Mariela & Harmen in Aktion – diesmal: État Libre d’Orange und deren Duft Jasmin et Cigarette.
Mariela
Die Ingredienzen klangen für mich zum Teil recht vielversprechend, auf Aprikose und Kurkuma, Tabak und Heu hatte ich mich schon gefreut. Jasmin und Moschus gehören wiederum nicht unbedingt zu meinen Lieblingen, aber da die anderen beiden État Libre-Düfte für mich eine echte Überraschung waren, war ich schon sehr gespannt darauf. Doch für mich persönlich fällt dieser hier total aus dem Rahmen bzw. Rennen.
Nach dem ersten Sprüher verbreitet sich sofort ein sehr strenger Stallduft, natürlich das Heu, aber in Verbindung mit einem schwer indolischen Jasmin – ein Stall, der dringend ausgemistet werden sollte. Aprikose und Kurkuma kann ich beim besten Willen nicht entdecken, den Tabak kann ich erahnen, er ist allerdings nicht in Form von Zigarettenrauch vertreten. Vielmehr riecht es für mich nach einer frisch geöffneten Packung Tabak. Das Zedernholz in Kombination mit dem Moschus bilden nach einer Weile einen fast seifig-cleanen Duft auf meiner Haut. Jener ist nicht unangenehm, ganz im Gegenteil, ich würde fast sagen, dass ich mich mit diesem schon anfreunden könnte. Allerdings ist der Spaß nach gut einer Stunde komplett vorbei. Ein zumindest auf meiner Haut leider nicht sehr haltbarer Geselle!
Geschaffen für eine rauchende Diva ganz im Stile einer Dietrich oder Garbo. Nun, ich für meinen Teil tue mich sehr schwer mit dieser Aussage. Kann ich mir nicht vorstellen, für keine von beiden. Stehen diese beiden Künstlerinnen doch für Eleganz, gepaart mit einer unglaublichen Stilsicherheit. Diesen Duft hier könnte ich mir eher in einem Striplokal vorstellen. Die Stimmung dort ist ausgelassen, es ist unglaublich heiß, es wird viel getrunken und geraucht, die Tänzerin trägt ein nicht ganz so edles Jasminparfüm und voilà, diese Melange ergibt Jasmin & Cigarette.
Lässt man also die Garbo und die Dietrich beiseite, passt es schon ganz gut, sowohl der Name als auch die Attitüde. Die Tänzerin könnte auch eine Diva sein, warum nicht?
Harmen
Nachdem mir „Fat Electrician“ von État Libre d’Orange gut gefiel, auch wenn ich ihn nicht unbedingt selbst tragen würde, bin ich gespannt, was „Jasmin et Cigarette“ zu bieten hat. Bei diesem Titel erwarte ich mit meinen beinahe hellseherischen Fähigkeiten einen blumigen Duft. Aufregender finde ich allerdings die Frage, wie wohl die Zigarette umgesetzt sein mag, vielleicht mit Tabak oder gar Rauchigem? Mir fallen die affektierten Davidoff-Zigaretten mit weißem Filter ein, nach deren Genuss man das Gefühl hatte, sich morgens bereits mit einem tiefen Schluck am Aftershave vergriffen zu haben. Oder, wenn ich ein bisschen weiterlästern darf, handelt es sich hier um den Konzeptduft für eine Nikotina mit Tabakbass und gelben Fingern? Sicherlich nicht.
Ich habe bewusst noch nicht in die Duftnoten gesehen. Auf dem Streifen präsentiert sich der Duft mit fruchtigen Noten, die gleichzeitig aber auch von einer Krautigkeit durchbrochen sind, ein bisschen Leder, Zitrone, mit einfacheren Worten: er erinnert mich an einen der oft süßlich riechenden Holzlacke. Auf meiner Haut nehme ich den Duft sehr viel runder und weicher wahr.
Die angegebenen Duftnoten sind: Kopfnote: Aprikose, Kurkuma; Herznote: Jasmin, Tabak, Heu; Basisnote: Zedernholz, Ambra, Moschus, Tonkabohne.
Jetzt, da ich sie kenne, rieche ich sehr deutlich die Aprikose heraus, deren leicht schnapsige Süße aber nach wie vor von Krautigem durchsetzt ist, vor allem auf dem Teststreifen. Und genau darin finde ich die im Titel angekündigte Gegensätzlichkeit auch geruchlich verwirklicht; Liebliches und Bitteres sind einander gleichwertig gegenübergestellt bzw. übereinandergelegt.
Ich lerne, dass auch dieser Duft kurz nach dem Auftragen alkoholisch riecht, was ebenso meine Wodka-Assoziation bei „Fat Electrician“ erklärt, und dies wohl der Trägersubstanz geschuldet sein muss. Meine Schlussfolgerung ist: Obwohl der Duft wenig mädchenhaft daherkommt, für uns Herren der Schöpfung ist dieses Früchtchen nichts. Ich würde sagen, genau das Richtige für Frauen mit Widerhaken und Widerworten oder aber die Aura für eine bittersüße Femme fatale, eine „Belle Dame sans Merci“, wie sie der englische Romantiker John Keats in einer Ballade besang.
[Meint er damit die rauchenden Frauen, denen auch schon Caron ein Denkmal setzte mit Tabac Blond? Ich muss ihm mal Tabac Blond zum Testen unterjubeln. Anmerkung: Uli.]
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