Einen raschen Blick…

… möchte ich heute auf die neuen Düfte aus dem Hause Montale werfen: Pretty Fruity, Wild Pears, Dark Aoud, Golden Aoud und Moon Aoud. Es oudet wieder sehr bei dem guten Pierre, schön! Mal schauen, ob wieder ein Must-have für mich dabei ist, nenne ich doch bereits Black Aoud, Aoud Cuir d’Arabie, Steam Aoud und Aoud Rose Petals mein Eigen, und das sind bei weitem nicht die einzigen Montales in meiner Sammlung.

Beginnen wir doch gleich mal mit dem Früchtchen: Pretty Fruity. Die Ingredienzen sind mit zitrischen Noten, schwarzer Johannisbeere, Passionsfrucht (Maracuja) und Moschus und versprechen weder zuviel noch zu wenig: Spritzig-prickelnde Hesperiden samt herb-säuerlichem Cassis, das bizzelt wie ein fröhlicher Sommercocktail mit einem Schuss Schampus. Maracuja spendet den Tick Exotik, der vermutlich von dem Schluck Sirup in dem Getränk stammt, das auf einer sommerlich-weichen Moschusbasis lagert, die so bequem ist wie eine Hängematte in der Sonntagssonne. Fein. So lässt es sich leben. Ob der Duft nun „sexy“ und „betörend“ ist wie angepriesen – keine Ahnung. In jedem Fall eine schöne frische Fruchtdusche für die heißen Tage, die angenehm un-künstlich riecht.

Die wilden Birnen in Wild Pears zeigen sich tatsächlich ungezügelt: Frisch und herb sind sie definitiv noch grün und hängen an einem knarzigen Bäumchen, dessen Rinde sich von Moos überwuchert zeigt. Stolz und eigenwillig reckt es seine Ästchen gen Himmel und gibt nichts einfach preis – verfügt aber, bei näherer Betrachtung über ein gar romantisches Herz: Sauber und rein steht das Maiglöckchen für die Unschuld, während Nelke die Kanten des Duftes repräsentiert. Harte Schale weicher Kern – letzterer zeigt sich in einer überraschend warmen Basis, die den Rest des Duftes liebevoll-süß wiegend in den Armen hält. Definitiv ein besonderer Birnenkandidat, der der Thematik einige neue Facetten beschert und mit der interessanten Maiglöckchen-Birne-Kombi punktet – zumindest bei mir. Die Ingredienzen: Kopfnote: Birne, Bergamotte; Herznote: Maiglöckchen, Nelke; Basisnote: Sandelholz, Vanille, Moschus.

Dark Aoud macht seinem Namen alle Ehre und kachelt gleich von vornherein los als ob es kein Morgen gäbe: Sandelholz und Oud sind angegeben, darüber hinaus orakelt das Pressematerial etwas von einem „tiefen dunklen Akkord“ und einer „geheimen Rezeptur von Ingredienzen aus den Tiefen der asiatischen Wälder“, die in dieser Oudkreation vorherrscht und sie zu einem „sehr intensiven Duft“ macht. Nun – das Sandelholz ist hier anders interpretiert, das kann ich euch sagen… Nichts mit warmer Vertreter, die nette Schwester aus der Basis, die sich gerne in Begleitung von Vanille Sanftmut, Tonkabohne Zartheit und Moschus Federleicht zeigt, nein. Dieser Sandelholz ist würziger, dunkler und enthüllt erst im späteren Verlauf des Duftes ein wenig seine sanfte Seite. Vorrangig ist Dark Aoud allerdings geprägt Herbheit und latent bitteren Noten sowie einer sehr dominanten Holzigkeit, die von ätherischen Harzen geprägt wird – typische Oudfacetten samt dessen medizinischer Ausprägung. Aus was der Wald sonst noch besteht vermag ich schwer zu sagen, ein paar andere mächtige Bäume sind es noch, ehrfurchtgebietend, die sich im weiteren Verlauf allerdings zurückziehen und eine Art kontemplative Gewürzlichtung freigeben, die so ähnlich bereits aus Montales wundervollem Greyland bekannt ist, hier aber etwas maskuliner umgesetzt ist. Ein heftiger Kandidat – und natürlich genau meine Kragenweite 😉

Golden Aoud setzt dazu natürlich einen Kontrapunkt: Hier ist Montale wieder in seinem Element – Oudrosen. Das kann er einfach. Und das macht er auch gerne. Diese hier brilliert folgenden Ingredienzen: Kopfnote: Bulgarische Rose, Geranium, Patchouli; Herznote: Leder, Paprika;

Basisnote: Adlerholz (Oud), Safran, Teakholz, Zedernholz. Fragt mich nicht, wer den Paprika da reingeworfen hat – riechen tue ich ihn nicht. Was ich wahrnehme ist vielmehr eine Mischung aus dem herrlich düsteren Black Aoud (vornehmlich Oud und Patchouli) und Aoud Rose Petals (vornehmlich Oud, Rose und Teakholz), demgemäß ein Spiel von Schatten und Licht. Intensiv. Und wieder einmal wirklich schön – ein Heimspiel.

Moon Aoud will ein halber Hexenduft sein oder zitiert zumindest mal Mystisches, ist er doch „der Kraft des Mondes gewidmet, jenem Himmelskörper, der mit seinem Licht das Dunkel der Nacht mystisch erhellt.“ Für meinen Geschmack ein bisschen zu esoterisch, aber gut. Die Ingredienzen ließen mich vorab aufhorchen: Kopfnote: Rose, Adlerholz (Oud), Safran; Herznote: Leder, Patchouli, Vetiver; Basisnote: Ambra, Sandelholz. Eigentlich hätte das ein Heimspiel für mich werden sollen… eigentlich. Denn anfänglich lasse ich Handgelenk und Teststreifen sinken: Zu bitter, unausgewogen erscheint mir das, was mir da entgegenduftet, irgendwie Whisky-artig torfig anmutend. Nach einer Zeit ein erneuter Schnupperer – und siehe da: Moon Aoud braucht Zeit, will aufgehen wie der Mond. Eine Art gemäßigter Aoud Cuir d’Arabie steigt mir in die Nase, der von einer angenehmen Kühle und minziger Rose umrankt wird, eingehüllt von rauchigem Nebel. Gut, dass ich gewartet habe. Gefällt mir, der einsame Mond. Definitiv zum sehnsüchtigen Anheulen geeignet.

Ein schönes Wochenende und liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Birne Benita von Markus Hagenlocher, Caspar David Friedrich (1830-1835): Mann und Frau den Mond betrachtend alles via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

4 Kommentare

  1. Margot
    12. Mai 2011
    Antworten

    Liebe Uli,

    vielen Dank für Deine schönen Ausführungen! Seit der Messe in Düdo war ich ja total sch… darauf, endlich die Birne von Montale nochmalszu testen und nun war es so weit! Ja, sie ist schön, grün und knarzig was ganz anderes wie die Desert-Birne von MDCI. Beide auf ihre Art total lecker!
    Bei Montale hatte ich ja so eine Weihrauch-Assoziation, die wohl daher kam, dass das Duftkärtle an irgendeinen Weihrauch-/Oud-Duft dran gekommeen ist. Leider, leider hat die Montale-Birne keinen Weihrauch, dafür genug Nelken! Und ja, meine Assoziation hat mich getrieben und ich habe die Birne einmal mit dem Cardinal von Heeley und einmal mit dem Incense von Kilian gelayert und ….. tatatataaaa … es hat geklappt 🙂 Damit kommt ungefähr das raus, was sich in meinem Kopfkino abgespielt hat (erinnert allerdings eion bischen an den Archives 69). Die Birne steht auf jeden Fall noch ganz oben auf der Kauf-Kandidaten-Liste. Dann muss ich mich nur noch auf die Suche nach dem perfekten Weihrauchduft zum layern machen.

    Liebe Grüsse,
    Margot

  2. Ulrike
    13. Mai 2011
    Antworten

    Liebe Margot,

    … *grins* – ein neuer Kaufkandidat für den Sommer 😉
    Yep, die Birnen der letzten Zeit haben es in sich 🙂 Und was den Weihrauchkandidaten angeht – den finden wir auch noch für Dich… Im übrigen: In der CdG-Incense-Serie ist auch ein Weihrauch mit Birne dabei *welcherwaresdochgleich?* – hast Du den schon getestet?

    Liebe Grüße,

    Uli.

  3. Margot
    13. Mai 2011
    Antworten

    Liebe Uli,
    das ist der Zagorsk – BirnenHOLZ (hab den Artikel grad nochmal angeschaut) Hatte ich den schon mal geschnuppert? Keine Ahnung! Aber wenn bei dem die Birnennote total flöten geht, werde ich doch einen passenden Weihrauch zu Montale’s Birne suchen müssen 🙂
    Und ja, Kandidat für den Sommer 😉

    LG,
    Margot

  4. Ulrike
    15. Mai 2011
    Antworten

    Also bei MIR rieche ich/riecht man die Birnennote schon sehr deutlich auf der Haut – insofern: teste den ruhig mal.
    Jaja, die Sommerkaufkandidaten… 😉

    *lach*

    Meine Liste ist leider auch mal wieder seehr lang geworden…

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