Heute und morgen rutsche ich im Schnelldurchgang vier Italiener durch, die schon viel zu lange einer Rezension im Dufttagebuch harren und mich mittlerweile vorwurfsvoll-drohend mit ihrer Präsenz unter Druck setzen.
Silvana Casoli von Il Profumo hat ihre Osmo-Linie um zwei Düfte erweitert, Ginger und Cannabis. Zuerst in die Finger fällt mir Cannabis. Was soll ich sagen – meine bescheidenen sachkundigen Kenntnisse zu derlei Substanzen liegen Jahre zurück, ich habe sie aber anders in Erinnerung. Gualtieri, die verrückte Nase von Nasomatto, liegt da mit seinem phänomenalen und permanent ausverkauften Black Afgano schon sehr viel näher. Und trotzdem verstehe ich im Laufe der Entwicklung, was Casoli im Blick hatte: Einerseits krautig-kräuterig, aber trocken präsentiert sich der Duft, auf einem seltsam warmen, pudrigen Lager ruhend und mit leichter Süße versehen, zu der sich eine würzige Schärfe gesellt, die sich durchaus mit dem warmen Rauch von brennendem Hanf vergleichen lässt, eine eigenartig sauberen Hauch nach sich ziehend. Gewürznelke vermute ich und Moschus, zarte Mandeln und chypriert-krautige Anklänge. „Elegant, hypnotisch und provokativ“ passt also ganz gut, obgleich der Duft wirklich tragbar ist.
Ginger hat natürlich leichtes Spiel mit mir, zählt diese Ingredienz doch zu meinen Lieblingen: Im Auftakt prickelnd wie ein Schaumwein, mit einer zitrisch-säuerlichen Bitterkeit versehen geben sich einige Agrumenfrüchte ein dynamisches Stelldichein, dass von der ihm genuinen frischen, fruchtig-trockenen Herbheit des Ingwers harmonisch ergänzt wird. Im Abgang gibt es dann noch ein wenig fruchtiges grünes Gummibärchen à la Nasomatto Absinth. Absolut unkompliziert, nicht wahnsinnig komplex, aber schön – es muss nicht immer kompliziert sein. Ich kann mir den Duft bestens vorstellen als Begleiter für derlei heiße Tage, wie wir sie gerade vermehrt hatten. Genügend Leichtigkeit besitzt er, er macht aber auch den Kopf frei – „geballte Energie“, „ein Synonym für Vitalität“, „Lebensfreude weckend“, „ein klarer Geist und freie Gedanken“, die Beschreibungen sind wahrlich treffend für diesen „kraftvollen Duft“, dem ich im übrigen auch noch eine Note grünen Apfels andichte.
Morgen geht es weiter mit den Vergessenen von Sigili – Hesperia und Ea. Bis dahin liebe Grüße und einen schönen Tag wünscht Euch Eure
Ulrike.
Bildquelle: Two varieties of ginger as sold in Haikou, Hainan, China von Anna Frodesiak, Cannabis Sativa von Michael Wolf, alles via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!
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Hallo,
das „Cannabis“ auf das ich soo neugierig war – habe ich bei der letzten Freitagsversloung gewonnen 🙂
Vielen, vielen herzlichen Dank für all die Proben!!
Natürlich sofort getestet:
Toller Duft, bei mir scheint er aber ganz anders rauszukommen.
Beim ersten Auftragen wie ganz frisch gemähter nasser Rasen, aber mit flirrenden Dazwischen-Spritzern von (mußte lange nachdenken): ja, Waldmeisterbrause. Frisch, leicht, leicht süßlich, dabei aber weder blumig noch gourmandig. Dann tut sich länger nichts, die grünen Töne verblassen (schade!) relativ schnell und es entwickelt sich langsam und sehr dezent ein sehr cleaner, skinniger Seifen-?/Babycremegeruch (hm, am ehesten wohl bebe). Ganz angenehm, sehr unspektakulär.
Leider kann ich schlecht alle zwanzig Minuten „nachladen“, aber direkt nach dem Aufsprühen auf jeden Fall ein echter Gute-Laune-Macher!
Liebe Grüße!
Annette
PS: Sehe gerade erst bewußt, daß auch Du Mandeln konstatiert hast, dann liegt bebe-Creme ja gar nicht so daneben… 😉
Hallo liebe Annette,
ja, in der Tat liegen wir da vermutlich nicht allzu weit von einander entfernt mit unseren Duftauffassungen 🙂
Mir gefällt das verbotene Pflänzchen im Auftakt auch besser als in der Basis, ich bin aber auch kein ausgesprochener Fan von sauber-seifigen Düften und/oder pudrig-mandeligem Untergrund.
Trotz allem – einen Test sind beide wert, finde ich.
Liebe Grüße,
Ulrike.
Hallo, liebe Uli,
ha, ich werd’s testhalber mal auf Haare und/oder Klamotten sprühen – vielleicht geht die Seife dann weg *g*
Liebe Grüße
Annette
Huhuu liebe Annette,
in die Haare sprühen liebe ich ja auch… Obgleich ich mir nicht sicher bin ob das so der Knaller ist für meine dünnen Fusseln 😉
Liebe Grüße zurück –
Uli.
Hallo, liebe Uli!
Spät aber doch, der Erfahrungsberiecht (was für ein Tippfehler *g*- den laß ich jetzt mal so stehen): in den Haaren – unglaublich- h
hält und hält und hält. Hätte ich nicht gedacht! (Und ich bin auch nur mit ein paar dünnen Schnittläuchern von Haaren gesegnet)
Viele liebe Grüße!
Annette
Hallo liebe Annette,
danke für den Nachzügler 😉
Ja, das ist immer so eine Sache – in den Haaren oder auch gerne in Kleidung, bei mir immer wieder Schals, hält sich mancher Duft
doch anders, besser! Besonders schlimm wird es allerdings, wenn es eine Melange aus verschiedenen Düften ist – die dann sehr gerne
mal so göttlich riecht, sich aber nicht mehr genau identifizieren lässt 😉 Kennst Du das?
Liebe Grüße zurück,
Uli.