Am 18. März kündigte Uli die Fortsetzung einer neuen Reihe an – „Echte Kerle“, Düfte für echte Männer: das Mundwerk war schneller als der Zeitplan es zuließ, und es wurde bislang nichts daraus. Aber mit ein bisschen männlicher Hilfe sollte die Kiste doch mal endlich in Schwung kommen. Uli erwähnte in besagtem Artikel das treffende Zitat Friedrich Torbergs „Was ein Mann schöner ist wie ein Aff’, ist ein Luxus!“ Und so ist es! Ich denke, mit dieser Erwartungshaltung kann man etwas anfangen. Wir wollen uns also in nächster Zeit in unregelmäßigen Abständen mit dem Thema „Echte Kerle“ befassen, Parfums für Herren vorstellen und uns humorvoll, jenseits von Emanzipationsgequackel und Gleichberechtigungswahnsinn, dafür aber volles Pfund Klischee, mit allem beschäftigen, was den echten, baumfällenden Kerl ausmacht. Ach ja, zur allgemeinen Erheiterung ein Klassiker – heute in der deutschen Version:
Weltenbummler Ernest Daltroff, Gründer des Hauses Caron, war auf seinen Reisen durch Europa, Nord- und Mittelamerika gekommen, und hatte von dort viele Impressionen, auch duftender Art, mitgebracht. Übrigens könnte man sagen, dass Daltroff ein richtiger Mann war. Vor der Gründung von Caron hatte er es bereits erfolglos mit einem anderen Ladengeschäft versucht, aber er zeigte Durchhaltevermögen und auch den Mut, sich nicht von seinem Vorhaben abbringen zu lassen: Caron ist deswegen heute ein großer Name in der Parfumwelt, der sich einen festen Platz erobert hat. Auch vor starken Frauen hatte er keine Angst, so dass seine Gefährtin Félicie Wanpouille, während seiner Flucht vor den Nazis, den Laden weiterführte. Ganz im Zeichen großer Eroberer und alter Reiche steht auch der von Vincent Marcello entworfene und 1976 lancierte Duft „Yatagan“. Liest man sich Rezensionen und Meinungen zu diesem Duft im Internet durch, so scheint der Befund eindeutig: Ein männlicher, dreckiger Duft, voller Gefahr, Feuer, Aggression – ein Nutzer verglich ihn mit einem lauten, mechanisch primitiven Motorrad, das aber ungeheuer viel Spaß macht.
Minze und Basilikum im Kopf evozieren einen Duft von Nadelbaumharz, im Untergrund schwelt der Weihrauch – ein damit frischer, aber doch äußerst holzig-harziger Geselle – soweit auf dem Teststreifen. Auf der Haut erscheint dann der wirkliche Charakter dieses Duftes: Ledrige Akzente und eine tierische Note – wahrscheinlich dem Castoreum geschuldet – machen sich zusätzlich breit, das Harzige tritt zur Seite, aber nicht in den Hintergrund.
Meine Herren, ein wahrhaft heftiger und kantiger Duft, der keine Gefangenen macht. Nicht zu Unrecht nach dem osmanischen Säbel Yatagan benannt. Hier haben wir es mit einem Reiterheer aus dem wilden Osten zu tun, ein ungestümer Einfall aus den erdigen Steppen, harzigen Wäldern, und auch etwas ungebändigt Tierisches lässt sich ausmachen. Man könnte sagen, ein Leder-Tauer, mit dem die Pferde durchgegangen sind.
Eine dringende Testempfehlung, harzig genug für einen Holzfäller, modern genug für ein Bikertreffen.
Harmen
Kopfnote: Minze, Basilikum; Herznote: Patchouli; Basisnote: Weihrauch, Castoreum, Eichenmoos, Leder
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