Der heutige Blogeintrag hat den dritten und letzten Duft von Jerome Epinette für Atelier Cologne zum Thema: Trèfle Pur.
Trèfle Pur nimmt sich, wie der Name bereits vermuten lässt, dem Klee an. Die Impression zum Duft, dieser jahrhundertealten und traditionsreichen Futterpflanze, liegt nahe:
“He had a good feeling about it. That’s the thing about luck, you feel it or you don’t. This moment, he felt it. He found the morning’s rain had left everything looking greener and a bit sharper, like he was seeing it all for the first time, and he headed off with a spring in his step.”
Klee, seit je her in vielerlei Kulturen symbolträchtig, steht gemeinhin für Glück, oftmals auch für Liebesglück. Wusstet ihr im übrigen, dass es in fast jeder anderen Sprache mehrere Worte für Glück gibt, nur im Deutschen nicht? Wir haben im Deutschen keinerlei Möglichkeit, sprachlich zwischen verschiedenen Formen des Glücks zu unterscheiden. Jenem Glück, das man haben muss, um zum Beispiel in einer Lotterie zu gewinnen. Dem Glück, dass einem die Göttin Fortuna beschert, die man nicht halten kann und auf die man keinen Anspruch hat. Ein Schicksalsglück sozusagen, ohne es esoterisch gemeint zu haben. Und dann gibt es da noch dieses Glück, das jene innere Balance meint, die innere Mitte, in der man ruht. Ein Glück, das einen gleichsam durchströmt, dauerhaft, stetig. Mit sich im Reinen sein könnte man sagen. Jene Form des Glücks entspräche in etwa der Glückseligkeit und ist wahrscheinlich das, was uns an beispielsweise an bestimmten Mönchen asiatischer Prägung immer so fasziniert.
Ich denke Glückseligkeit hat viel damit zu tun, im Hier und Jetzt zu leben. Damit meine ich nicht, dass man nicht(s) planen sollte, sich keine Gedanken machen sollte, nein, mitnichten. Aber dass man bestrebt sein sollte, in der Gegenwart zu existieren. Vergangenheit nach ausreichender Reflexion abzuschließen und loszulassen. Zukunft auf sich zukommen zu lassen – mit in der Gegenwart selbstverständlich gestellten Weichen. Aber auch mit der Erkenntnis nicht alles beeinflussen zu können. Sich einzulassen auf das Leben, aufs Jetzt.
Nietzsche, der einen recht komplexen Glücksbegriff hatte, schrieb in seiner Fröhlichen Wissenschaft 1882 Folgendes:
„Zum neuen Jahr. — Noch lebe ich, noch denke ich: ich muss noch leben, denn ich muss noch denken. Sum, ergo cogito: cogito, ergo sum. Heute erlaubt sich Jedermann seinen Wunsch und liebsten Gedanken auszusprechen: nun, so will auch ich sagen, was ich mir heute von mir selber wünschte und welcher Gedanke mir dieses Jahr zuerst über das Herz lief, — welcher Gedanke mir Grund, Bürgschaft und Süßigkeit alles weiteren Lebens sein soll! Ich will immer mehr lernen, das Notwendige an den Dingen als das Schöne sehen: — so werde ich Einer von Denen sein, welche die Dinge schön machen. Amor fati: das sei von nun an meine Liebe! Ich will keinen Krieg gegen das Hässliche führen. Ich will nicht anklagen, ich will nicht einmal die Ankläger anklagen. Wegsehen sei meine einzige Verneinung! Und, Alles in Allem und Großen: ich will irgendwann einmal nur noch ein Ja-sagender sein!“
Ohne jetzt näher darauf einzugehen, die Nähe zu asiatischen Gedanken, die Analyse jenes Glücksbegriffes in Verbindung mit der Vorstellung von Erlösung, Notwendigkeit und so weiter und so fort… finde ich jenes Nietzscheanische Amor Fati, die Liebe zum Geschick, und das Bedürfnis danach, ein Ja-Sager zu werden beeindruckend: Das Annehmen des Schicksals oder, weniger esoterisch, der Dinge, die man nicht ändern kann – denn bis zu einem gewissen Grade ist man sehr wohl seines Glückes Schmied. Nicht an den Dingen verzweifeln, auf die man keinerlei Einfluss hat und die, mit Verlaub, scheiße laufen. Davon gibt es nämlich leider mehr als genug.
An jenen Tagen, an denen man mal wieder geneigt ist, daran zu knabbern, mit der Welt zu hadern träume ich mich gerne hinfort an einen Ort, an dem es keine Menschen gibt. Und führe das manchmal, bewaffnet mit einem schönen Buch, gerne auch in die Tat um und setze mich in die Laube inmitten des wunderschönen, verwunschen anmutenden Garten meiner Freundin.
Mit Trèfle Pur offeriert uns Epinette einen solchen Garten: Zitrusfrüchte in der Kopfnote weisen auf die Hesperidenbäume hin, die in diesem immergrünen Garten reiche Ernte tragen, der leuchtend und schillernd alle Facetten des Grünen auslotet – sanfte hellgrüne Gräser und Halme die sich im Wind wiegen neben einem opulenten Kräutergarten, der für dezente Würze sorgt. Veilchen präsentieren stolz ihr wie gebohnert glänzendes dunkelgrünes Blattkleid und eine zarte Süße deutet auf weitere blühende Vertreter innerhalb des Gartens hin.
Ein paradiesischer Garten tut sich hier auf – wenn das nicht glücklich macht?
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
P.S: Fast vergessen – die Ingredienzen: Kopfnote: Bitterorange, Kardamom, Basilikum; Herznote: Klee, Veilchenblätter, Neroli; Basisnote: Patchouli, Moos, Moschus.
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