Eine neue Kollektion…

… landete dieser Tage bei uns im Shop, und zwar die La Collina Toscana Reserve-Kollektion aus dem Hause La Collina Toscana. Wem die Firma ihre Inspiration(en) verdankt dürfte wohl jedem klar sein: Nicht nur den idyllischen Hügeln, nach denen sie benannt ist, sondern dem ganzen Landstrich der Toskana, welche sich im Herzen Italiens befindet. Als eine der Haupturlaubsregionen Italiens, aus der nicht nur etliche Weine kommen, die die ganze Welt eroberten, veranlasste die Toskana bereits Profumi del Forte zu olfaktorischen Schwärmereien und steht nun hier einmal mehr Pate für eine Handvoll Parfums, vier an der Zahl um genau zu sein – Poggio in Fiore, Rocca della Signora, Borgo delle Stelle und Loggia dei Mercanti.

Ich hatte bereits früher einmal Gelegenheit, die normale Kollektion von La Collina Toscana zu testen, welche sechs Düfte umfasst (Iris of the Signory, Hillock Sunflower, Belvedere Holm Oak, Maremma’s Tobacco, Oblivion Absinth, Poppy of Cliffs) und habe diese als nette, unkomplizierte Gesellen in Erinnerung, monothematisch zwar und nicht sonderlich komplex, aber durchaus ansprechend – vor allem auch betreffs der Duftrichtungen: Mohn, Absinth und Eiche olfaktorisch umgesetzt gibt es nicht so häufig. Mal sehen, was die neue Kollektion uns bietet…

Borgo delle Stelle, zu Deutsch „Ort der Sterne“ soll „durch seine balsamische, blumige und pudrige Alchemie verzaubern“. Der doppelte Zauberer zeigt sich auf meiner Haut zu durchaus mächtigen Zaubersprüchen imstande: Wo ich ein simples, aber üppiges Blumenbouquet auf einem Vanillebett erwartet hatte, zeigt er sich wesentlich differenzierter, komplexer und sehr viel schöner und pendelt sich bereits kurze Zeit nach seiner Ankunft auf meinem Arm ein. Eine helle und frische Rose mit fruchtigen Akzenten, welche von Ylang-Ylang verstärkt werden, goldener Honignektar, ein samtenes Iris-Veilchen-Duo als Wächter im Hintergrund und ein Hauch betörend weißen Jasmins. Die ausgeprägte Honigsüße wird von Vanillecreme ergänzt, während dem Ganzen neben der überraschenden Fruchtigkeit eine Art raumgreifende Luzidität innewohnt, die ich nicht besser als mit ein paar aufgeblasenen Worthülsen zu beschreiben vermag. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Noten der seltenen Nagarmotha-Essenz geschuldet sind, welche ich ansonsten vor allem von meinem Liebling Steam Aoud von Montale und seinem Bruder Kanz von SoOud kenne: Auch hier sorgt jenes Gräslein für eine ätherische Frische und Helligkeit, welche von Waldmeisteranklängen begleitet wird und auf ihre eigenartig-einprägsame Weise innerhalb des Duftes strahlend hell leuchtet.

Borgo delle Stelle zeigt sich so als kleiner, aber feiner Stern, vielmehr als Sternenhimmel und ist meines Erachtens nach auch sehr viel mehr als „bloß“ ein neuer Blütenduft. Nietzsche ließ es seinen Zarathustra bereits verkünden: „Ich sage euch: man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“ – Was soll ich sagen? Borgo delle Stelle trägt jenes kreative Chaos in sich, ein dicht gewebtes, gleichermaßen fruchtiges wie florales und waldmeisteriges, welches schillert und funkelt und somit das halbe Firmament sehnsuchtsvoll erleuchtet, mich an Rilkes wunderschönes Gedicht „Sterne“ erinnernd:

Seliger Sterne schimmernde Scharen
Schweben so ferne, blinken so schön;
Aber in blauenden Nächten, in klaren,
Gleiten sie leise von einsamen Höh’n.
Stürzen, von siegender Sehnsucht getrieben,
Jäh durch der Welten unendlichen Raum
Nieder und weben ihr leuchtendes Lieben
Ein in der Blüten keuschen Traum.
Doch wenn im Osten der Tag sich rötet,
Müssen zurück sie, verblichen und matt . . . .
Sahst du denn niemals noch ein verspätet
Sternlein hangen am Rosenblatt?

Die Ingredienzen: Kopfnote: Rose, Safran, Jasmin, Ylang-Ylang; Herznote: Iris, Veilchen, Heliotrop, Nagarmotha; Basisnote: Moos, Sandelholz, Vanille.

Die anderen Düfte der La Collina Toscana Reserve-Kollektion stelle ich in den kommenden Tagen noch vor – bis dahin wünsche ich Euch alles Gute und liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Starry Night von magicmarie via stockxchng, Vincent van Gogh (1889): Sternennacht via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Hier erhalten Sie Borgo delle Stelle von La Collina Toscana in unserem Shop.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Evelyn
    17. Mai 2011
    Antworten

    Hallo liebe Ulli,

    oh wie schön, ich hatte meine beiden Neulinge heute morgen auch schon im Paket! 🙂 Ich mags sie sehr, alle beide und bin sicher, dass ich sie mich oft und gerne begleiten werden.

    Interessant finde ich, dass auch Du scheinbar den Borgo delle Stelle als ein helles, freundliches und sogar leicht frisches „Düftchen“ siehst! Pudrigkeit suche ich hier vergebens, zweifelte schon an meiner Wahrnehmung, denn witzigerweise erscheint mir tatsächlich Poggio in Fiore der Pudrigere der beiden zu sein. Die Bezeichnung balsamisch, passt dort eher als hier, finde ich. Ich hatte mir den Duft ganz anders vorgestellt und war sehr überrascht von der dezenten und hauchfeinen Frische und Helligkeit, die ich so nicht erwartetet habe!

    „Kanz“ war lustigerweise auch in meinem Probenpaket drin, war mir aber irgendwie zu nichtssagend. Zumindest heute. 😉

    Bin gespannt die weiteren Beschreibungen aus Deiner Feder zu lesen! 🙂

    Herzlichst
    Evelyn

  2. Ulrike
    18. Mai 2011
    Antworten

    Huhuu liebe Evelyn,

    nein, pudrig finde ich den Borgo delle Stelle gar nicht. Gleißend, durchdringend, dicht und auf seine Weise opulent – aber nicht pudrig. Und auch nicht übermäßig süß, was aber daran liegen mag, dass ich jene honigliche Nektarsüße (generell) nicht als pappig-süß wahrnehme. Ich finde ihn ziemlich schön, obgleich ICH ihn vermutlich nicht häufig tragen würde. Aber das macht ja nichts 🙂

    Kanz im übrigen solltest Du nochmals testen und auf Herz und Basis warten. Ich empfinde ihn als SEHR ähnlich im Vergleich zu Montales Steam Aoud (und, nebenbei bemerkt, Micallefs Arabian Diamond). Alle drei brauchen aber Zeit, finde ich.

    Bin gespannt, wie der Langzeittest ausfällt bei Dir 🙂

    Liebe Grüße,

    Uli.

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