Histoires de Parfums – Casanova

Casanova ritrattoCasanova – wer kennt ihn nicht, den Namen des venezianischen Schriftstellers und Freigeistes, der wie kein anderer zu einem Synonym des Verführers und Lebemanns schlechthin wurde. Dass die Priesterlaufbahn nicht das Rechte für ihn war, zeigte sich, als er, nachdem er die niederen Weihen erhalten hatte, betrunken von der Kanzel fiel. Diese Tatsache sah er selbst allerdings erst drei Jahre später ein. Giacomo Girolamo Casanovas Werke und Erinnerungen lesen sich wie ein Wer ist Wer der bedeutenden Persönlichkeiten des 18. Jahrhunderts. Grundlage seiner weit verzweigten Beziehungen innerhalb Europas war sicherlich sein Naturell. Kaum war er an einem Königshof aufgenommen, ließ sich Casanova auf oftmals unpassende Liebschaften ein, fing Streit an, verfasste Schmähschriften oder geriet mit dem Gesetz in Konflikt, sodass er sich nach einer neuen Bleibe und neuen Gönnern umsehen musste. Spektakuläre Gefängnisausbrüche, Geldverschwendung – fremdes Geld versteht sich – ein Pistolenduell und natürlich Affären im großen Stil pflasterten seinen Weg und haben seinen Namen schließlich unsterblich gemacht. Seine Memoiren, die erwartungsgemäß schlüpfrig ausfielen, fanden reißenden Absatz und wurden über die Jahrhunderte mal mehr, mal weniger stark zensiert herausgegeben.

Giacomo Casanova by Anton Raphael Mengs

Dieser Herr, der so viele Künstler der Nachwelt zu Werken inspirierte, sollte auch an Gérald Ghislain, Kopf bzw. Nase von Histoires de Parfums nicht spurlos vorbeigehen. Deswegen lancierte dieser den Duft 1725 Casanova und wird von mir nun gleich getestet.

Kopfnote: Bergamotte, Zitrone, Grapefruit, Süßholz (Lakritze); Herznote: Lavendel, Sternanis; Basisnote: Vanille, Mandel, Sandelholz, Zedernholz, Ambra

…das klingt doch schon mal recht vielversprechend!

Los geht es wie erwartet recht frisch mit zitrischen Noten, wobei sich recht schnell auch eine starke Süße breitmacht – Vanille und Mandel. Die würzigen Noten von Lavendel und Sternanis bleiben, auf meiner Haut zumindest, eher im Hintergrund.

Ich würde sagen, dass Casanova etwas für Männlein und Weiblein ist. Das Konzept geht meiner Meinung nach auf: „Männliche“, frische und leicht würzige Noten vereinigen sich mit süßen und schmeichelnden Akzenten auf einem Liebesnest. Richtig wild wird es jedoch nicht zwischen den Laken, dafür ist der Duft zu konservativ und letzten Endes auch zu süß.

Es winkt ganz verführerisch aus einer gepuderten Perücke
Harmen

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

6 Kommentare

  1. Margot
    4. Juli 2011
    Antworten

    Hallo Harmen,
    ich lieeeeebe den Casanova schon seit Jahren! Hab gerne ein Pröbchen zum immer wieder mal schnuppern. Und so schön er auch ist, Du hast mit vielen Recht: a) ja, ein relativ konservativer Geselle und b) für Männlein und Weiblein zu tragen, und c) ja, relativ „süß“ ….
    Casanova war ja ein Verführer und mußte mit der Süße die Frauen locken 😉

    Es gibt Männer, die jene „süßen“ Düfte m.E. sehr gut tragen können ohne damit „weibisch“ zu wirken. Es muß nicht imemr das Holz, das Leder, der Absinth sein.

    Probier’s ruhig mal aus, auch ohne Perücke 🙂
    LG, Margot

  2. Harmen
    5. Juli 2011
    Antworten

    Hallo Margot, ich habe es ja probiert, als ich den Duft getestet habe 🙂 Es gibt Kandidaten, die eine Weile brauchen bis sie gut rauskommen oder ich brauche eine Weile bis ich die Kandidaten verstehe… aber ich glaube mit dem Casanova werde ich nicht so warm. Welche süßen Männerdüfte würdest Du denn sonst empfehlen? Liebe Grüße Harmen

  3. Ulrike
    6. Juli 2011
    Antworten

    Da bin ich jetzt aber gespannt 🙂

    Liebe Grüße, die Uli.

  4. Margot
    7. Juli 2011
    Antworten

    Hm, ich merk schon, da hab ich mir was eingehandelt. Und ich mußte jetzt auch lange überlegen …. aber mir sind nur welche aus dem Mainstreambereich eingefallen, wobei einige bereits discontinued sind.
    Also da wären: Egoiste – Chanel, Grey Flanell – Geoffrey Bean, 2 „alte“ Jil Sander Düfte (der rote und der schwarze, komm bei dem schwarzen grad auf den Namen nicht) und der klassische Azzaro fällt m.E. auch darunter. Wenn ich mal viiiiiel Zeit zum Recherchieren habe, finde ich bestimmt noch mehr und sicher auch aus dem Nischenbereich. Sooooo viele „Herrendüfte“ teste ich halt dann doch nicht. Vielleicht hat Uli noch was beizutragen in Sachen „süßlich/aromatische“ Herendüfte
    Der Azzaro gefällt mir heute noch, Chanel und G. Beene weniger. Wenn aber mir heute einer mit dem roten Jil Sander begegnen würde, dem würde ich als willenlose Sklavin folgen!
    😉

    LG, Margot

  5. Harmen
    8. Juli 2011
    Antworten

    Gut zu wissen 😉 Bislang habe ich noch bei jedem süßen Duft ehrfurchtsvoll Abstand genommen…vielleicht kommt mir mal einer unter, den ich auch tragen würde – aber da bin ich ein ganz schwieriges und bockiges Kind – das wird Dir Uli bestätigen können 🙂
    Liebe Grüße
    Harmen

  6. Ulrike
    8. Juli 2011
    Antworten

    *Unterschreib*

    *lach*

    Ich kenne in der Tat nur eine Person, die (diesbezüglich?) noch schwieriger und noch bockiger ist als Harmen 😉

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