… ist eines der ältesten Parfumhäuser Englands. Es wurde 1835 in London gegründet und machte sich mit den üblichen Verdächtigen einen Namen: Seifen, Gesichtspuder, Körperpflege, Öle und vieles mehr, unter anderem natürlich mit – Parfums. Natürlich war das Familienunternehmen auch Hoflieferant einiger Königshäuser. Und erlitt im 19. Jahrhundert ein Schicksal, das viele Familienunternehmen teilen – es wurde 1980 „eingestampft“, genauer: die Produktion wurde eingestellt. Heute, über 30 Jahre später, erlebt es nun seine Renaissance – und zwar durch Simon Brooke, den Ur-Urenkel des Gründers John Grossmith, der das Unternehmen zurück in den Familienbesitz holte und ihm zu neuem Glanz verhelfen möchte.
Dafür kooperierte man mit dem in Grasse ansässigen Aromastoffhersteller Robertet und ließ nun die drei größten Erfolge des Hauses wieder aufleben: Hasu-No-Hana von 1888, Phul-Nana von 1891 und Sem-El-Nessim von 1906.
Diese Idee ist natürlich wieder genau meins: Parfum ist Kulturgut und eine solch alte Firma „sterben zu lassen“ ist nicht nur ein (kunst)handwerklicher, sondern auch ein kultureller Verlust. So war ich gespannt auf die drei Düfte, die ich Euch hier jetzt vorstellen mag.
Hasu-No-Hana ist der japanischen Lotuslilie gewidmet. Liest man das oder vielmehr: lese ich das, denke ich an – Ätherisches. Lilie, ja, aber – leicht, aquatisch. Dieser Eindruck wird bereits vereitelt durch die nähere Beschreibung des Duftes, die „orientalische Facetten“ und „Chypre“ ankündigt, auf einer „holzigen, trockenen und sehr sinnlichen Basis.“ Ein Blick auf die Ingredienzen lässt ähnliches erahnen: Kopfnote: Bergamotte, Bitterorange; Herznote: Rose, Jasmin, Ylang-Ylang, Iris; Basisnote: Patchouli, Eichenmoos, Vetiver, Zedernholz, Sandelholz, Tonkabohne.
Und, in der Tat – genau das ist es, was sich da offenbart: Ein orientalischer Chypre oder auch: ein chyprierter Orientale. Eine Handvoll Hesperiden im Auftakt brilliert er durch sein übervolles Herz, das eine gelungene Hochzeit beider Duftfamilien, beider Welten offenbart. Satte Chypreakkorde mit Lederanklängen in Kombination mit üppigen Blüten und einer warmen orientalischen Süße, die in würzig-holziger Samtigkeit ausklingt.
Die Lilie erkenne ich hier nicht, und eine asiatische gleich gar nicht – aber vielleicht, sehr wahrscheinlich ist es nur eine Assoziation, und jene kann ich nachvollziehen, wenngleich auch nicht mit meinem Begriff von Asien in Einklang bringen. Ein Klassiker durch und durch, aber zeitgemäß und zeitlos. Und überaus weiblich.
Phul-Nana ist Hindi und heißt übersetzt soviel wie „schöne Blume“ und soll ein Bouquet der reizendsten indischen Blüten darstellen. 1891 kreiert, vermählt Phul-Nana die Impression eines Kräuter- mit einem Blumengarten und ebnete so laut der Firma den Weg für diverse orientalische Kreationen, die da folgen sollten. Dabei bezeichnet ihn diese als „frische und süße florale Komposition“ mit aromatischen Fougère-Anklängen auf einer sanften, holzig-warmen Basis. Die Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Orange, Neroli; Herznote: Geranium, Tuberose, Ylang-Ylang; Basisnote: Patchouli, Benzoeharz, Zedernholz, Sandelholz, Opoponax, Tonkabohne, Bourbon-Vanille.
Auch wenn ich Lavendel für Fougèregewitter hier vermisse, vermag ich doch diejenigen krautigen und kräuterigen Anklänge zu entdecken, die hier beschrieben werden: Dichte Anklänge von Zitrusfrüchten samt den ihnen anhängigen Bäumen, zu deren Wurzeln sich nicht nur Moos, sondern auch unzählige Kräuter und Kräutlein tummeln im warmen Sonnenlicht, von zahllosen Blumen begleitet, die ihre Häupter gen Sonne recken. Geranium spendiert einmal mehr minzige Rosennoten, welche von überschwänglichen weißen Blüten begleitet werden, die auf einer überaus warmen, harzigen Basis ruhen, von holzigen Noten gesäumt. Altmodisch, aber schön. Und durchaus tragbar, eben – ein weiterer Klassiker.
Mit einem ebensolchen geht es morgen weiter: Der dritte und letzte in der Reihe, Sheem-El-Nessim.
Bis dahin alles Gute und liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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