Wer sich nun überlegt, ob dieser gewisse George Sand nun ein Schriftsteller oder Schauspieler war, geht dem Pseudonym der französischen Schriftstellerin Amandine-Aurore-Lucile Dupin de Francueil auf den Leim. Nach Colette und Jules Verne reiht sich George Sand – 1804 perfekt in den Kreis französischer Autoren ein, denen Gérald Ghislain mit Histoires de Parfums und den gleichnamigen Düften ein Denkmal gesetzt hat.
Doch wie kommt eine Dame des 19. Jahrhunderts zu einem männlichen Namen? Mit 18 Jahren heiratete sie den Baron Casimir Dudevant und muss ein äußerst neugieriger Mensch gewesen sein. Beim Herumwühlen im Sekretär ihres Mannes fand sie dessen Testament, aber auch die Aufschrift, dass dieses erst nach des Gatten Tod zu öffnen sei. Dies hielt sie jedoch nicht davon ab, darin zu schmökern. Der Inhalt muss wohl unerfreulicher Art gewesen sein, denn es kam zu heftigen Auseinandersetzungen und schließlich zur Trennung. Diese war gewissermaßen der Startschuss für eine freigeistige und unkonventionelle Lebensweise.
Zusammen mit ihrem Geliebten schrieb sie ihren ersten Roman „Rose et Blanche“, und bastelte sich aus dessen Namen, Jules Sandeau, das oben erwähnte Pseudonym. Die weitere Zeit war von zahlreichen Liebeleien geprägt, vor allem mit großen Namen wie dem Dichter Alfred de Musset, aber auch Frauen war sie wohl nicht abgeneigt, denn ihr wurde eine Affäre mit der Schauspielerin Marie Dorval nachgesagt. George Sands Wohnung in Paris sollte zu einem Treffpunkt vieler Künstler und Exzentriker werden. Honoré de Balzac, Alexandre Dumas, Franz Liszt und Eugène Delacroix gaben sich die Klinke in die Hand. Über Liszt erhielt Sand Kontakt zu Frédéric Chopin, mit dem sie ebenfalls eine Beziehung einging.
Bei George Sand schieden sich die Geister: sie fand begeisterte Anhänger wie Heine und Dostojewski, oder auch echte Hasser, die sie als „Latrine“ (Charles Baudelaire) oder als „Lactea ubertas“ bzw. „Milchkuh mit schönem Stil“ (Friedrich Nietzsche) titulierten. Bei einer Gesamtproduktion von 180 geschriebenen Bänden und etwa 40000 Briefen ist aber sicher für jeden etwas dabei.
Vielleicht könnte ja gerade Chopin die richtige musikalische Untermalung sein, um den Duft zu testen: Sie soll Euch nicht vorenthalten bleiben:
Kopfnote: Gardenie, Pfirsich, Ananas; Herznote: Gewürznelke, Jasmin, Maiglöckchen, Marokkanische Rose; Basisnote: Sandelholz, Patchouli, Benzoeharz, Vanille, Weißer Moschus
Im Auftakt kommt mir eine reife Ananas entgegen, die vom Pfirsich gesättigt ist. Wenn man eine Ananas etwas zu lange liegen lässt, bekommt sie diesen leicht vergorenen, schnapsigen Geschmack und in diese Richtung geht auch die Kopfnote. Recht intensiv ausgefallen überlagert sie die Herznote, sodass erst in der Basis holzige Noten und ein Hauch von Vanille wahrnehmbar sind. Auf der Haut hingegen ist der erste Eindruck lange nicht so süß, die Ananas ist präsent, aber wird von blumigen Noten begleitet. Die Basis ist warm und holzig, aber dezent. Ein fruchtig-floraler Duft, eindeutig ein Duft für Ananas-Liebhaberinnen. Die anderen Noten bleiben meines Erachtens alle recht brav im Hintergrund. Ich mag Ananas, und damit auch diesen Duft. Wer kennt ihn?
Viele Grüße von
Harmen
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