… beschäftigt Philosophen schon seit Hunderten von Jahren – interessanterweise allerdings nur die westlichen. Die andere Welt scheint jene kleine, aber feine Unterscheidung zwischen dem Schönen und dem Erhabenen nicht zu kennen, diese Differenz, die von Kant über Hegel, Schopenhauer, Ruge, Jean Paul, Schiller und viele weitere schon etliche Philosophen und Literaten beschäftigte.
Eine ästhetische Kategorie ist es, das Erhabene, und, da sind sich alle einig, es reicht weit über das bloß Schöne hinaus: Dem Erhabenen wohnt eine besondere Größe inne, es hat ein überwältigendes Moment ob derselben. „Das Erhabene (Sublime) ist die ehrfurchterregende Großheit (magnitudo reverenda)“, so Kant, oder laut Schopenhauer „das Extrem des Schönen, wo sich die theoretische Negation der zeitlichen Welt und Affirmation der ewigen, welche durchaus das Wesen aller Schönheit ist […], auf die unmittelbarste, ja fast handgreifliche Weise ausspricht“. So knüpft das Erhabene quasi an die Unendlichkeit an, ist Entgrenzendes. Nicht weiter verwunderlich, das einige Philosophen der Ansicht sind, dass das Erhabene in keiner sinnlichen Form enthalten sein kann.
Anders so zum Beispiel Ruge, der in dem Erhabenen das zur Ruhe kommende Streben sieht, die sich findende Idee… Ich finde ich diese Konzeption bemerkenswert: Das über das Schöne hinausgehende Erhabene, dass eine Ganzwerdung und somit Selbstfindung beinhaltet. Ein Zu-sich-Kommen. So misst Schiller dem Erhabenen in einigen seiner Schriften eine große Bedeutung zu: Es helfe dem Menschen, sich über seine Natur zu erheben, entbindet ihn der sinnlichen Welt. Eine große Hilfe, das Erhabene zu empfinden, sei die Kunst.
Nun, vielleicht kennt Ihr sie auch, jene Momente, die mir bisweilen widerfahren und die für mich Erhabenheit erfahrbar machen: Beim Lesen eines Werkes ehrfurchtsvoll zu erstarren vor einem Ausdruck, einer Metapher, vielleicht auch einer ganzen Idee, einer unsterblichen. Beim Hören eines Musikstückes, bei dem man sich die Tränen verkneifen muss ob seiner Genialität, die einem just in diesem Augenblick klar wird. Bei der Betrachtung eines Kunstgegenstandes oder auch eines Bauwerkes, aber ebenso der Natur selbst. Und dann eben die Gänsehaut beim Entdecken eines neuen Duftes, der so schön ist, dass es fast weh tut – eine Zusammensetzung von Frohsinn und Wehsinn, wie Schiller jenes gemischte Gefühl beschrieb, das zur Empfindung von Erhabenheit gehört. Selten, aber wahr.
Parfums, die einen teilhaben lassen an jenem Gefühl gibt es einige, wenngleich nicht viele – wie auch. Die olfaktorische Entsprechung des Begriffes der Erhabenheit habe ich bisher nur in einem Duft gefunden: Dem Signatureduft von Puredistance.
Kreiert wurde Puredistance von Jan Ewoud Vos in Zusammenarbeit mit der Parfumeurin Annie Buzantian. Die Hintergrundgeschichte jener Kooperation ist gleichermaßen marketingtauglich als auch tatsächlich authentisch. Jan Ewoud Vos hatte sich von einem Bild inspirieren lassen, einem Bild von einer Frau, dass für ihn alle jene Attribute verkörperte, die ein Damenparfum besitzen sollte: Anmut, Eleganz, Dezenz. Femininität. Exklusivität. Und vor allem – Schönheit.
„Schon immer hat mich Schönheit in ihrer natürlichsten Form fasziniert. In der Natur, an Menschen, im Design, in der Kunst. Puredistance bedeutet Schönheit. Pure Schönheit.“ so das Credo von Vos.
Bei der Wahl des Parfumeurs, der ihm jenes umsetzen sollte, fiel seine Entscheidung auf Annie Buzantian, der er bei einem ersten Gespräch auch jenes Bild präsentierte, das ihm seinerzeit als Inspirationsquelle gedient hatte. Buzantian erkannte dieses Bild wohl gleich wieder – hatte es sie doch ebenfalls bereits nachdrücklich beeindruckt und zu Überlegungen zu einem Duft animiert. Was für ein gelungener Auftakt für eine Zusammenarbeit, welche auch jetzt fortgesetzt wird mit Antonia, jenem neuen Damenduft, den uns die Puredistance-Mannschaft diesen Samstag zusammen mit dem ebenfalls neuen Herrenduft M von Roja Dove in unserem Bruchsaler Ladengeschäft präsentieren werden. Ihr erinnert Euch? Ich hatte davon bereits geschrieben – hier. Da sich mittlerweile doch einige Kunden angemeldet haben sei nochmals erwähnt, dass uns eine unverbindliche Vorabanmeldung sehr gelegen kommen würde, da wir es uns ansonsten vorbehalten müssen, Besucher eventuell abweisen zu müssen, falls es zu voll wird.
Aber zurück zu Puredistance, dem Duft. Buzantian ergänzte die bisherige Vorstellung des Duftes um ihre eigene Auffassung eines Duftes:
„Wenn ich einen Raum verlasse, möchte ich, dass mein Parfum mit mir geht.”
Puredistance ist ein solcher Duft und noch viel mehr: Er begleitet die Trägerin hautnah, gleicht eher einer intimen Aura, die an ein besonderes Kleidungs- oder auch Schmuckstück erinnert, und ist dabei von enormer Präsenz, ohne sich aufzudrängen – dies ist sicher auch seiner selten hohen Konzentration von 32% geschuldet sowie der Hochwertigkeit seiner Inhaltsstoffe, was die geneigte Nase sofort erkennt.
Seine Kopfnoten sind von der Frische mediterraner Hesperiden geprägt, vor allem aber deren Blüten, genauer: Mandarinen- und Orangenblüten, welche, ihre Nektarsüße verströmend, einen herb-fruchtig-säuerlichen Gegenpol durch schwarze Johannisbeeren erfahren. Jenes Duett birgt eine leise aquatische Anmutung, die den Duft vortrefflich in sein florales Herz geleitet, das mit einem liebreizenden Bouquet von Magnolie, Jasmin, Mimose und Wardia-Rose aufwartet. Jene Blütenriege zeigt sich von ihrer zarten Seite: Intensiv, aber gleichzeitig sanft, eine gewisse Frische bergend sowie gesprenkelt mit klitzekleinen funkelnden Blattgrünsternen. Die Basis ist perfekt austariert und wie der ganze Duft ein Paradebeispiel meisterhafter Parfumeurskunst: Ambra, vornehmlich überaus weich und warm von einer deliziösen, nicht zu würzigen Süße, ein Hauch feinster Vetiverrauchigkeit und samtig-pudriger Moschus.
Ich vermag mir sehr gut vorzustellen, was Jan Ewoud Vos und Annie Buzantian hier vorschwebte: Die Essenz des Weiblichen. Wim Wenders schwärmte einmal in seiner Dokumentation „Aufzeichnungen zu Kleidern und Städten“, die über den japanischen Designer Yamamoto geht, von dessen Anzügen, die ihn zu sich gebracht hätten, ihm das Gefühl vermittelt hätten, anzukommen, ganz bei sich selbst zu sein. Puredistance vermag es, ein ganz ähnliches Gefühl zu vermitteln: Es drückt Femininität und Luxus aus, gibt einem das Gefühl, ganz Frau sein und schön, nein, eigentlich nicht nur schön – durch seine meisterhafte Rezeptur und sein Understatement kreiert Puredistance ein Gefühl der Erhabenheit, das einen beim Tragen dieses wundervollen Duftes regelrecht berauscht. Was kann es noch Luxuriöseres geben?
Nicht viel, vielleicht auch – nichts. In diesem Falle zollt die Darreichungsform dem Duft Tribut: In einer schlichten Phiole zeigt er sich, die entweder pur benutzt werden kann oder auch umhüllt von einem der exklusiv von Swarovski entworfenen, Art-Déco-inspirierten Kristallflakons (je nach Wunsch versilbert oder vergoldet) selbst zum Schmuckstück und Kunstwerk wird.
Andächtige Grüße,
Eure begeisterte Ulrike.
P.S.: Die beiden neuen Düfte, die am Samstag in Bruchsal vorgestellt werden, werde ich kommende Woche rezensieren – wer also nicht vor Ort sein kann, muss sich wohl oder übel noch ein paar Tage gedulden 😉
Oh, so ein wunderbarer Artikel!
Sich ueber die Natur und sich selbst hinaus erheben um sich endlich selbst zu finden, was fuer ein schoener Gedanke. Danke fuer den Denkanstoss!
Was den Duft anbelangt, ich interessiere mich schon lange fuer ihn, jetzt fuehrt wohl kein Weg mehr daran vorbei…er klingt einfach perfekt.
Vielleicht habe ich aber Angst, dass es es wirklich ist. Ist dann die Suche vorbei? Das waere auch schade, oder?
Hallo Birgit,
ja, die Angst hat man ….. was ist wenn man den persönlichen GRAL wirklich findet???? Aber ich glaube inzwischen dass sich in diesem Fall unser innerstes irgendwie wehrt und uns sagt: Was ist, wenn es doch noch etwas gibt, was das ganze um eine Kleinigkeit besser trifft?…. Bei Düften ist wohl jeder insgeheim der „ewig Suchende“ ist. Schlimm find ich das (inzwischen) nicht mehr!
LG, Margot
Hallo Ihr Zwei,
danke für die Blumen, die virtuellen 🙂 Freut mich, wenn der Artikel Euch gefallen hat! Und, nun ja… ist nicht immer der Weg das Ziel? Jegliches Streben findet ohnehin nie ein Ende, was bisweilen anstrengend (und im Falle von Parfums manchmal teuer :D), aber sicherlich besser so ist, oder nicht?
Liebe Grüße,
Uli.
Absolut richtig. 🙂
Liebe Uli, liebes ALzD-Team,
an dieser Stelle hier meine herzlichsten Dank für den wunderschönen Tag in Bruchsal und die Mühe, die sich alle wieder für dieses Event gemacht haben. Ganz besonders hat es mich gefreut, eine Duftpremiere mit erleben zu dürfen und auch die Vor-Premiere des neuen Herrenduftes M von Puredistance. Fand es sehr schön, die Person(en) hinter dem Label kennen zu lernen. Besonders gefreut hat es mich auch, eine Blogleserin kennen gelernt zu haben (winke zu Alina)
Schönen Abend und viele Grüsse,
Margot