Mariela
Es war einmal ein sehr reicher, mächtiger und etwas exzentrischer Mann, der nichts auf der Welt mehr liebte, als sein Badewasser mit exquisitem Champagner anzureichern. Doch dann kam die Prohibition und das Leid war groß. Was war naheliegender, als seine guten Beziehungen spielen zu lassen und eines der bedeutendsten Parfumhäuser um einen adäquaten Ersatz zu ersuchen. Und im Handumdrehen wurde Bain de Champagne kreiert! Ein perlendes Duftwasser, das sogar in einem Champagnerflakon angeboten wurde. Alle waren zufrieden. Der reiche Mann, der weiter der Badelust frönen konnte und das Parfumhaus Caron, das kurzerhand, um die Laune eines Millionärs zu besänftigen, einen Klassiker komponierte, der viele Jahre später noch das Sortiment bereichern sollte. Und uns natürlich auch.
Laut Geschichtsbuch wurde Royal Bain ursprünglich im Jahre 1923 unter dem Namen Bain de Champagne als Badezusatz kreiert. 1941 wurde daraus Royal Bain de Champagner und erstmals auch als Eau de Toilette angeboten, bevor es in den 1970ern noch mal umbenannt wurde und den heutigen Namen Royal Bain de Caron erhielt. Der Inhalt wird nach wie vor in einer Champagnerflasche angeboten.
Die Duftnoten: Kopfnote: Rose, Flieder, Herznote: Benzoeharz, Opoponax, Weihrauch, Basisnote: Zedernholz, Vanille, Ambra, Moschus, Sandelholz
Royal Bain de Caron startet mit einer sehr prominenten Fliedernote, die den großmütterlichen Charme von Fliederseife versprüht. Die Rose im Hintergrund ist eine dieser wohlduftenden älteren Sorten. Im Herzen wird Royal Bain sehr pudrig, dies mag wohl der Vanille, Ambra und Moschus geschuldet sein. Irgendwie ist auch ein Hauch Banane zu riechen. Die ist zwar nicht enthalten aber ich meine doch ein leicht künstliches Bananenaroma zu erschnuppern. Benzoeharz versprüht sein warmes, fast schon schokoladiges Aroma und Opoponax unterstützt es nach Kräften mit seinem balsamisch süßlichen Duft.
Warum die Assoziation Champagner? Nun, Royal Bain ist ein quirliger Duft. Es passiert ständig etwas. Die Duftnoten kommen nicht zur Ruhe sondern flirren munter umher. Das wäre zumindest meine Erklärung. Ob sie stimmt, sei allerdings mal dahingestellt.
Royal Bain ist kein modernes Parfum. Ich behaupte einfach mal, dass dieser Duft zu recht als Klassiker bezeichnet werden darf. Er schafft eine Aura vergangener Tage ohne jemals altmodisch zu sein. Darauf stoßen wir an. Zum Wohl meine Lieben!
Harmen
Carons „Royal Bain de Champagne“, heute aus den bekannten Gründen in „Royal Bain de Caron“ umbenannt, wurde 1941 für einen kalifornischen Millionär kreiert, da dieser angeblich seiner Champagnerbäder überdrüssig geworden war. Die Angaben zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Dufts sind widersprüchlich, da es 1923 bereits einen Duft namens „Bain de Champagne“ gab. Eine ausführliche Beschreibung findet sich bei „The Scented Salamander“.
Anstelle eines enervierenden Champagnerbades einen Duft bei Herrn Daltroff und Frau Wanpouille in Auftrag zu geben, ist sicherlich die beste Lösung für dieses schwerwiegende Problem. Kennen wir das nicht alle? Immer dieser Champagner und Kaviar, da möchte man wenigstens hin und wieder eine „Pommes Schranke“ mit einem frischgezapften Pils zu sich nehmen. Während meine Finger über die vergoldete Mahagonitastatur gleiten und ich dank der sommerlichen Temperaturen auch den Nerz zur Seite legen konnte, überlege ich, wie so ein in Parfumeurskunst gegossenes Champagnerbad wohl duften mag. Bin ich einem herrlich trockenen Duft auf der Spur? Trauben, Hefe, vielleicht ein bisschen Kork und der altehrwürdige Geruch französischer Weinkellereien? So der beste anzunehmende Fall. Oder doch ein klebriger preiswerter italienischer Schaumwein, während dessen Genuss schon die ersten Anzeichen vom heranrauschenden Kater künden? So der größte anzunehmende Unfall.
Bevor ich nun einen tiefen Schluck aus dem Flakon nehme, versuche ich „Royal Bain“ vielleicht doch erst einmal auf dem Duftstreifen.
Die Duftnoten: Kopfnote: Rose, Flieder; Herznote: Benzoeharz, Opoponax, Weihrauch; Basisnote: Zedernholz, Vanille, Ambra, Moschus, Sandelholz
Der erste Eindruck ist ein heller, seifiger Duft, letztere Eigenschaft absolut passend für einen „Badeduft“. Er enthält aber auch Früchte und Blüten. Ich nehme an, dass das Fruchtig-Blütenhafte der Rose und dem Flieder zuzuschreiben ist, wobei die Vanille als einzige Note klar hervorsticht. Die Harze und Hölzer bleiben auf dem Streifen gänzlich im Hintergrund, sodass die Haut einmal mehr herhalten muss. Wie erwartet kommen nun auch die wärmeren Töne besser zum Vorschein, spielen trotz allem aber nur eine kleine Statistenrolle. Nach Champagner riecht „Royal Bain“ jedenfalls nicht, dazu fehlt ihm eigentlich nur eine leichte säuerliche Note, etwa eine Zitrusfrucht. Die Hölzer runden die Süße mit einer leichten Frische rechtzeitig ab. Ein für meine Nase durchaus ungewöhnlicher Duft, hell und sauber, aber trotzdem süßlich. Die Unterschiede zwischen Haut und Teststreifen sind nicht fundamental. Ich finde den Duft äußerst spannend und empfehle gerade denjenigen einen Test, die sich für historische Parfums interessieren.
Viele Grüße von
Harmen
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