Mariela
L‘Hêtre Rêvé aus dem Hause Nez à Nez, jener noch recht jungen Parfum-Manufaktur aus Paris, startet sehr würzig. Es erinnert mich sofort an eine Duftschale, die ich gerne mal in der Vorweihnachszeit herrichte. Mit dabei sind Sternanis, ein paar Zimtstangen und Mandarinen mit aufgepieksten Gewürznelken. Das sind alles Ingredienzen die man auch in L’Hêtre Rêvé findet.
Kopfnote: Sternanis, Mandarine, Zimt, Gewürznelke Herznote: Sandelholz, Vetiver, Patchouli, Pflaume, Zedernholz, Guajakholz, Jakaranda, Baisnote: Moschus
Sternanis ist dabei der herausragende Kandidat in der Kopfnote, jedoch ist er auf ein weiches Zimtkissen gebettet, das die typische Anisnote abmildert. Mandarine und Pflaume sorgen für eine gewisse Saftigkeit, was bei mir gleich die Erinnerung an Früchtepunsch aufkommen lässt. Eindeutig das falsche Wetter und die falsche Jahreszeit, um diesen Duft zu rezensieren! Es ist schließlich strahlender Sonnenschein und der Frühling ist nicht aufzuhalten. Patchouli gesellt sich dazu und vermischt sich auf sehr angenehme Weise mit den Gewürzen. Die Hölzer fügen sich harmonisch ein, drängen sich nicht in den Vordergrund und Moschus rundet ab, überzieht alles mit einer pudrigen Aura.
Nur, was wollen sie uns eigentlich mit diesem Namen sagen? L‘Hêtre Rêvé, die geträumte Buche: das klingt sehr nach Naturfreunden und romantischem Idyll. Der Name ist gleichzeitig aber auch als Wortspiel L’Être rêvé, das geträume Sein zu lesen. Das Interpretieren dieser Zweideutigkeit überlasse ich für heute mal Euch. Wie schon bei Ambre à Sade erkenne ich auch hier keine wirklich einleuchtenden Konzepte hinter der Namensgebung. Eindeutig aber ist L’Hêtre Rêvé ein traumhafter Winterduft, der frühstens bei der nächsten Schafskälte oder den kommenden Eisheiligen wieder aufgesprüht wird!
Harmen
Der heutige Name gibt erst einmal Rätsel auf. Übersetzt würde er etwa „Die geträumte Buche“ bedeuten, aber nach einiger Recherche fand ich heraus, dass es sich um ein Wortspiel handelt. Da im Französischen das H nicht ausgesprochen wird, könnte man den Namen gesprochen auch als „l’Être Rêvé“ verstehen, ungefähr „Das geträumte Sein“ oder „Das geträumte Wesen“. Jedenfalls befinden wir uns in der Welt des Träumens, wahrscheinlich in einem Buchenwald voller Traumwesen. Die Werbeanzeige von Nez à Nez unten verspricht in jedem Fall eine Fülle an Holz, und ich darf gespannt sein, ob dieser Duft meinen Geschmack trifft, nach dem Walderdbeertrauma von letzter Woche.
Auf dem Duftstreifen geht es ziemlich holzig los, kein Wunder schaut man in die Duftnoten: gleich dreierlei Hölzer nämlich Sandelholz, Zedernholz und Guajakholz lassen sich dort finden. Gleichzeitig aber auch frisch, wofür wahrscheinlich Vetiver oder Sternanis verantwortlich sind. Eine deutliche Süße schwingt ebenso mit, welche die Trockenheit des Holzes unterbindet, ob diese allerdings der Mandarine, der Pflaume oder gleich dem Moschus zuzuschreiben ist, kann ich nicht sagen, denn der Duft präsentiert sich recht rund. Deswegen haben wir es hier auch nicht mit einem Kracher zu tun, der die Geister scheidet. Ich finde ihn recht konventionell und meine, dass es auch einen Mainstream-Damenduft gibt, der stark in die Richtung von „l’Hêtre Rêvé“ geht; meine Damen, vielleicht hilft mir jemand auf die Sprünge.
Ganz klar ein Duft für die Damenwelt, für Herbst und Winter, kommt er doch vor allem auf der Haut relativ schwer und auch süßlich daher. Ein absolut alltagstauglicher Duft, der eine ganz andere Richtung als „Ambre à Sade“ einschlägt. Von den quietschebunten Walderdbeeren im Sommer zu einem dunkleren und herbstlichen Wald, der den Spätsommer aber noch nicht ganz vergessen hat.
Frohes Testen und viele Grüße von
Harmen
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