Kurz und knackig – Ihr dürftet es wissen, normalerweise nicht meine Stärke 😉 Heute werde ich es trotzdem versuchen. Vor einiger Zeit hatte ich bereits die Kategorie der Vergessenen eingeführt, Düfte, zu deren Rezension ich trotz ihrer Aktualität (noch) nicht gekommen war. Von Zeit zu Zeit nun werden jene Schubladen geleert, in denen sich meine duftenden Arbeitsmaterialien stapeln und ich greife einige Düfte heraus, denen ich mich hier im schnellen Überblick widme.
Heute vor und unter meiner Nase: Parfums d’Orsay Intrigante, Montale Jasmin Full und Fifi Chachnil.
Die Intrigante ist ein Teil der Intense-Serie von Parfums d’Orsay, genauer: der vierte Duft derselben nach Le und La Dandy [jawohl!] sowie Le Nomade.
„A bewitching eau de parfum created in the image of the beguiling temptress, who harnesses her charms for ambitious seduction.“
Eine Verführerin ist die Intrigante, wen wundert es – und ewig lockt das Weib… Moschus, Wacholderbeeren, Myrrhe, schwarzer Pfeffer in der Kopfnote, Kamelie, Rose, Nelke, Orangenblüte im Herzen und Sandelholz, Patchouli, weißer Moschus, Vanille und Wildleder in der Basis. … Was soll ich sagen? Wieso habe ich diesen Duft nicht früher getestet? Er hätte mir im Winter sicher Freude gemacht. Ein schöner Damenduft irgendwo zwischen Klassik und Moderne, ich fühle mich an Washington Tremletts Clove Absolute und an die alten Carons, unter anderem meinen Liebling Coup de Fouet. Eine Nelke mit Gewürznelkeneinschlag, floralem Gefolge und einem orientalischen Touch, smooth und samtig, würzig und weich. Ein fein-harziger und sehr gemäßigter Florientale mit deliziösen Wildledernoten, der mich an jene Zeit erinnert, als in den ganzen französischen Etablissements jene vorgeblich fremdländischen Tänzerinnen angesagt waren, zu denen auch Baker gehörte. Bitte vorzustellen: Eine vornehme Femme Fatale mit dezent exotischem Anstrich, Kostüm, hochgeschlossen aber trotzdem männermordend, von gewagten grau-samtigen Wildlederstiefelettchen vollendet. Gefällt mir überraschend gut.
Montales neuester Streich ist Jasmin Full. Nach Full Incense mit seinen 237 verschiedenen Weihrauch-Sorten, diesem harzigen Räucherwerk-Kracher dämmert mir bereits mit dem Namen was mir blühen könnte und in welcher Opulenz. Jasmin, Orangenblüte und Geißblatt sind als Ingredienzen angegeben. Letzteres ist nur die Anstandsdame wie sich von Beginn an zeigt: Irgendwo dahinten könnte es wachsen, stehen, blühen – vielleicht. Ich meine das liebe Geißblatt wahrzunehmen, die Gouvernante, was aber auch daher rühren mag, dass ich bereits gelesen hatte, das ich es in dem Dufte finden muss. Ansonsten hat es mit zwei gar unbändigen pubertierenden Mädchen zu tun, die sich gerade in die Blüte ihres Lebens hineinbegeben. Ein Lolitazwilling aus weißen Blüten, von tropisch-cremiger Süße, dicht, narkotisch, betörend und gefährlich wie ein Sedativum, welches einem zuerst die Sinne und dann die Kontrolle raubt. In meiner Nase und auf meiner Haut aber auch indolisch, leider. Hier wedelt einem kein wie auch immer gearteter Lakai Blattwerk ins Gesicht, um wieder zu Atem zu kommen – Grün sucht man hier vergeblich. Insofern sollte man schon ein großer Freund von Weißblühern sein. Wenn man sich zu diesen zählt allerdings kommt man naturgemäß voll auf seine Kosten.
Fifi Chachnil – der Signature-Duft des gleichnamigen Unternehmens von Delphine Véron, der französischen Unterwäschekönigin. Zusammenarbeit mit Pierre et Gilles, na klar. Und Pin-Up-inspirierte Dessous wie bei Agent Provocateur, einem späteren Pendant des Westwood-McLaren-Sprösslings Joseph Corre. Das eine oder andere 50ies-Teilchen ist sicher nicht übel, die mit den ganzen Rüschchen und dem Tünnefkram überlasse ich persönlich, obgleich schöner Unterwäsche nicht abgeneigt, aber lieber Dita von Teese. Der Signature aber von Madame Chachnil, den gebe ich nicht mehr her – und dabei hören sich die Noten so simpel an: Kopfnote: Zitrische Noten, Mandarine, Koriander; Herznote: Rose, Maiglöckchen; Basisnote: Ambra, Tabak. Ein soo schöner Boudoir-Duft meine Damen! Ich rieche Zitronenbaiser, Puderquasten und Lippenstift, nebst einer eloquenten Femme Fatale mit Gauloises im Mundwinkel und Pfeffer im adrett verpackten, eine samtige Weiche verströmenden Hinterteil. Und hat sie da nicht noch ein Ledergertchen in der Hand, die seidig Verpackte auf ihren Stilettopantöffelchen? Und dann noch dieser Flakon, dieser überaus passende, ein wenig kitschig anmutende, aber überaus entzückende. Hach. Gott ist eine Frau. Ganz bestimmt. Und ich höre für heute auf.
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
fifi chachnil ist (gebürtige)pariserin: Delphine Véron
agent provocateur gegründet von Joseph Corre (wer ist ferdinand?)…und zwar erst 10 jahre nach chachnil. solche dinge solltet gerade ihr doch wissen 😉
ach und dita trägt fifi…nur nebenbei 😉