Die Schöne und das Biest: Ambre à Sade

Mariela

Die unschuldige Justine, Protagonistin des gleichnamigen Romans von Marquis de Sade entscheidet sich zu Beginn der Tragödie, im Gegensatz zu ihrer frevelhaften Schwester, für eine tugendhafte Lebensweise. Sie erlebt dabei allerlei Missgeschicke und muss zahlreiche körperliche, seelische und nicht zuletzt – dafür ist der Roman ja einschlägig bekannt – sexuelle Erniedrigungen ertragen. In einem Interview erläutern Christa Patout und ihr Ehemann Stéphane Humbert Lucas, die Köpfe hinter dem Hersteller Nez à Nez, dass die kontrastierenden Duftnoten von Ambre à Sade, nämlich Beere sowie eine Kombination aus Patchouli und Leder jeweils die Romanfigur Justine und den Autor de Sade selbst repräsentieren sollen.

Die Duftnoten: Kopfnote: Brombeere, Erdbeere, Walderdbeere, Karamell, Herznote: Himbeere, Virgina-Zedernholz, Zimtbaum, Basisnote: Ambra, Tonkabohne, Vanille, Patchouli, Leder

Wild strawberries / C?p?uni s?lbatice

Ambre à Sade startet mit einer gewaltigen Ladung Beeren, gepaart mit ordentlich Karamell. Genauer gesagt sind es die Walderdbeeren, die die Kopfnote dominieren, jene Verwandten unserer heiß geliebten Erdbeere, die süßer und waldiger schmeckt und die natürlich erst mal gefunden werden muss. An und für sich eigentlich ganz gut. Ich mag Beeren und gegen Karamell habe ich auch nichts einzuwenden, aber ich bin enttäuscht. Das ganze riecht für mich sehr künstlich. Als Kind hatte ich mal einen Stift, der nach Erdbeere roch, und unser Duft ist dem künstlichen Erdbeeraroma nicht unähnlich. Leider verläuft dieser Duft auch sehr linear, Ambra und Vanille gesellen sich dazu, aber dann ist auch schon Schluss. Bei mir ist weder etwas von Holz noch Leder, geschweige denn Patchouli zu erkennen. Zurück bleibt eine ziemlich klebrige Süße, die mich irgendwie an einen dicken, pinkfarbenen Kaugummi denken lässt.

Hubba Bubba

Nun, ich muss gestehen, dass ich mir unter diesem Namen etwas wesentlich dunkleres vorgestellt habe als dieses geradezu leichte und fruchtige Duftwässerchen! Für mich kein erwachsener Duft. Vielmehr könnte ich mir diesen Duft gut an Mittel- bis Oberstufenschülerinnen vorstellen. Der Duft wird sicherlich seine Fans haben, für mich ist er jedoch nichts.

Aber vielleicht, wie so oft auch eine Frage der Hautchemie. Bei anderen Trägern kommen diese Ingredienzen bestimmt sehr schön raus! Wie ist es bei Euch?

Harmen

Ambre à Sade… tatsächlich habe ich mir vor einigen Jahren einmal den Roman „Justine“ von Marquis de Sade zur Brust genommen und ihn dann irgendwann zur Seite gelegt, um nie wieder hineinzuschauen. Ich erinnere mich nur soweit daran, dass sich gewaltpornographische Beschreibungen mit philosophischem Geschwafel über Moral abwechselten, wobei beide Anteile nach einer Weile reichlich langweilig wurden. Man kann ja schlecht über 200 Seiten hinweg schockiert sein.

Von all dem kann ich in Ambre à Sade nichts finden. Eine klebrig-süße Walderdbeere, dann kommt lange gar nichts und dann kommt eine klebrig-süße Walderdbeere, wie es weitergeht, könnt Ihr Euch denken. Mit etwas gutem Willen kann man die Süße als Karamell und Vanille interpretieren. Der Marquis de Sade wird hier offensichtlich vom Bürgerschreck zum Marketing-Gag, und ich weiß nicht, ob Parfums verzehrt werden dürfen, aber ein kleiner Schuss Ambre à Sade in die Waldmeisterbowle könnte ich mir ganz gut vorstellen. Auch auf der Haut ändert sich am Duft eigentlich nichts. Eine ganz leichte Ledernote lässt sich erahnen, sofern man die Ingredienzen kennt, und wäre diese dominanter angelegt, wäre vielleicht ein interessanter Kontrast entstanden. Ich möchte niemandem Unrecht tun, aber kann mir nicht vorstellen, dass jemand so riechen möchte, tut mir leid.

Vielleicht kennt jemand die Göteborgs-Keksrollen von IKEA. Es gibt aus dieser Reihe auch die Geschmacksrichtung Smultron (Walderdbeere) – soweit ich weiß nur in Schweden. Sie schmecken ganz hervorragend und sind sicherlich auch eine schmackhafte Alternative zu einem Walderdbeerparfum.

Zu Walderdbeeren fällt mir noch der große Klassiker von Ingmar Bergman „Wilde Erdbeeren“ (Smultronstället) von 1957 ein, vielleicht wäre dieser Film die richtige Gelegenheit, das Parfum zu tragen. Ausschnitte könnt Ihr Euch hier ansehen.

Fruchtige Grüße
Harmen

Bildquellen: Wild strawberries / Cap?uni salbatice by cod_gabriel, on Flickr, Hubba Bubba by Josh Kenzer, on Flickr, Das Keksbild stammt von hier some rights reserved, vielen Dank!

Neueste Kommentare

Mariela Verfasst von:

3 Kommentare

  1. Margot
    21. März 2011
    Antworten

    Hallo ihr zwei,

    na, da seid ihr heut ja einig! Und dann auch gleich noch so böse, böse einig! Ich hab die Nez a Nez Düfte vor ein paar Jahren (3?) getestet und leider erinnere ich mich nicht mehr wirklich an den Ambre a sade … habe ihn als sooooo schlecht nicht in Erinnerung! Meine dunklen Favoriten aus der Nez a Nez Serie, damals wie heute, Bal Musque und Le Hetre Reve (beides jedoch nüscht wirklich was für den Frühling) und hach ja, neu hinzu gekommen der Hiroshima Mon amour. Und hm, vielleicht sollte ich dem Marron chic nochmal eine Chance geben …. hab grad gesehen, dass da IRIS drin ist! (–> gleich mal auf die Pröbchenliste setze)

    Liebe Grüsse,
    Margot

  2. Harmen
    22. März 2011
    Antworten

    Hallo Margot,
    böse ist ja auch immer ein bisschen unterhaltsam. Wir wollen hier sicher niemanden entmutigen, die jeweiligen Düfte zu testen. Und gerade die Düfte, die polarisieren sind ja umso interessanter. 😉
    Viele Grüße
    Harmen

  3. Mariela
    23. März 2011
    Antworten

    Hallo Margot,
    das merken Harmen und ich erst hinterher ob wir einer Meinung sind, in diesem Fall war es tatsächlich so auch wenn die nicht wirklich positiv war. Es ist eine schwierige Gratwanderung, einerseits will man niemanden entmutigen, wie Harmen oben schon erwähnte, und auch niemandem „auf den Schlips treten“ der den Duft mag andererseits will man natürlich auch nicht jeden Duft „schönreden“. Es ist mit Düften wie auch bei Kunst oder Musik, immer Geschmacksache, immer subjektiv.
    Der L’Hetre Reve gefällt mir auch besser :-))
    Liebe Grüsse,
    Mariela

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