Blau, Blau, Blau …

blüht er nicht nur dem Volkslied nach – der Enzian, Blume Nummer Drei in Brigitte Witschis Bergduft-Kollektion.

„Enzianblumen spiegeln das leuchtende Blau des Himmels wider. In ihrem azurblauen Kelch vereinen sich die Frische der Alpenluft und das muntere Plätschern der Bergquelle. Die Kopfnote des Duftes ist fruchtig und frisch wie eine Bergquelle. In der Herznote zeigen sich grüne Elemente, die sich durch die Süsse von Osmanthus begleiten lassen. In der Basisnote umhüllen leicht balsamische und puderige Nuancen den Grund aus Sandelholz. Frisch, plätschernd und leicht begleitet dieser Duft die Trägerin durch den Tag und verleiht ihr eine anregende, positive Ausstrahlung.“

Soweit Frau Witschi zu ihrer olfaktorischen Blüte. Ob der unter dem Künstlernamen Novalis arbeitende Romantiker Georg Friedrich Philipp Freiherr von Hardenberg wohl diesen Sproß aus der ziemlich großen Familie der Enziangewächse meinte, als er sich nach der Blauen Blume sehnte, die zum bedeutungsschwangeren Wahrzeichen der Romantiker wurde? In jedem Falle ist die Farbe Blau in dieser Intensität und Ausprägung als Reinblau nicht sehr häufig in Fauna und Flora anzutreffen.

Seiner blauen Farbe verdankt der Enzian auch die Zuschreibung seiner Bedeutung – er steht für Treue. Und sicher auch ein bisschen für den Himmel, für Weite und Sehnsucht sowie Harmonie – was ihn alles genauso wie das Edelweiß zum begehrten Sammelobjekt werden ließ. Mittlerweile ist auch er streng geschützt und es werden zur Zeit Versuche unternommen, ihn in Kulturen anzupflanzen, da er auch für einige Schnapsspezialitäten verwendet wird.

Was Enzian angeht, fällt mir olfaktorisch dazu nicht viel ein: Von Guerlain gab es vor etlichen Jahren einmal ein Acqua Allegoria namens Gentiana, das ich allerdings nie getestet habe. Und von Hermès kam letztes Jahr das Eau de Gentiane Blanche heraus als eines von drei Colognes (Die anderen beiden sind Eau de Pamplemousse Rose und das altbekannte Eau d’Orange Vert in modernisierter Verpackung) – ein schöner, puristischer krautig-holziger Duft mit Enzian, Weihrauch, Iris und Moschus. An diesen dachte ich auch zuerst, als ich Enzian las – einfach weil es der erste Duft mit Enzian ist, der mir ins Gedächtnis kam.

Weit gefehlt, eine Ähnlichkeit ist hier mitnichten vorhanden. Mir drängt sich überhaupt der Eindruck auf, dass Witschi hier, gleich einem Expressionisten, mehr daran gelegen war, das Wesen des Enzians samt dessen symbolischer Kraft – ja, vielleicht auch im Hinblick auf die Blaue Blume? – abzubilden.

Ihr blauer Enzian zeigt sich im Auftakt fruchtig mit einer gewissen Süße, ich könnte wirklich wetten, es ist eine reife Kiwi, die mir da in die Nase steigt – und ich habe mehrfach getestet. Darauf folgen Noten von Trauben, denen sowohl Fruchtsüße als auch eine gewisse Wässrigkeit innewohnt. Letztere wird im Laufe des Duftes durch aquatisch-saubere Tendenzen noch unterstrichen. Dazu gesellt sich blühender Osmanthus samt der ihm eigenen Pfirsichanklänge, hervorragend mit der ansonsten klaren Anmutung des Duftes harmonierend, der auf einer weichen, dezent pudrigen Basis zur Ruhe kommt.

Für mich, obgleich eigentlich nicht meinem konventionellen Beuteschema entsprechend, der schönste Duft der Serie, nicht zuletzt wegen des sauberen Osmanthus. Dieser scheint weit und licht in blauen und weißen Farben und vermag es mir ob seiner Strahlkraft und seiner Positivität ein dauerhaftes Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Auf gut deutsch: Er macht glücklich. Und das kann man ja hin und wieder mal gebrauchen 😉

In diesem Sinne: Einen wunderschönen Tag wünscht Euch

Eure Ulrike.

Bildquelle: Bergduft, Breithorn Enzian von Dirk Beyer, Gentiana Dinarica von Chrumps, beides via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

6 Kommentare

  1. Carola
    21. Januar 2011
    Antworten

    Hmm Ulrike, das klingt nach reiner, unberührter Natur und klarer frischer Luft. Eigentlich würde mich das duftbeschreibungstechnisch nicht unbedingt vom Hocker hauen, aber wenn ich Osmanthus lese, fange ich irgendwie immer an zu sabbern…… Vielleicht kann ich ihn ja demnächst testen, könnte ja doch ein schöner Sommerkandidat werden, wer weiß….

    Ein schönes Wochenende wünscht Carola

    • Ulrike
      25. Januar 2011
      Antworten

      Huhuu liebe Carola,

      meine Kragenweite sind Berge und Bergdüfte ja eigentlich auch nicht… Aber dieser Osmanthus, der hat es mir ganz untypischerweise wirklich angetan. Er ist nicht wahnsinnig komplex, aber zauberte mir beim Testen ein stetiges Grinsen aufs Gesicht – und das will was heißen bei meiner bisweilen ordentlichen Miesepeterigkeit 😉 Bin gespannt, ob Du ihn magst!

      Liebe Grüße zurück,

      Uli.

  2. Carola
    20. Februar 2011
    Antworten

    So, liebe Ulrike, jetzt habe ich ihn auch getestet. Osmanthus lässt mir ja doch keine Ruhe. Und….. ich habe es nicht bereut. Der Auftakt ist zitrisch-fruchtig, aber kein Fruchtsalat – Kiwi? Könnte sein. Und dann diese schöne aprikosenkernartige Osmanthusnote, genauso, wie ich sie Jean Claude Ellena zugeschrieben hätte. Blind getestet, hätte ich geschworen, es wäre ein JCE-Duft, schon wegen dieser gewissen Transparenz. Die Basis ist weich und klar und nur so wenig pudrig, dass es nicht schwülstig wirkt. Hach, ich muss schon beim Schreiben grinsen, der Duft macht wirklich gute Laune. Kleiner Nachteil, die Haltbarkeit. Aber vielleicht muss ich da einfach mehr sprühen und nicht sorgsam auf das sich leerende Pröbchen achten.
    Obwohl ich schon viel zuviele Sommerdüfte habe, befürchte ich, dass dieser sich noch mit dazwischen drängelt.

    Liebe Grüße
    Carola

    • Ulrike
      20. Februar 2011
      Antworten

      Hach schön Carola, dass er Dir gefällt! Und die Ellena-Assoziation kann ich durchaus unterschreiben. Ich finde ihn auch wirklich seehr gelungen und hadere auch schon ein wenig mit mir… Ein bisschen gute Laune schadet ja eigentlich selten, oder? 😉

      Liebe Grüße zurück,

      Uli.

  3. Barbara
    22. Juli 2013
    Antworten

    … Du hast ihn gefunden!

    Die Schöpferin, Brigitte Witschi, wohnt nur zwei Dörfer weiter. Da fühlte ich mich so ein bisschen verpflichtet zu testen.

    Und dann Osmanthus… Da geht es mir wohl wie Carola.

    Mit den Bergen würde ich den Duft aber nicht unbedingt in Zusammenhang bringen. Aber wenn das Label „Bergduft“ heisst, ist man wohl gezwungen, den Düften die entsprechenden Namen zu geben. Entschuldigung, liebe Frau Witschi.

    Namen hin oder her. Er gefällt mir.

    Werde in den nächsten Tagen auch noch das Edelweiss und die Alpenrose testen. Mit Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau, die ich von meiner Terrasse bei schönem Wetter vor Augen habe.

    Es grüsst die Heidi, äh Barbara 😉

  4. Ulrike
    25. Juli 2013
    Antworten

    Heidi *kicher* 😀
    Viel Freude beim Schnuppern!

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