Gourmanddüften …

… wurde interessanterweise, wie ich neulich in einem netten Spiegel-Artikel las, den ich beim Stöbern entdeckt habe, zu deren Anfangszeit kein großer Erfolg vorausgesagt. Wir erinnern uns alle sicher noch gut an deren Anfänge: Angel, jenes Fruitchouli-Monster, war der genreprägende Vorreiter, ja, vielmehr war dieser Duft, der mittlerweile als Klassiker gilt – ob man ihn jetzt mag oder nicht – eigentlich der Gründungsvater jener modernen Duftfamilie.

Düfte rochen ab Mitte der Neunziger nach Gourmandnoten. Neben dem transparenten Parfum, bemerkt der Spiegel, war „das „kulinarische“ Parfüm [en vogue], das die Marketingler so genannt haben, weil in ihm Lebensmittelaromen duftbestimmend sind – unglaublich, aber wahr: Die neuesten Kreationen nahezu sämtlicher Dufthäuser riechen nach Melone, Anis, Ananas und Himbeerkaubonbons, sogar nach Kokos, Eiscreme und Schokolade.“

Man möchte sich heute kringeln vor Lachen in Anbetracht des erfolgreichen Siegeszuges, den die Gourmandecke die letzten Jahre angetreten hat und der Meinung der Altmeister zum Thema, die den Trend damals äußerst kritisch beäugten:

„Da schütteln altgediente Parfümeure nur den Kopf. „Ein Parfüm hat zu verführen“, seufzt Kompositeur Edmond Roudnitska, „das ist doch kein vulgäres Fast Food.““

Den Zweifel, ob derlei überhaupt beim Publikum, dem potentiell duftenden, ankommen würde, hegten auch andere:

„Ob frau das wirklich will, darüber hat Altmeister Oelkers seine Zweifel: „An süßen Sachen“, so sinniert er, „hat sich schon mancher überfressen.““

Letzteres Zitat trifft auch meinen Nerv, bin ich doch meist schon mit zwei Stückchen Schokolade überversorgt, will sagen: mir ist dann schlecht. Süßes geht, Eis oder besser: Häagen Dazs einmal ausgenommen, bei mir wirklich nur in annähernd homöopathischen Dosen. Insofern ist es vermutlich auch nicht weiter verwunderlich, dass ich mich prinzipiell schwer tue mit allzu süßen, an Naschwerk erinnernden Düften. Da die diesbezügliche Duftfamilie mittlerweile aber derartig groß ist, eine fast epische Breite aufweist und allerlei unterschiedlichste Duftnoten beinhaltet, gibt es natürlich auch hier diverse Ausnahmen, die auch mein Herz zu erobern vermochten, unter anderem zum Beispiel die Rummelplatzduft-Fraktion, genauer: Acqua e Zucchero von Profumum und PC02 von Biehl Parfumkunstwerke.

Einen weiteren Gourmandliebling von mir möchte ich Euch heute vorstellen – es handelt sich hierbei um Felanilla von Parfumerie Générale, dem 21. Duft der Linie von Monsieur Guillaume. Dieser, als Worttüftler bekannt, gibt einem mit dem Namen bereits erste wichtige Hinweise auf den Charakter des Duftes: Felidae, die Familie der Katzen, steckt darin sowie Vanilla, die Vanille – wir dürfen uns also auf eine animalische Vanille einstellen.

In der Tat, exakt eine solche präsentiert uns Guillaume mit Felanilla: Vanille, die Hauptprotagonistin, beherrscht die Bühne von Anfang an bis zum Fall des Vorhangs. Eine rauchige Vanille dunklen Charakters, von golden-opakem Glanz. In ihrem Gefolge eine samten-pudrige Iris und würzigen Safran sowie staubtrockene Ambra von einer feinen Süße nebst einem Touch Tier. Dazu gesellen sich Noten von Bananenholz, was sich in diesem Falle schlicht als holzige Anklänge und satte, deutlich wahrzunehmende reife Banane darstellt sowie Anklänge von sonnenwarmem Heu mit dem ihm genuinen Hauch Honig. In der Basis drängt sich mir auch der Eindruck von dunkelstem Puderkakao auf, der zwar nicht gelistet ist, aber ein Nebenprodukt dieser Ambra sein könnte.

Ich komme hier nicht umhin, an eine Katzengottheit, an Bastet zu denken: Eine große dunkle mysteriöse Königin der Nacht, einer warmen Nacht um genau zu sein, die sich majestätisch auf ihrem prunkvollen Lager räkelt, verführerisch auf Heu gebettet sich von mehreren Lakaien mit Palmwedeln Luft zufächeln lässt… Bastet ruft… Purrrpurrrpurrr… diesen bekrallten Samtpfoten entkommt keiner…

Liebe Grüße von einer in schwülstigen Phantasien schwelgenden

Uli.

P.S.: Die Duftnoten: Kopfnote: Vanille, Safran, Iris; Herznote: Bananenholz, Heu; Basisnote: Ambra.

Bildquelle: Altägyptische Bastet-Statue / British Museum von Nic McPhee, some rights reserved – vielen lieben Dank!

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

3 Kommentare

  1. 22. November 2010
    Antworten

    Felidae (lies: mein guter,alter Kater ) finden „Felanilla“ zum Abputzen. Den Tester auf der Haut, schwelgte ich in vanillig-tiefen Aromen, als plötzlich jemand meinte, mittels rauher Zunge diesen Geruch von seinem Dosenöffner dringend entfernen zu müssen….
    Ansonsten finde ICH Felanilla grandios. Da muss er dann mit leben…
    LG, Martina

  2. Ulrike
    23. November 2010
    Antworten

    Hallo Martina,

    findet er Felanilla sicher zum Abputzen oder vielmehr vielleicht zum Auffressen? Eventuell seid ihr ja in Eurer Begeisterung zu zweit – nur dass sie sich unterschiedlich äußert? 😉
    Zora liiiebt ja Geste und muss immer, immer an einem rumschlecken wenn man den Duft trägt… deshalb wurde ihr ja damals auch die Rezension gewidmet 😉

    Liebe Grüße zurück, auch an den Katermann,

    die Uli.

  3. 23. November 2010
    Antworten

    Ich denke er, dass er es _nicht_ mag. Er putzt nämlich nur das weg, was ihm an mir „fies“ ist. So soll der Dosenöffner nicht riechen, nachher färbt das noch aufs Pelzchen ab….
    Jaja, diese haarigen liebe Tyrannen !

    LG, Martina

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