soll der Duft sein, mit einem „touch of mystery“, einem geheimnisvollen Hauch.

Die Ingredienzen: Kopfnote: Schwarzer Pfeffer, Bergamotte, Grapefruit; Herznote: Kardamom, lris, Jasmin; Basisnote: Virginia-Zedernholz, Vanille, Vetiver.

Der Duft von rauchigem Zedernholz weht einem bereits im Auftakt entgegen, von Pfeffer gewürzt und mit zitrischen Sprenklern versehen, die hin und wieder hervorblitzen. Cremige Vanille von subtiler Süße geht eine aufregende Liaison ein mit Rauch und Holz, von einem floral-erdigen Hintergrund begleitet.

Mich persönlich erinnert D600 an etwas – und zwar an eine sehr zivilisierte Variante von Annick Ménardos göttlichem Patchouli 24 sowie an Byredos Gypsy Water. Dem geneigten Leser dürfte klar sein, dass er damit bei mir bereits gewonnen hat. Wobei zu bemerken gilt, dass Teststreifen und Haut sehr differente Fokussierungen zeigen: Das Papier bringt die Hesperiden dominanter hervor, während auf meiner Haut eine herrliche rauchige Vanille erstrahlt.

Wie sieht es bei Euch aus, habt Ihr schon getestet, was sagt Eure Hautchemie?

Liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Mandelblüte von Manfred Heyde, Menjablanc von Tabalot, View from Palau Nacional towards Plaça d’Espanya, Barcelona von Baikonur, alles via Wiki, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Hier finden Sie die Düfte Tardes und D600 von Carner Barcelona in unserem Shop.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Carola
    23. Juli 2011
    Antworten

    Oh ja, diese beiden Schätze habe ich getestet und sie gefallen mir beide sehr gut. Tardes ist ein schönes nicht aufdringliches mediterranes Leckerli. Dieses minzig-rosige im Auftakt ist mir auch aufgefallen, obwohl ich nichts von Minze gelesen habe. Dann kommt auch gleich die Mandel, aber eben nicht so süß und auch würziger als üblich, leicht pudrig mit der Haut verschmelzend. Ich gebe ja zu, dass ich manchmal eine olfaktorische Naschkatze bin und hier könnte ich noch schwach werden.
    D600 ist der Knaller, aber bei mir nach dem Hauttest eher für meinen Mann, der ihn auch schon testen musste (durfte) und der göttlich an ihm wurde. Spritzig, würzig, skinnig, sinnlich, der Duft ist alles auf einmal. Die Hesperiden im Auftakt perfekt, leicht gepfeffert. Das Rauchige, etwas Vanillige ist zum Niederknien schön. Allerdings baut meine Haut da etwas herb Maskulines rein, was ihn eben für mich eher zum Herrenduft macht, aber einem sehr schönen und mir war völlig klar, dass Du voll auf ihn abfährst.

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
    Carola

  2. Ulrike
    25. Juli 2011
    Antworten

    Hallo liebe Carola,

    aaah, schon getestet, schön! Und einer für jeden 😉
    Dass D600 an einem Mann toll wirken kann, kann ich mir sehr gut vorstellen. Und betreffs Tardes: Das Minzig-Rosige kommt vom Geranium,
    ist eine ganz charakteristische Note/Facette desselben.
    Mir gefallen ebenfalls beide Düfte, schwach werden könnte ich bei D600.
    Muss nochmals testen, ob ich ihn neben dem Le Labo und dem Byredo, die bereits in meiner Sammlung sind, auch noch haben muss 😉

    Liebe Grüße,

    Ulrike.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert