Histoires de Parfums – 1828 – Jules Verne


Ich weiß nicht, ob Kinder und Jugendliche noch Karl May und Jules Verne lesen oder ob Spielkonsolen und Comics nun endgültig den Sieg über das Buch davongetragen haben. Für mich waren es jedoch große Abenteuer, die es zu entdecken galt, mit Winnetou und Old Shatterhand oder Jules Vernes „Ein Kapitän von 15 Jahren“. Die entsprechenden Verfilmungen waren dann natürlich auch das Höchste der Gefühle, wilde Schießereien, ferne Länder und Männer, die Pferden zuzwinkerten.

Zuletzt war die große Schriftstellerin Colette an der Reihe und der ihr gewidmete Duft von Histoires de Parfums. Wir bleiben jetzt einfach in Frankreich und wenden uns Monsieur Verne zu, der an Bekanntheit Frau Colette noch bei Weitem übertrifft. Bekannt wurde er vor allem durch seine Abenteuer- und Reiseromane wie etwa „Reise zum Mittelpunkt der Erde“, „20000 Meilen unter dem Meer“ und „Reise um die Erde in 80 Tagen“. Der auch als Begründer der Science-Fiction-Literatur geltende Vollbartträger wurde, es wundert uns kaum, 1828 in Nantes geboren, wuchs in soliden Verhältnissen auf und studierte Jura, um eines Tages die Kanzlei des Vaters zu übernehmen. In Paris brachte ihn möglicherweise der Kontakt zu Alexandre Dumas (Verfasser von „Die drei Musketiere“, „Der Mann mit der eisernen Maske“, „Der Graf von Monte Christo“) von der vorgesehenen Spur ab. Verne begann zu schreiben und versuchte sich zunächst als Dramatiker bis er schließlich Erzählungen verfasste. 1857 heiratete er eine Witwe und ging dem etwas bodenständigeren Beruf eines Börsenmaklers nach, da das Schreiben noch nicht genug Geld abwarf. 1862 lernte er den Verleger Pierre-Jules Hetzel kennen, der seine Bücher nun herausgab. Zudem machte er mit zahlreichen Erfindern, Tüftlern und Naturforschern Bekanntschaft und unternahm selbst einige Reisen. Kein Wunder also, dass Technik und Reisen eine so große Rolle in seinen Werken spielten. Gerade für die Technik begeisterte er sich außerordentlich und brachte diese visionär in seinen Werken unter – genau aus diesem Grund nennt man ihn auch den Urvater der Science-Fiction. Ein Beispiel hierfür: Im 19. Jahrhundert gab es kaum Straßenbeleuchtungen, wenn überhaupt dann funzelige Gaslaternen. In seinem Roman „Paris im 20. Jahrhundert“ von 1863 schrieb Verne geradezu prophetisch:

„Die Straßen waren voller Menschen; die Nacht brach herein; luxuriöse Geschäfte warfen den Schein elektrischen Lichts weit hinaus; die nach dem Way-System durch Elektrisierung eines Quecksilberstreifens konstruierten Kandelaber leuchteten im unvergleichlichen Glanz; sie waren mittels unterirdischer Drähte miteinander verbunden; in ein und dem selben Augenblick und mit einem Schlag erstrahlten die hunderttausend Laternen von Paris.“ Quelle

Frisch aufgesprüht, auf dem Teststreifen, erwartet mich ein frische Brise, zitrische Noten, wie der Hersteller angibt, Grapefruit, Zitrone, Mandarine und Eukalyptus in der Kopfnote. Letzteren rieche ich nicht heraus. Wie so oft auf dem Streifen bleibt die Sache recht schlicht. Auf der Haut kommt die Zitrone im Auftakt deutlicher heraus, die Basisnoten tönen mit Zedernholz jedoch nur im Hintergrund. Von den Ingredienzen ähnelt er durchaus Czech & Speakes kürzlich besprochenem Duft „Cuba“, allerdings ist hier die Umsetzung weitaus kopflastiger und gefälliger. Ein schon fast sauberer Duft, keiner der Bestandteile drängt sich nach vorne.

Laut Hersteller-Seite ein Parfum für moderne Weltreisende, eine Meeresbrise über der wilden Heide. Frische, gefärbt von Kultiviertheit. Ich sehe das zwar ähnlich, aber ein bisschen anders: kultiviert ja, auch im Sinne von gezügelt, die Düfte der Abenteuer bleiben zwischen den Buchdeckeln, ein sauberer, geradliniger Duft, dem ein bisschen mehr Charakter nicht geschadet hätte. Freunde von Hesperiden und cleanen Düften sollten sich in jedem Fall einmal an ihm versuchen. Übrigens ist er meiner Meinung nach auch bestens für Frauen geeignet.

Es grüßt abenteuerlustig
Harmen

PS: Kopfnote: Grapefruit, Zitrone, Mandarine, Eukalyptus; Herznote: Pfeffer, Muskatnuss; Basisnote: Zedernholz, Vetiver, Weihrauch, Kiefer

Bildquellen: Jules Verne von Tintazul – via Wikimedia Commons, some rights reserved, vielen Dank!

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

3 Kommentare

  1. Doreen
    30. August 2011
    Antworten

    Lieber Harmen,
    Danke für Deine neugierig machende, tolle Beschreibung. Ich dachte sogleich, das könnte was für meinen Gefährten sein. Schon der Name des Dufts weckte sein Interesse (großer Jules Verne-Fan). So schön weich gewürzt und hölzern passt (und gefällt ihm) der Duft denn auch ganz augezeichnet.
    Ich freue mich schon auf Deine Empfehlungen für die kommende Herbst-Winter-Duftsaison.
    Viele Grüße!

  2. Ulrike
    31. August 2011
    Antworten

    Huhuu liebe Doreen,

    ich bin zwar nicht Harmen, antworte aber einfach mal an seiner Stelle, er weilt nämlich gerade im Urlaub im schönen Schweden. In der Tat ist 1828 ein sehr schöner Duft – freut mich, dass er Deinem Partner gefällt – und wenn dieser auch noch literarisch bewandert ist passt das ja vorzüglich!
    Wer weiß, Harmen stellt gen Herbst/Winter noch einiges für die Männerwelt vor, da gibt es sicher noch testenswerte Düftchen darunter!

    Liebe Grüße,

    Ulrike.

  3. Harmen
    15. September 2011
    Antworten

    Hallo Doreen,
    herzlichen Dank für Deinen Kommentar! Natürlich kommt da für den Herbst/Winter noch etwas nach 🙂
    Liebe Grüße
    Harmen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert