Mit dem Winter bin ich Quitt(e)

Nach einem unserer letzten Besuche bei meinen Eltern kamen wir, wie immer, mit prall gefüllten Taschen zurück. Es könnte ja immerhin sein, dass wir in der Stadt nichts mehr zu Essen bekommen. Ich weiß gar nicht, wie sie in die Taschen kamen, auf jeden Fall waren auch ein paar Quitten im Gepäck. Nun bin ich ja durchaus bereit, alles zu probieren, aber was macht man eigentlich mit Quitten? Außer als Quittengelee, das ich sehr mag, habe ich die gelben Genossen noch in keiner anderen Form zu mir genommen. Ungeachtet dessen lagen sie nun da und verbreiteten in meiner Küche ein äußerst köstliches Aroma. Ich freute mich jedes Mal aufs Neue hineinzukommen und diesen süßlich herben, ja fast schon erdigen, feinen Duft zu schnuppern. Nun gut, für ein Quittengelee waren es leider zu wenige Früchte, also bemühte ich beim nächsten Gang in die Bücherei die Kochbuchabteilung und fand tatsächlich ein dünnes Büchlein über Quitten. Ich war ganz erstaunt, was man alles aus ihnen machen kann, aber wirklich begeistert war ich von einem Rezept für Quittenlikör. Für solch gute Tropfen bin ich ja durchaus zu haben. Nun stehen zwei große Flasche vor mir und müssen noch durchziehen, in einigen Tagen wird es soweit sein, ich bin wahnsinnig gespannt, wie es schmecken wird.

Nun wollte ich – immer noch im Quittenfieber – mal sehen, was Herr Wuchsa in seinem Angebot hat und ließ im Shop gleich mal die Suche laufen. Es gab tatsächlich ein einziges Düftchen: „Dolcia“ von Detaille, eine Firma, die mir bis dahin unbekannt war, muss ich leider gestehen. Schon kurz darauf bestellte ich ein Pröbchen, ohne wirklich damit zu rechnen, dass der Duft mich gerade jetzt im Winter begeistern könnte. Schließlich hören sich die Ingredienzen eher nach Frühling und Sommer an:

Kopfnote: Apfel, Quitte; Herznote: Pfirsichblüte, Zitronenblüte, Zimt, Tagetes; Basisnote: Osmanthus, Zedernholz, Ambra.

Es geht tatsächlich mit einer etwas bitteren Süße los, einer Quitte ähnlich, und einem etwas künstlich anmutenden Apfel, so wie man sich ein Duschgel mit Apfel vorstellt. Dies tut dem Ganzen jedoch keinen Abbruch, nein, denn tatsächlich bin ich sogleich fasziniert von diesem kleinen feinen Duft. Irgendwie erinnert er mich an Italien. Warum genau kann ich nicht sagen, aber ich muss an unseren letzten Urlaub denken. Zu unserem Ferienhaus gehörte ein großer Garten, in dem man sich nach Herzenslust bedienen konnte. Welch ein Genuss für jemanden wie mich, der mitten in der Stadt wohnt und zwar über einen riesigen Balkon verfügt, aber eigentlich seit hundert Jahren von einem Garten träumt. Nun, in dem Garten gab es alles im Überfluss und wir kamen mit dem Ernten gar nicht hinterher. Das Leben kann so schön sein.

Doch zurück zu unserem „kleinen“ Duft, klein vermutlich deshalb, weil er mit kleinen und bescheidenen Mitteln unglaublich punkten kann. Kein nach Aufmerksamkeit heischender Duft, nein, er weiß auf ganz feine Art zu überzeugen. Die Blüten, vor allem die Zitrone, kann man deutlich wahrnehmen, der Zimt hingegen bleibt sehr dezent. Auf meiner Haut riecht es wirklich nach einem blühenden Zitronenbäumchen. Ich bin hin und weg! Tagetes, muss ich gestehen, kann ich nicht erkennen, was wohl daran liegt, dass ich den Geruch nicht wirklich kenne. Bei Wikipedia finde ich, dass Tagetes stark duften und auch für den Balkon geeignet sind. Ich weiß schon, was ich auf meinem im nächsten Jahr pflanze.

In der Basis wieder das gleiche Spiel: man kann die Ingredienzen durchaus alle gut wahrnehmen, was ich sehr zu schätzen weiß. Wie oft saß ich schon da und habe an mir und meinem Geruchssinn gezweifelt ob dieser vielen Zutaten in einigen Parfums, die ich einfach nicht erriechen konnte.

Zudem ist er sehr haltbar, was mich auch überrascht hat, denn am nächsten Morgen noch rieche ich, zwar ganz dezent, aber immer noch einen feinen Ambrageruch an meinem Handgelenk.

Was soll ich sagen, der Duft begleitet mich trotz klirrender Kälte und Schnee seit Tagen. Was ist nur los? Irgendwie ist mir immer noch nicht nach den schweren Wintergranaten, ich hoffe aber, dass sich das noch ändert, denn viel zu viele gute Düftchen fristen hier ihr Dasein. Kennt Ihr das? Und noch wichtiger: fallen Euch noch Düfte ein, in denen Quitte vorkommt? Ich wäre überaus dankbar.

Eine im sonnigen Italien sich fühlende

Mariela

Bildquelle: Fruit Tree in Autumn von Carol Kramberger, Impressionistic Fruit on Branch von Erika Thorpe, beides via stockxchng, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Neueste Kommentare

Mariela Verfasst von:

7 Kommentare

    • Ulrike
      10. Januar 2011
      Antworten

      @ Martina: Du warst leider im Spam gelandet, aus welchem ich Dich aber gerade wieder geangelt habe 😉
      Liebe Grüße, Ulrike, die auch gerne mal einen schönen Quittenduft hätte und jetzt Lust auf einen Sekt bekommen hat…

  1. Margot
    10. Januar 2011
    Antworten

    Liebe Mariela,

    danke für Deinen ersten Artikel in diesem Jahr! Ja, also in Quittengelee könnte ich mich rein setzen, und so ein Quittenlikör mit Sekt aufgegossen ist auch nicht zu verachten.
    Ob ich allerdings so richen möchte? Käme auf einen Versuch an. Habe aktuell festgestellt, dass in meinem Schrank die wirklichen „Leichtgewichte“ fehlen und ich mich noch nicht bemüßigt sah, mir solche zuzulegen 😀

    Zu deiner Frage mit weiteren Quittendüften: Täusch ich mich, oder gab es nicht mal was von Comme des Garcons? Hat da nicht Steffi mal was geschrieben? Oder war das nur die Birne? Wenn der Duft momentan nicht verfügbar ist, dann erscheint er halt auch nicht über die Suchfunktion.

    LG und einen schönen Wochenstart wünscht,
    Margot

  2. Mariela
    10. Januar 2011
    Antworten

    Liebe Martina,
    vielen Dank für Dein Tip, den Bortrytis werde ich auf jeden Fall testen. (Hast Du den nicht liebe Uli?) Ich habe auch nichts gegen herbstlich…
    Herzliche Grüsse,
    Mariela

  3. Mariela
    10. Januar 2011
    Antworten

    Liebe Margot,
    na Du bringst mich erst auf Ideen…mein Likör ist mittlerweile fertig aber mit Sekt habe ich ihn noch nicht probiert.
    Meines Wissens nach gibt es keinen von Comme des Garcons, vielleicht meinst Du Zagorsk, das ist mit Birne. Darüber hat Steffi mal geschrieben. Würde mich aber freuen wenn es so wäre. Wir (meine Mann, mein Sohn und ich) sind alle CdG Fans und haben auch einige im Haus.
    Vielen Dank Dir und einen schönen Restabend wünscht
    Mariela

  4. Margot
    11. Januar 2011
    Antworten

    Liebe Mariela,

    ja, dein Likör hat mir letztens zum Sekt gefehlt 🙂
    Und nochmal ja, dann war es die Birne bei CdG aber was bei Boytritis nach Quitte riecht, weiss ich beim besten Willen nicht!
    Nicht böse sein liebe Martina, aber der riecht für mich wie ein überreifer Obstkorb den man in der Sonne vergessen hat kurz bevor der Schimmel sichtbar wird und die Obstmücken schon mal im Landeanflug sind. Viel zu pappig und zu süß!

    LG, Margot

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert