Nein, ich bin nicht unter die Orakel gegangen. Zumindest nicht mehr oder länger als sonst auch. Die fast unaussprechliche Überschrift ist der Name des vorletzten Duftes der Evanescent-Kollektion der Chinesin Yosh Han, die ich Euch dieser Tage vorstelle.
U4EAHH! steht für das umgangssprachlich ausgeschriebene Wörtchen Euphoria (englisch und griechisch), zu Deutsch Euphorie. Hochgefühl, Gefühlsüberschwang, Wohlbefinden, gesteigertes – so ungefähr ließe es sich zusammenfassen, jene Gemütsverfassung, die einem die Kraft zum Bäume ausreißen gibt und der Yosh Hans Duft gewidmet ist. (Lebens)Glück – das erinnert mich sofort an Humiecki & Graefs Konzept der in Parfums transformierten Uremotionen. Da gibt es auch einen Duft der Freude – Multiple Rouge, dem ich in unserem Shop bereits eine meinem Empfinden nach so treffende Beschreibung angedeihen ließ, dass ich ihn hier gar nicht mehr anders rezensieren könnte. Deshalb zitiere ich mich selbst und die Beschreibung dort:
„A fragrance about extreme folly and fun, craziness and joy – Multiple Rouge ist der Verrücktheit und der Freude gewidmet. „Multiple Rouge soll zum Beispiel verkörpern, wie man sich fühlt, wenn man einen wunderbaren Moment erlebt und kurz davor ist, zu überdrehen und vielleicht ein bisschen traurig zu werden. Deshalb riecht er nach roten Beeren und hat gleichzeitig diese erdige Note” berichtet Fischenich über den Duft. Und tatsächlich: Bei Multiple Rouge ist der Name Programm. Ein sämtliche Vorstellungen sprengender, fruchtig-rotbeeriger Auftakt samt einer wildgewordenen satten Erdbeere – eine formvollendete Phantasienote, wie sie in der Natur so nicht vorfindlich ist. Leichte ozonischen Noten züngeln hinein ebenso wie säuerlich-saftige grüne Ananas und scharf-würziger Zimt. Ein sanft-floraler Touch mildert das Beereninferno und dezente Orange und Pfirsich schimmern durch das Veilchenblattgrün, das den Weg säumt. Multiple Rouge ist – Rot. Pink. In allen Facetten. Von Feuerrot über bordeaux bis hin zu neonpink. Unkonventionell oder vielmehr: Außerhalb jeglicher Konventionen stehend repräsentiert Multiple Rouge alle Farbfacetten denkbarer und unvorstellbarer Rottöne. Seine Farbe ist kraftvoll, teils fast wahnwitzig und gleichzeitig durchdrungen von unbändiger Freude und Lebenslust – immer hat sie jedoch diesen kleinen, aber feinen Hauch Melancholie. Denn, wie sagte Nietzsche, „alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit.” Und: Jeder Freude wohnt naturaliter auch die Vergänglichkeit inne und so auch immer ein Moment der Traurigkeit – das weiß Multiple Rouge umzusetzen.“
Multiple Rouge ist, meiner Erfahrung nach, der Duft aus der Humiecki & Graef-Kollektion, der die wenigsten Freunde vorzuweisen hat. Zu knallig und krachig ist er vielen – und winkt dabei verhalten in Richtung Byredos Pulp. Ein bisschen wie ein auf Anschlag voll aufgedrehter Verstärker – Beeren satt, Rot satt, Spaß, Freude, Vergnügen satt. Dabei zeigt er aber auch, und das finde ich das wirklich Interessante an dem Duft, die Spuren der Vergänglichkeit sowie des Überdrehens und Übertreibens: Jedes Glücksmoment hat ein Ende und jede Party kann man übertreiben, irgendwann kommt die Müdigkeit. Multiple Rouge bezieht auch Gegenpole mit ein, was dem Duft meines Erachtens nach genau die Spannung verleiht, die ihn für mich ausmacht.
Wie wird wohl Yosh Han das umsetzen? Mit der Euphorie ist es nicht anders wie mit den Glücksgefühlen bei Humiecki & Graef, eigentlich…
U4EAHH! Ist aber anders, ganz anders: Fröhlich soll er sein und unbeschwert, glücklich. Genau das zeigt sich auch kurz nach dem Aufsprühen: Rieche ich am Anfang noch ein bisschen Wehmut, welche ich, ich gestehe, fast immer mit authentischer, ein wenig mehlig-säuerlicher Birne assoziiere, ist diese bereits nach kurzer Zeit wie weggeblasen. Säuerlich-frische Birne, saftig, mit einer fluffig-wässrigen Gurke im Hintergrund, die von der Seerose, sich verschwommen-floral präsentierend, noch unterstrichen wird. Fruchtiger, saftiger Granatapfel, die Säuerlichkeit der Birne aufgreifend. Luftig-leicht wie ein Sommerwind, von dem ich meine, dass er dezente Anklänge von Tee mit sich bringt.
Ich kann gut nachvollziehen, weshab eine Kundin und Liebhaberin von U4EAHH! Laut Yosh Hans Bekunden den Duft gerne im Bett trägt: Leichtfüßig und unbeschwert ist er, unbekümmert und lebensfroh.
Und wenn Yosh Han dann selbst noch als Motto zum Duft schreibt: „I create the life I want. My life is juicy“ – dann kann ich nicht anders und summe mit Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf ihr bekanntestes Lied: Zwei mal drei macht vier, widewidewitt und drei macht neune, ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt… Das muss ja auch mal sein.
In diesem Sinne verabschiede ich mich für diese Woche von Euch und wünsche Euch ein wundervolles Wochenende,
Eure Ulrike.
U4eahh (was für ein Name…) hat mich gleich nach dem Aufsprühen an Honigmelone und Gurke erinnert. Die Birne trat erst später sehr warm und intensiv hervor.
Es ist wirklich ein sehr schöner Duft, sehr leicht und optimistisch. Ich kann mir gut vorstellen, daß der ein oder andere ihn im Bett tragen möchte.
Ich mag ja Menschen, die sich fürs Bett extra parfumieren, ohnehin *michselbstdazuzähl* 😉
Liebe Grüße, Uli.
Ich parfümiere lieber mein Bett. Mit echtem Lavendelöl. 😉
Das hört sich verlockend an! Damit bleibst Du sicher nicht lange alleine 😉 *lach*
Die Katze stört Lavendelduft im Bett jedenfalls nicht. 😉