… von gestern greife ich heute erneut mit einem weiteren neuen Duft von Pierre Guillaumes Firma Parfumerie Générale auf: Nachdem Tonkamande bereits besprochen wurde ist jetzt Praliné de Santal an der Reihe, der ebenfalls der Gattung der Gourmanddüfte zuzurechnen sein soll.
Praliné de Santal soll laut Ankündigung ein „powdery-woody gourmand“ sein, demgemäß ein pudrig-holziger Gourmandduft mit Sandelholz, Heliotrop, Haselnuss, Virginia-Zedernholz und Cashmeran.
Frisch auf die Haut – diese Phase erfordere mehrere Versuche, unterschiedliche Tests. Und die Assoziation, die ich jedes Mal habe, ist – Brezel. Butterbrezel. Und weder ich noch derjenige, der da in Ruhe frühstückt, vermag sich für den adäquaten Aufstrich zu entscheiden. Deliziöse Karamellcreme, die ganz hervorragend mit der leichten Salzigkeit des gelaugten Teilchens harmonieren würde. Oder Marmelade, beschwipste Herrenmarmelade, mit Trauben und einem Schuss Edelalkohols. Oder vielleicht gleich der Klassiker: Eine Nuss-Nougat-Creme mit gerösteten Haselnüssen? Daneben könnte noch ein Ingwerbrot stehen, auf diesem reich gedeckten Tisch auf einer blütenweißen Tischdecke, der im Freien angerichtet wurde und in schönstem Sonnenschein der Frühstückenden harrt.
Sanft wehen einem im Aufakt ozonige Noten entgegen, die an eine sachte Brise erinnern. Sofort hält das Salzige Einzug begleitet von der Anmutung von Laugengebäck. Wie einen Blick, den man entlanggleiten lässt, ein Blick, den man über jenen gedeckten Tisch schweifen lässt erscheint einem der Duft. Sorgsam verwebt Guillaume die duftenden Elemente miteinander zu einem dichten Erleben: Frische Brezeln und Laugenwecken gefolgt von Ingwerbrot, feine fruchtig-geleeartige Nuancen, die eine leise Ahnung von Alkoholischem vermuten lassen, sowie Honig, heller, klarer Wiesenhonig, der seine volle Pracht erst in Verbindung mit cremiger Butter entfaltet. Geröstete Nüsse und ein Hauch Kakao, angerichtet auf einer prächtigen Holztafel.
Praliné de Santal lebt von seinen Kontrasten und erinnert mich so ein bisschen an jene in Honig und Salz gekleideten Macadamianüsse, die ich für mein Leben gerne esse, oder jenes Karamelleis mit Salz, das ich letztes Jahr als einziger Cafégast vernarrt jede Woche verschlang: Ein Gourmandduft, der auch den Nerv all jener treffen könnte, die keine Gourmands mögen. Und trotzdem etwas ist für den Gourmand-Connaisseur. Allerdings nicht für den, der ein pappig-süßes Kinderbonbon sucht. Nein, Praliné de Santal vermag es einmal mehr zu zeigen, dass Pierre Guillaume sein Handwerk versteht, nicht nur sein Parfumeurshandwerk, sondern eben gerade auch das Handwerkszeug für Gourmanddüfte beherrscht.
Der Duft erinnert mich zuerst ein wenig an Lutens‘ Jeux de Peau, jene Baguette-Hommage, die sich allerdings, sorry, im Vergleich mit Guillaumes Praliné de Santal wie die Arbeit eines olfaktorischen Grobmotorikers ausnimmt: Nicht schlecht gefällt er mir, der neue Lutens, wieder ausgefallener als die letzten seiner Düfte, bei denen ich jene Extravaganz und Einzigartigkeit der jungen Jahre vermisste. Doch ist das Gebäck hier ein wenig zu knarzig, ein bisschen zu dolle, als dass ich es tragen wollen würde. Guillaumes Praliné de Santal ist da ganz anders: In seiner Opulenz und Komplexität (die ich hinter den Zutaten nicht vermutet hätte) steht er in voller Pracht neben Crime Exotique, jenem Glühweinduft, der mir an Weihnachten den Kopf verdrehte – siehe hier -, ist aber transparenter, ja fast schon ätherischer Natur. Und wunderschön malerisch. Deshalb auch der Monet, dessen Stimmung perfekt zu diesem wundervollen Düftchen passen mag.
Viele Grüße,
Eure Ulrike.
Bildquelle: Claude Monet: The Dinner via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!
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