… bedeutet auf Hindi soviel wie rein, makellos, pur – genau das Gegenteil von meinem Gewissen also. Jenes plagt mich nämlich schon seit längerem, da das feine gleichnamige Pröbchen aus dem Hause Laboratorio Olfattivo bereits eine ganze Weile meiner harrt in seinem Aufbewahrungskörperchen, dem überquellenden zur Linken meines Monitors. Dessen Rezension muss ich heute endlich nachholen.
Laboratorio Olfattivo dürfte dem einen oder anderen sicher ein Begriff sein: Im April letzten Jahres hatte ich über die Geburt des Hauses berichtet, das damals mit vier Düften „an den Start“ ging – äußerst erfolgreich, mir gefällt die Kollektion nach wie vor sehr gut, für die auch Parfumerie Générales Pierre Guillaume mit Daimiris einen Gastauftritt bzw. Gastduft beigetragen hatte. Deshalb waren meine Erwartungen entsprechend vorgeprägt und ich demgemäß gespannt – ich wurde nicht enttäuscht, soviel sei schon vorab verraten.
Als Parfumeurin engagierten Laboratorio Olfattivo Rosine Courage, die mit Nirmal folgende Intention verfolgte:
„A candid tissue that softly grazes the skin. The white color that becomes perfume of sweetness, serenity and quiet. Imagining a cloud of candid notes that spread in the air, the Nose has drawn a fragrance from the soft lines, accented by soft tones and accords. A perfume in which clear feelings and positive thoughts are mixed.“
Die Farbe Weiß, weiche fließende Stoffe, heitere Gelassenheit, Klarheit und Gemütsruhe, ein Parfum, in dem Emotionen und positive Gedanken eins werden. Hört sich für mich als ewig gestressten Großstadtbewohner natürlich toll an, deshalb mache ich mich gleich auf die Suche nach anderen Düften von Madame Courage – Fehlanzeige. Ich finde keinerlei Angaben, wie und mit wem sie bisher was bewirkte. Das soll weder mich noch Euch davon abhalten, weiter in die Materie von Nirmal einzudringen: Die Idee war es laut Laboratorio Olfattivo, ein einfaches, aber unvergessliches Parfum zu kreieren, einen Duft, der aufrichtig ist und innig, so sanft wie eine liebevolle Umarmung, eine zärtliche Liebkosung. Haaach…
Düfte mit Cozy-Charakter sind in zur Zeit – und ein meditativer Hauch schadet dem Marketing auch nicht. Nirmal aber ist in der Tat die perfekte Umsetzung obigen Versprechens: Im Auftakt ein Hauch jener eigenartig würzig-trockenen Karottensüße mitsamt der ihr eigenen faserigen Holzigkeit, die sich bald in das sanfte Herz des Duftes flüchtet. Wie ein samtener Baldachin umfängt pudrige Iris den Träger und hüllt ihn in Anmut, wohlige Geborgenheit erzeugend und ein besonderes Band zwischen Träger und Duft spinnend: Mehr Aura als Parfum ist der hautnahe Nirmal, dessen Basis das zauberhafte Herz mit luzider ambrierter Wärme aufgreift, eingerahmt von soften Wildledernoten und, den Namen unterstreichend, hell-sauberem Zedernholz.
Helle Farben umschmeicheln einen, allerdings weniger weiß als vielmehr warmes Wollweiß in vielerlei Nuancen – und Nude, denn Nirmal hat ein perfektes Nude-Naturell. Allerdings fühlt man sich beim Tragen des Duftes nicht entblößt, vielmehr bietet er Schutz und Anlehnung, eine perfekte Symbiose mit der Wärme der Haut eingehend. Ein Duft, mit dem man sich selbst etwas Gutes tut. Ein tröstender, beruhigender und ausgleichender Begleiter, der einem kaum von der Seite weicht – aber nichtsdestotrotz präsent andere Nasen ebenfalls verzücken wird.
Mich hat Nirmal berührt in seiner Harmonie. Euch auch?
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
P.S.: Die Ingredienzen: Kopfnote: Karotte; Herznote: Iris, Veilchen; Basisnote: Zedernholz, Ambra, Wildleder.
Bildquelle: Wool von mechok, Buddha Belly von Egoforall/Sanya Obsivac, beides via stockchng, some rights reserved – vielen lieben Dank!
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