Mariela
Eines muss ich État Libre d’Orange lassen: Sie schaffen es immer wieder, mich zu überraschen! Ich dachte ja, da ich mittlerweile einige Düfte aus dem Hause kenne, wüsste ich was mich erwartet. Doch weit gefehlt! Darauf war ich nun wirklich nicht vorbereitet. Ein ganz klassischer Lavendelduft!
Ich fühle mich sofort nach Südfrankreich versetzt an einen heißen, trockenen Spätsommertag inmitten eines wogenden Lavendelfeldes!
Da ich seit längerem immer wieder mit Duftölen experimentiere, beispielsweise bei Erkältungen oder Einschlafproblemen, ist mir Lavendel als Allrounder natürlich gut bekannt. Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig und reichen von Grippe, Fieber und Bronchitis über Depressionen und Kopfschmerzen bis hin zu Insektenstichen.
Antihéros riecht erstmal wirklich so, als ob ich einige Tropfen Lavendelöl in die Duftlampe getropft hätte. Längere Zeit ändert sich daran nichts. Fast bin ich geneigt zu glauben, sie hätten es sich dieses Mal sehr einfach gemacht, da merke ich, dass sich ganz leichte Holznoten unter den Lavendel mischen. Zugegeben, die Lavendelnote ist so intensiv, dass man die Holznoten fast nur erahnen kann. Mit der Zeit mischt sich Moschus darunter und verleiht dieser bisher sehr clean rüberkommenden Mischung skinnige Anklänge.
Nun ist das Ganze wirklich keine Komposition aus vielen Noten, aber mir als Lavendelfan macht das nicht viel aus. Da ist weniger oft mehr. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich Antihéros auf der Straße tragen würde. Zuhause kann ich mir den Duft sehr gut vorstellen. Er passt sicher gut zu einem ruhigen, faulen Tag auf dem Sofa.
Antihéros wird sicher seine Liebhaber finden. Ich bin mir sicher, es gibt einige Fans unter uns, oder? Lavendel steht für viele bestimmt für den typischen „Omageruch“. Das mag an dem klassischen Lavendel-Parfum liegen, das es schon seit unzähligen Jahren gibt und natürlich an den unvermeidlichen Lavendelkissen im Wäscheschrank, dem beliebten Mottenschreck.
Gewidmet ist der Duft, laut État Libre d‘Orange dem Antihelden, jenem der den Tücken des Alltags mit Witz trotzt, der sich selbst und auch vieles andere nicht all zu ernst nimmt, der kleine Schwächen kultiviert und mit einer natürlichen, unkonventionellen Eleganz gesegnet ist. Der unerwartete Superheld, der nicht glauben kann, dass er uns mit seinen strubbeligen Haaren und seinem zerzausten Look ins Auge fällt und gerade deshalb so anziehend wirkt. Na ja, ich finde wenn man seine Schwächen pflegt, dem Leben mit Witz und Humor begegnet, eine natürliche Eleganz besitzt und anderen ins Auge fällt, ist man doch eher Held als ein Antiheld, findet ihr nicht? Vielleicht kein Mr und keine Mrs Perfect, aber wer will das schon? Darauf einen Spritzer Lavendelduft…
Habt einen aufregenden Tag, Ihr Lieben!
Mariela
Harmen
Ist État Libre d’Oranges Parfum „Antihéros“ selbst ein duftender Antiheld oder ist er diesen gewidmet? Laut firmeneigenem Werbetext handelt es sich bei unserem Antihelden um einen Gesellen, dessen Heldentaten darin bestehen, dem ganz gewöhnlichen Alltagswahnsinn zu trotzen, ohne sich dabei aber verstellen zu müssen; ein richtiges Original also, das gleichzeitig ein bisschen zu braungebrannt daherkommt, ein bisschen zu gutaussehend und vermutlich auch ein bisschen oberflächlich. Eigentlich stehen Antihelden oft im Schatten der großen Figuren, sind dafür aber die interessanteren Charaktere…mit Abgründen, Geheimnissen… Nicht jedoch hier. Unser Antiheld ist einfach er selbst und will nichts anderes darstellen, und das ist ja immerhin auch ganz schön mutig.
Frisch auf den Teststreifen gesprüht erweist sich „Antihéros“ als Lavendelbombe, Lavendel, Lavendel, sonst nichts. Nach einer Weile ahnt man noch in sehr weiter Ferne einige wärmere Töne. Ein Lavendelkissen aus Großmutters Wäscheschrank, ganz klar und kompromisslos.
Aber: Wetten, dass die ahnbaren, warmen Töne auf der Haut besser herauskommen? Also rauf auf die Epidermis und siehe da, die holzigen Noten sind sofort viel präsenter.
Und jetzt passiert etwas Eigenartiges: Der Lavendel, der gerade eben noch vom Duftstreifen aus linke und rechte Nasenhaken verteilte, geht nun völlig unter. Der Duft dreht in eine ganz andere Richtung ab, sehr harzig, süßlich und auch krautig. Auf meiner Haut riecht „Antihéros“ wie der etwas leichtere und krautigere Stiefbruder von Tauers „L’air du Désert Marocain“. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt, wo doch État Libres „Vierges et Toreros“ Tauers „Lonestar Memories“ so sehr ähnelte.
Ich muss gestehen, ich bin sehr angetan und finde diesen État Libre-Duft bislang am besten. Ein echter Kaufkandidat!
Euer Harmen
PS: Mariela und ich schreiben die Artikel unabhängig voneinander 🙂
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Hallo ihr beiden,
im letzten Jahr stand „Lavendel“ fett auf meiner to-try-Liste und ich hab einige getestet! Warum mir der Antiheros dabei nicht untergekommen ist? Keine Ahnung! Aber ja, bei Lavendel denkt man erst mal an muffige Mottenkugeln, dabei kann er soooo schön sein! Habe mich dann, da Lavendel doch noch rar gesät ist auf dem Duftmarkt, für Lavande von Nobile 1942 entschieden. Wie wäre es mit einem Gegentest? Ich den Antiheros und ihr den Lavande!
LG, Margot
P.S. Der Escrimeur von Detaille war auch noch unter meinen Favoriten
Hallo Margot,
eigentlich bin ich nicht besonders scharf darauf, nach Lavendel zu riechen…Antihéros ging ja dann doch in eine ganz andere Richtung – zumindest bei mir. Aber bei Gelegenheit werde ich die von Dir empfohlenen auch testen. Vielen Dank für den Hinweis.
Viele Grüße!
@Margot: hast du auch den wild Lavender von villoresi getestet? Ein wirklich wild flackernder Lavendel, stimmt mich immer leicht euphorisch. Etwas zahmer, geradezu vornehm Oxford and cambridge von czech&speake. Das sind so meine Lavendel-Favoriten, den von nobile kenne ich noch nicht, muss ich testen. Antiheros hatte sich bei mir übrigens auch nicht als lavendel-Kandidat eingeprägt…liebe gruesse, Christian
@Harmen: Du sollst ihn ja nur testen! 🙂
@Christian: Danke, Villoresi + Czech & Speak notiert! Obwohl das beides Häuser sind, mit deren Düften ich mich noch etwas schwer tu.