Ausnahmsweise einmal in verkehrter Reihenfolge habe ich Euch dieser Tage zuerst die Herrendüfte unserer neuen Duftkollektion namens Brecourt von Emilie Bouge vorgestellt. Nun sollen natürlich noch die Damen folgen – auch hier, soviel sei schon einmal verraten, gibt es einige Schmankerl. Heute an der Reihe sind Eau Blanche und Eau Trouble.
Eau Blanche basiert, wie Emilie Bouge verrät, auf ihren Kindheitserinnerungen:
„Remembering my childhood memories, I can still smell the white sheets drying out in the light breeze of the Amalfi Coast, infused with the marine, citrus effusion. I can always see myself as a little girl on a summer’s day in Capri, going down the steps that take me to the Marina Grande in an atmosphere saturated with jasmine. It is with these fond memories that I wanted to capture in a bottle.“
Eine Kindheit an der Amalfiküste, das hört sich ziemlich malerisch an und erinnert an die vielen schöne und äußerst stylischen Franzosenfilme, die ich die letzten Jahre gesehen habe, erinnert an Bonjour Tristesse von Françoise Sagan, erinnert an Urlaub, den ich gerne einmal wieder machen würde…
Die Konzeption von Eau Blanche liest sich einfach, aber schön: „Citrus, Floral, Musky“ soll er sein und besitzt folgende Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Zitrone, Mandarine; Herznote: Jasmin, Teeblätter, Ingwer; Basisnote: Zedernholz, Moschus.
Herrlich einfach und – einfach herrlich: Frisch, ein wenig maritim anmutend ohne krautig zu sein, weht Eau Blanche wie eine seiche Seebrise herüber, unverkennbar mediterran. Zitrusfrüchtesprenkler glitzern und funkeln wie Sternchen, während Ingwer fruchtig-herbe Akzente setzt und die Teeblätter… ja, die erinnern mich hier in Kombination mit den Hesperiden sehr an leckeren, selbstgemachten Eistee. Sprich: Der Duft erinnert mich an einen Balkon oder eine Terrasse mit Meerblick, auf denen man sich von der Sonne den Pelz wärmen lässt und dabei eine Kanne Eistee genießt. Ich kann sehr gut nachvollziehen, weshalb Emilie Bouge den Duft nach eigenem Bekunden häufig vor dem Einschlafen trägt – und dessen nie müde wird…
Mich erinnert Eau Blanche sehr an einen Kandidaten meiner erweiterten Sommerriege, der ebenfalls durch Einfachheit glänzt, aber gerade deswegen so schön ist: Carthusias Mediterranea, mein persönlicher Lieblingseistee. Solche Düfte muss man einfach haben für die heißen Tage, die wir ja die letzten Jahre in Deutschland auch zuhauf hatten.
Eau Trouble, der zweite Brecourt-Damenduft für heute, ist mein persönlicher Lieblingsduft in der Linie, ganz unerwartet. Ebenfalls unerwartet wird für Euch vermutlich die Ausprägung desselben sein: Hinter dem Namen verbirgt sich keinesfalls ein Troublemaker, kein Rebell, kein Zeitgeistterrorist und kein Umfeld-Hooligan. Die Namenswahl des Duftes kann ich ehrlicherweise auch nicht nachvollziehen: Sowohl im Englischen als auch im Französischen kenne ich keine positive Konnotation des Wortes „Trouble“, im besten und eher bemüht wirkenden Fall ist das Wörtchen neutral zu deuten – vielleicht als Trubel, Beunruhigung oder ähnliches. Bouge wollte mit Eau Trouble Femininität olfaktorisch darstellen, vielmehr – die Auswirkungen, die eben jene haben kann:
„I wanted to orchestrate olfactively all the emotions that a complex and mysterious woman can evoke.“
Irgendwie fehlt mir da der Zusammenhang und es stellt sich mir die Frage, wie das gemeint ist: Komplexe und mysteriöse Frauen erzeugen bei Männern Angstgefühle? Männer laufen vor intelligenten Vertreterinnen der Damenwelt davon? Und was soll der Duft dann genau darstellen? Jene Femme Fatale? Oder soll er beruhigend wirken, damit die Männchen nicht so schnell verlustig gehen? Letzteres könnte vielleicht tatsächlich hinhauen, aber – eigentlich ist es mir auch völlig egal, was Bouge mit ihrem meines Erachtens nach etwas verunglückten Motto zum Duft verfolgte. Dieser ist top, unabhängig vom Hintergrund. Hier erstmal die Ingredienzen: Kopfnote: Mandarine, Karotte, Weihrauch; Herznote: Teeblätter, Heliotrop, Orangenblüte; Basisnote: Vetiver, Iris, Zedernholz, Moschus.
Ein „zeitloses Cologne“ mit einem intellektuellen Anstrich – so will es Frau Bouge. Und hat damit vollkommen recht: Eine wunderschöne zarte Iris, samtig-pudrig, die sich von saftiger Mandarine und der eigentümlichen Süße der Karotte auf zauberhafte Weise akzentuiert sieht – gebettet auf einer hellen, luftigen, weichen Kuschelbasis von Moschus, vanillig angehauchtem Heliotrop und sanften Hölzern. Vetiver, Tee und Weihrauch sorgen für einen dezenten grün-rauchigen Hauch und Orangenblüte stiftet typisch fruchtig-honighafte Anklänge.
Eau Trouble ist ein Traum. Und erinnert nur an die Besten: An Duchaufours Reisedüfte Dzongkha und Timbuktu für L’Artisan Parfumeur, an Laboratorio Olfattivos Nirmal und an Humiecki & Graefs Geste – um nur einige zu nennen.
Und ich kann hier an dieser Stelle bekennen: Bei mir wird eine Flasche einziehen, ganz bestimmt und sicherlich bald.
Liebe Grüße und ein schönes Pfingstwochenende,
Ulrike, die eigentlich sparen will.
Bildquelle: Wahrzeichen Capris: Die Faraglioni von Sonnenwind, Iris Pallida, beides via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!
Hier finden Sie die Damenkollektion von Brecourt in unserem Shop.
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