Eine Loggia…

… habe ich mir immer gewünscht, wobei das bei meiner momentanen Behausung weder Sinn ergibt noch gegeben ist oder möglich wäre. Wir haben hier einen wenig ansehnlichen Innenhof, dafür weder Balkon noch Terrasse. Tja – Gott sei Dank gibt es Freunde und Eltern mit schönen Draußensitzmöglichkeiten…

Wieso La Collina Toscana ihren vierten Duft Loggia dei Mercanti, die Loggia der Händler nannten, darüber kann man nur spekulieren, zumindest gibt es in Italien einige Plätze, die diesen Namen tragen: In Ancona, Ascoli Piceno, Bologna und Genua, welche allesamt in Provinzen liegen, die lediglich in an die Toskana angrenzenden Provinzen liegen. Aber vermutlich gibt es noch mehr Orte, die historische Plätze oder Gebäude mit Loggien vorweisen können, wo sich Händler tummelten, Märkte veranstaltet wurden oder ähnliches.

Loggia dei Mercanti birgt laut Hersteller „eine wagemutige und holzige, tiefe und verführerische Essenz in sich“, welche, man ahnt es schon, einem der üblichen Verdächtigen geschuldet ist: Unserem alten Bekannten Oud, der in letzter Zeit inflationär in Parfums auftaucht, nachdem er den Parfummarkt im Sturm erobert hatte.

„Absoluter Hauptdarsteller ist das Oud-Holz, welches sich durch die zahlreichen Geruchsfacetten des Zedern- und Sandelholzes hervorhebt. Eine feurige, anregende und sinnliche Mischung mit einem entschieden orientalischem Charakter, der seinen Geist zu rudimentären Zielen erhebt.“

Rudimentäre Ziele? Ich möchte jetzt lieber nicht schreiben, an was mich das erinnert… 😉 Allerdings ist Loggia dei Mercanti ein betont einfacher Duft, der bewusst auf Komplexität verzichtet und in bester Less-is-More-Manier auf die Wirkung und das Zusammenspiel von nur drei Ingredienzen baut: Oud, Zedernholz und Sandelholz.

Oftmals ist weniger mehr, so auch hier: Hölzer satt springen mir ins geneigte Näschen, ein feiner Tanz des samtigen Sandelholzes, einen warmen Schleier feiner Süße nach sich ziehend, mit der eher strengen, einerseits sauber und andererseits harzig-ernsten Zeder. Deren Harzanklänge sehen sich bestätigt in der medizinischen Ausprägung des Ouds, die sich wie gewohnt vor allem Anfang des Duftes recht ausgeprägt zeigt. Diese Tendenz zerstreut sich ein wenig zugunsten einer würzigen Milchigkeit ähnlich der, die man aus Costume Nationals 21 kennt. Jene schenkt dem Duft eine nicht zu überriechende Ähnlichkeit mit der begnadeten Le Labo-Sandelholzkerze (zu der es im übrigen jetzt auch ein duftendes Pendant gibt) wie „meine“ Leserin Jutta neulich schon bemerkte.

Darüber hinaus ist mir noch eine weitere Ähnlichkeit aufgefallen – und da der Duft im Hause ist, war es kein Problem, ihn einem Paralleltest zu unterwerfen: Ich spreche von 10 Corso Como, und zwar von der „alten“ Version, da er scheinbar zwischendurch einmal ein bisschen verändert wurde.

Im Auftakt ähneln sich die Düfte tatsächlich, obgleich bei Loggia dei Mercanti für mich die Priorität auf dem Oud liegt und einem relativ gleichberechtigten Duett der beiden Hölzer, während 10 Corso Como durch ein wesentlich kühleres Sandelholz-Weihrauch-Duett brilliert. Selbst wenn gewisse Ähnlichkeiten nicht von der Hand zu weisen sind, zeigt sich hier der Graben zwischen den beiden Düften: Während 10 Corso Como durchweg eher kühlerer Natur ist, offenbart Loggia dei Mercanti ein überaus warmes, milchiges Herz. Sandelholzpudding quasi. Und somit nicht nur ziemlich lecker, sondern auch eine wirkliche Bereicherung für die Ecke der Sandelholzdüfte.

Habt Ihr die La Collina Toscana Reserve-Kollektion schon getestet? Welches sind Eure Favoriten?

Ein schönes Wochenende und viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Palazzo Giovanelli in Gandino von Giorces via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Jutta L.
    20. Mai 2011
    Antworten

    Hallo liebe Uli,

    ja, den Loggia dei Mercanti liebe ich sehr! Genau wie Du sagst, ein eher einfacher Duft, aber ich finde diese köstlich würzige Sandelmilch wunderbar. Vor allem riecht er für mich nach der Santal Cardamom Kerze von Frederic Malle, die ich mir bisher nie geleistet habe, aber immer hoffte, sie würde irgendwann in einer tragbaren Version auf den Markt kommen.
    Das ist nun Loggia dei Mercanti für mich.

    Liebe Grüsse von Deiner Leserin
    Jutta

    PS: Santal 33 von Le Labo habe ich auch schon riechen dürfen, ist aber anders als die LL Kerze, finde ich. Frischer, holziger und weihrauchiger, aber dennoch schön.

  2. Ulrike
    20. Mai 2011
    Antworten

    Hallo „meine liebe Leserin“ Jutta ;),

    da bin ich ja fast ein bisschen neidisch – ich bin ja soo gespannt auf den neuen Santal-Duft und Du durftest ihn schon testen *sabber*
    Meinst Du, ich mag ihn? 😉
    Und Loggia ist wirklich schön – für mich tatsächlich auch jener Kerze sehr ähnlich und eben gewisse Querverbindungen zu 10CC und 21 aufweisend. Mal schauen, ob doch noch Düfte aus der La Collina-Kollektion bei mir einziehen 😉

    Liebe Grüße zurück,

    Uli.

  3. Christiane
    20. Mai 2011
    Antworten

    Dank der lieben Leserin :-)) durfte ich den Loggia nun auch testen. Er ist wunderschön, allerdings für mich, durch das Gewürzig-Warm-Kuschlige ein Herbstkandidat. Jetzt gelüstet es mich nach Frangipani und Co.

  4. Ulrike
    20. Mai 2011
    Antworten

    …. nun, da liebe Christiane haben ja La Collina Toscana auch etwas zu bieten, das ist keine Entschuldigung 😉

    Aber Du hast natürlich recht – für mich auch ein Herbst/Winterling und hat daher etwas Zeit 😉

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

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