Echte Kerle…

„Wann ist ein Mann ein Mann?“ fragte Grönemeyer die Republik schon sehr erfolgreich vor Jahren. Dazu habe ich, wie wohl jede Frau, ihre ganz eigene Meinung. Jene tut hier nicht unbedingt etwas zur Sache und würde, obgleich ich sehr wohl einräume, dass ich gewisse Identifikations- und vor allem Identitätsprobleme des männlichen Geschlechts von heute durchaus nachvollziehen kann, nicht jedem gefallen. Macht aber auch nix. Denn ich möchte eigentlich auf etwas anderes raus, nämlich auf die Frage, ob „echte Männer“ Parfums tragen. Ich habe natürlich die Antwort: Ja. Das sollten sie. Unbedingt. Auch wenn Friedrich Torberg, Journalist, Autor und Herausgeber, der Ansicht war: „Was ein Mann schöner ist wie ein Aff‘, ist ein Luxus!“ Gut riechen, liebe Männer, dürft Ihr trotzdem. Auch, wenn Ihr das selbstverständlich von Natur aus tut. Und wir, da spreche ich jetzt mal für die (meisten?) Frauen, Euch natürlich auch sonst gerne riechen mögen, wenn wir Euch denn als was-auch-immer auserkoren haben. Denn dafür ist Geruch, ja, der eigene, maßgeblich als Entscheidungskriterium, wie die Wissenschaft uns ja schon lange erklärt hat.

Aber ein gutes (!) Parfum oder besser gleich mehrere – das schadet nicht nur nicht sondern das hilft. Oft. Es zeigt nicht nur, dass wir es als Frauen nicht mit einem Kernseifenverwender zu tun haben. Sondern auch, dass Mann auf sich achtet. Dass Mann sich Gedanken um den eigenen Auftritt macht. Und vielleicht auch, dass Mann sinnlichen Genüssen zugeneigt ist. Und im besten Falle kein „Entenklemmer“ ist, wie die Schwaben zu sagen pflegen.

In jedem Falle schwirrte mir schon lange im Kopf herum, einmal eine neue Reihe zu schreiben, die Düften gewidmet sind, die ich Männern zueignen würde. Düften für echte Kerle. Die gibt es nämlich, beide. Gott sei Dank.

In Zukunft werde ich an dieser Stelle also immer wieder Düfte vorstellen, die ich für „echt maskulin“ halte, Düfte, die man seiner besseren (?) Hälfte getrost mal empfehlen kann. Und weil wir es gerade schon von „echten Männern“ haben, verknüpfe ich diesen ersten Artikel zum Thema gleich mal mit etwas, was ich auch schon lange ansprechen wollte: Meine Lieblingswerbung für Düfte. Exakt zwei sind es, und sie sind beide nicht nur für Männerdüfte, sondern auch genau das, was ich unter „Etwas für echte Kerle“ subsumieren würde.

Als erstes schießt mir da sofort das Haus Caron in den Kopf, jene altfranzösische Exzentrikerheimat, die, das muss man leider sagen, heutzutage eigentlich größtenteils von dem Ruhm ihrer alten Tage und den grandiösen Parfums aus dieser Zeit lebt. Die letzten Jahre kamen, den Anarchisten mal ausgenommen, keinerlei spektakuläre Düfte mehr auf den Markt. Dafür aber eine meines Erachtens nach ganz spektakuläre Werbung für einen sehr guten Duft – für „Pour un Homme“. Eine ähnlich schlichte und simple Botschaft wie die des Gravel-Duftes (A Man’s Cologne), die mein Herz zum Hüpfen bringt – genauso wie die Werbung mit Sébastien Chabal. Rugbyspieler von Beruf kann ich es kaum fassen, dass der mit dem äußerst passenden Spitznamen Caveman, Höhlenmensch, bedachte lediglich drei magere Jährchen älter sein soll als ich. Ein Urviech und ein echter Kerl. So hat die Werbung auch etwas unglaublich Archaisches und kraftvoll Maskulines, haaach…

Die zweite Lieblingswerbung ist wohl eher FÜR Männer gedacht: Sie wurde von Terry Richardson für Tom Fords Duft For Men gemacht. Wer Richardson kennt, der dürfte auch die Werbung kennen – oder zumindest wissen, was ihn erwartet… Wikipedia bescheinigt Richardson dass sein „Markenzeichen […] ein amateurhafter, sehr roher und direkter Stil“ sei, der englische Guardian bezeichnete Richardsons Werk(e) gar als „soft porn“. Mein guter Kumpel K. würde darüber lachen, hatte er doch einmal einen meiner Richardson-Bildbände in die Finger bekommen, den ich verschämt in der letzten Ecke des Regals quasi versteckt hatte: Er hat ihm damals lachend bescheinigt, ein ferkeliger Schmutzfink zu sein und dem teuren Band die Sauigeleien eines billigsten Tankstellenpornos attestiert. Dem kann ich nicht wirklich widersprechen. Trotzdem hat Richardson für zahlreiche wichtige Magazine, Marken und Designer gearbeitet wie Vogue, GQ, Harper’s Bazaar, Vice, Gucci, Marc Jacobs und viele mehr, darunter eben auch Tom Ford. Und dabei entstanden eine ganze Reihe an Bildern, die alle mehr oder weniger… explizit sind. Sexistisch könnte man sagen – also ganz Terry. Die mir aber trotzdem oder vielmehr: gerade deswegen so gut gefallen: Aufgrund ihrer expliziten und unverfrorenen Direktheit. Die sich im übrigen, wenn man ein wenig weiter googelt, nicht nur auf weibliche Motive bezieht – das nur ganz am Rande… 😉

Nächste Woche folgt der erste „Echte Kerl“-Duft – bis dahin würde ich wahnsinnig gerne wissen, ob auch ihr Lieblingswerbungen für Düfte habt. Und was ihr von den beiden obigen haltet.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Werbung Caron Pour un Homme von Giampaolo Vimercati mit Sébastien Chabal, Werbung Tom Ford For Men von Terry Richardson für Tom Ford, some rights reserved.

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Michaela
    18. März 2011
    Antworten

    Liebe Ulli,

    ich habe (bis jetzt) keine Lieblingswerbung für Parfums.

    Ich muß aber sagen, das Foto mit dem „Kerl“ ist hhmm, jaaa, irgendwie sehr cool. Da springt einen förmlich die geballte Power an. Doch, ich würde sagen es (er) ist schon recht ansprechend :-)).

    Die Werbung für Tom Ford wird die Gemüter sehr spalten. Hier liegen Kunst, Provokation und Geschmackslosigkeit dicht beieinander. Ich für meinen Teil finde es zumindest für eine Parfumwerbung recht gewagt.

    Liebe Grüße
    und ein schönes Wochenende
    Dir, dem Team und allen Lesern und Parfumfans

  2. Ulrike
    21. März 2011
    Antworten

    Hallo liebe Michaela,

    ja, der Herr Chabal hat schon was, gell? 😉
    Und was die Tom Ford-Werbung von Richardson angeht – das ist klar, das ist ein Spalter wie alles von dem Herren… Ein Love-it-or-Hate-it-Ding, das gebe ich zu.

    Liebe Grüße zurück,

    die Uli.

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