ist der dritte und letzte Duft der Schweizerin Vero Kern, der Nase hinter der Manufaktur vero.profumo.
Rubj, das Eau de Parfum, und ich, das sei schon vorab angemerkt, ist eine Hassliebe. Anfänglich fand ich Rubj untragbar, wie er sich auf meiner Haut entwickelte – in der EdP-Variante wohlgemerkt, das Extrait unterscheidet sich hier sehr deutlich, wie ich zu einem späteren Zeitpunkt auch nochmals kontrastieren möchte.
Woran liegt es? Rubj ist ein astreiner Weißblüher-Duft mit fruchtigen Tendenzen, der in der Extrait-Variante über eine animalische Zibetkomponente verfügt. Rubj dem EdP fehlt jenes Zibet, das animalische, dafür finden sich aber jene Passionsfrucht/Maracuja-Noten, die durchgängiges Thema der ganzen EdP-Serie bilden, sowie ein mehr als ordentlicher Tupfer Cumin. Jener ist es auch, der Kreuzkümmel, der verantwortlich ist für meine doch sehr ambivalenten, aber stürmischen Gefühle gegenüber Rubj.
„Ein opulentes, betörendes Parfum – nicht nur für Exzentrikerinnen und Dandys. Die liebliche Orangenblüte aus Marokko, in einem schmelzenden und schimmernden Kleid feinster Moschusnoten, wird heiß umworben vom verführerischen Jasmin aus Ägypten. Eine verheißungsvolle Verbindung. Ein Treffen im „duftenden Garten des Scheichs Nefzaui“, dem Ort geheimer Obsessionen und wilder Leidenschaften.“
Soviel Vero Kern zu ihrem Duft. Und in der Tat – Haremsdame, Konkubine, das ist, schwäbisch gemeint, nicht die schlechteste, nämlich eigentlich eine überaus zutreffende Assoziation für Rubj.
By Kavewall – CC BY 2.5 –> https://creativecommons.org/licenses/by/2.5/
Auf der Haut angekommen offenbart jenes heißblütige Vollweib zuerst seine zitrischen Momente, deren spritziges Prickeln schon einen Vorgeschmack auf das zu geben vermögen, was danach kommen mag…
Das Herz hat es dann in sich, jeder Poet hätte seine wahre Freude daran – denn es ist wahre Poesie, die Kern da olfaktorisch umgesetzt hat: Und ewig lockt das Weibliche, das einem hier die geneigte Nase deutlich zu verdrehen vermag. Geballte weißblühende Kraft wie sie femininer nicht sein könnte wallt einem entgegen, voller Esprit, Energie und Erotik. Maracuja und jener Kreuzkümmel sind es aber, die jene Weiblichkeit in einen schwindelerregende Untiefe verwandeln: Mittels ihrer leicht dreckigen Noten, ihres subtil schweißig anmutenden Naturells unterstreichen sie die indolischen Momente des Jasmins genauso wie die morbide Seite der Tuberose. Diese gefährliche Sirene bettet sich dann auf Eichenmoos, welches bereits in zig Chypres der Parfumgeschichte unter Beweis stellen konnte, dass es Femininität verdammt sexy inszenieren kann…
Als ich Rubj das erste Mal trug empfand ich den Duft schlichtweg als – zuviel. Und konnte diese schwülstige Erotik, die ihm meiner Nase nach anhaftet, nicht ertragen. Aber wie es so ist – ich bekam und bekomme meine Nase nicht mehr weg, und sei es auch nur von einem kleinen Pröbchen, das vor mir auf dem Tisch liegt.
Rubj strahlt für mich ganz gebündelt Lust und Leidenschaft aus. Und weiß dadurch zu verführen. Mich hat der Duft schlussendlich doch noch und schon längst gefangen genommen, eine Flasche davon muss her. Für mich eine wahre weibliche Schönheit und, nochmal für mich, obgleich ich alle Kernschen Düfte sehr schätze, mit Abstand der schönste von allen.
Auch kann ich mich Vero Kerns Bild von der Frau, zu der Rubj passt, das sie in einem Interview mit Lena Brombacher für deren Blog Olfactorialist zum Besten gab, größtenteils:
„Bei rubj hatten wir gesagt, wäre Penelope Cruz toll, eine Latina. rubj könnte auch gut mit Leder getragen werden, onda natürlich auch, aber rubj braucht seinen Kontrast. Ich sehe es an einer schlanken, großen Frau. rubj hat eine gewisse Präsenz. Es muss nicht unbedingt eine üppige Frau sein. Ich mag Brüche, das macht ein gutes Parfum aus. Wenn Du plötzlich eine Seite von Dir zeigst, die sonst gar nicht sichtbar ist. Es ist wie wenn man Vintage mit Designerkleidung mischt. Das ist eine Kunst.“
Eine vor Lebensfreude und Sinnlichkeit überschäumende Latina – welch ein perfektes Bild für den Duft. Nur schlank – nein, schlank finde ich sollte sie nicht sein, die Frau. Sie sollte eher so sein wie Rubj – von allem ein bisschen zuviel haben und dabei umwerfend anziehend wirken und sein.
Rubjs Ingredienzen: Kopfnote: Bergamotte, Mandarine, Neroli, Passionsfrucht (Maracuja); Herznote: Jasmin, Orangenblüte, Tuberose, Basilikum, Kumin; Basisnote: Zedernholz, Eichenmoos, Moschus.
Nun seid Ihr an der Reihe: Kennt Ihr Vero Kerns Düfte? Welches sind Eure Favoriten?
Ein schönes Wochenende und liebe Grüße
Eure Ulrike
Hier finden Sie die Düfte von Vero Kern, vero.profumo, in unserem Shop.
Liebe Uli,
ich habe ja nur die EdP Proben und ja, schweißig/schwülstig trifft es auf jeden Fall. Wie Du es genannt hast, die Fruchtnoten, gehen bei allen nicht.
Meine Assoziation zu Rubj? Ein Koch am Feierabend, der 10 Stunden in der Küche stand und Kohl für eine Kompanie gekocht hat. Damit sehr oppulent – glaube jedoch nicht, dass es V. Kern so gedacht hat 🙂
Tut mir leid, wenn ich das so sagen muss. Werde bei Gelegenheit mich aber an die Extraits heran wagen.
Liebe Grüsse und ein schönes Wochenende,
Margot