… ist einer jener wenigen Songs, die über Jahre hinweg mehrfach gecovert wurden und immer, immer erfolgreich waren – vielleicht wurde der Song auch deshalb immer wieder gecovert, irgendwann ist die Frage nach der Henne und dem Ei obsolet. In jedem Falle wurde der Titel ursprünglich für die bezaubernde Verfilmung des Zauberers von Oz aus dem Jahre 1939 geschrieben. Bereits damals kamen anfänglich wenige Tage nach der Filmpremiere gleich vier verschiedene Versionen des Lieds auf den Markt, die alle (!) innerhalb einiger Wochen in den damaligen Charts landeten. 1940 folgte dann dafür ein Oscar für Arlen und Harburg, die den Regenbogen zusammen geschrieben hatten, welcher hernach zu einer Art Sehnsuchtshymne wurde: Er erinnerte im zweiten Weltkrieg die Amijungs an ihre Heimat, diente später der Schwulenbewegung als Vorbild für deren Erkennungszeichen, die Regenbogenfahne, ja, gilt Menschen weltweit als Symbol – für die Erfüllung ihrer Träume, dafür, dass es sich lohnt, weiterzumachen, nicht aufzugeben sondern weiterzuträumen, den Glaube nicht zu verlieren, an was oder wen auch immer.
Im Oktober diesen Jahres hat es einmal wieder jemand vollkommen unerwartet in die Top Ten geschafft, wo er sich nachhaltig hielt: Der Hawaiianer Israel Kamakawiwo?ole mit ebenjenem Song, mit Over the Rainbow. Was daran so ungewöhnlich ist? Der in seiner Heimat äußerst populäre Sänger, der wegen seiner krankhaften Fettleibigkeit „The Gentle Giant“ genannt wurde, war zu der Zeit seines kometenhaften (erst europaweiten, dann deutschen) Chart-Erfolgs schon seit Jahren tot, gestorben an seiner Erkrankung. Trotzdem eroberte der liebevoll Iz gerufene weltweit die Herzen der Menschen, nachdem sein Song wiederholt in diversen Fernsehsendungen gespielt wurde und so (auch außerhalb Hawaiis) an Bekanntheit gewann.
Jahreszeitlich passte jene Südseeimpression so gar nicht in den tristen Herbst – oder vielleicht gerade doch? Und jener Song, obgleich jedem bekannt, wusste einmal mehr zu verzaubern, wofür es sicher unterschiedliche Gründe gibt.
Als ich das erste Mal von Villoresis neuem Duft las (und auch schrieb), war ich einigermaßen erstaunt – ich zitiere mich einmal selbst:
Ein weiterer Italiener hat auch noch etwas für uns in petto: Lorenzo Villoresi verspricht uns für Herbst diesen Jahres endlich, endlich mal wieder einen neuen Duft. Iberborea soll er heißen und ist eine Hommage an die Hyperboreer, die Einwohner des sagenhaften mythologischen Landes Hyperborea, den Lieblingen des Gottes des Lichts, des Frühlings, der Heilung und der Künste – Apollon. Sonne, Frühjahr und Kunst – was anderes soll daraus entsprießen als ein Blütenduft? Genau, ein solcher soll es werden, sogar mit (für Villoresi doch ungewöhnlichen) frischen Akzenten.
Ein leichter, frischer Blütenduft? Von Herrn Villoresi? Und das auf Herbst / Winter? Einigermaßen schleierhaft war mir das Unterfangen, das muss ich zugeben. Jetzt liegt das Pröbchen vor mir auf dem Tisch, mittlerweile schon halb dahingeschieden und sich vor meiner Nase ausbreitend, mich mit einem Duftschleier umgebend und – ich verstehe.
There, beyond the north wind, where the ocean breeze carries the fresh aroma of sea-spray, in the everlasting spring, the fresh north wind carries the radiant perfume of blossoming petals, hidden in the snow along the rugged mountain walls, beneath the morning dew, searching for the first ray of sunlight.
Ein Hauch Weiß weht herüber aus jenem fernen Land des ewigen Frühlings, eine Frische ausstrahlende und Liebreiz verströmende Melange aus zarten weißen Blüten (oh wie schön und sauber ist es, jenes Maiglöckchen, das ich herausrieche genauso wie eine wunderbare, leicht wässrige Magnolie), zitrisch prickelnden Hesperiden, milden maritimen Akzenten und einer sanften Fruchtigkeit, gebettet auf einer federleichten cremigen Moschuswolke.
Iperborea mutet an wie eine helle Symmetrie des Lichts, stimmt friedlich und heiter. Macht Mut. Und passt deshalb mindestens so gut in den deutschen Winter wie Israel Kamakawiwo?ole.
Darüber hinaus bleibt zu bemerken, dass ich eine kleine, aber feine Verwandtheit mit Teint de Neige feststellen kann: Iperborea ist für mich vielmehr eine Impression des Schnees, der Duft des Schnees als Teint de Neige, welcher mir dafür immer viel zu pudrig war. Komischerweise mutet Iperborea gleichzeitig und gleichermaßen wie eine Blütenhochzeit an, die an südlich-sonnige Gefilde erinnert. Da Iperborea allerdings (auch im Gegensatz zu Teint de Neige) eine feine Kühle besitzt erfüllt er für mich viel eher den Eindruck einer Winterimpression. Des weiteren ist er farblich so klar festgelegt – er ist reinweiß, wunderbar eingefangen mit dem diesmal klaren und transparenten Flakon.
Als ich Iz das erste Mal hörte, wusste ich – das wird ein Hit. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Iperborea das auch werden wird.
Liebe Grüße,
Eure Ulrike.
P.S.: Die Ingredienzen: Kopfnote: Maiglöckchen, Alpenveilchen, Grüne Noten, Zitrische Noten, Orange, Mandarine, Pfirsich; Herznote: Weiße Blüten, Magnolie, Mimose, Maiglöckchen; Basisnote: Weiße Blüten, Jasmin, Orangenblüten, Moschus, Hölzer.
Wer keine cleanen, reinen, frisch-sauberen Düfte mag… sollte trotzdem einmal probieren – Herr Villoresi könnte eventuell sehr viel überzeugender sein als andere vor ihm 😉 Der Duft ist im übrigen für beiderlei Geschlechter tragbar und hat eine gute Haltbarkeit.
Liebe Ulrike,
ich schließe mich Ihrer Duftbeschreibung ohne Wenn und Aber an. Iperborea erinnert mich an Schneeglöckchen, die bereits unter Schnee blühen können und deren reinweiße Blüten einen zarten Duft verströmen, den man nur in ihrer Nähe spürt. Für mich ist Iperborea daher ein Duft, der klar und rein frisch gefallen Schnee auf den ersten Blüten des Frühlings verkörpert.
Herzliche Grüße
I. A.
Hallo liebe Ingeborg,
freut mich sehr, dass Du Dich in meiner Duftinterpretation wiederfindest 🙂 Dein Bild kann ich ebenfalls nur unterschreiben – genau so sehe ich Iperborea. Und er ist für mich damit der eigentliche Schneeduft.
Liebe Grüße zurück,
Ulrike.