und es ist schon ziemlich lange her, da ließ sich eine Familie im Gebiet der Grande Champagne nieder… So oder so ähnlich könnte die Geschichte der Frapins beginnen.
Nach unserer freitäglichen Reise in die Bordeauxer Region und in die Welt der Winzer, begeben wir uns heute erneut ins Umland der Stadt an der Garonne. Ein bisschen weiter weg diesmal, nämlich etwa 200 km östlich, liegt eine Region, die den Namen Grande Champagne trägt. Nicht zu verwechseln ist diese mit der Champagne, jener Region im Nordosten Frankreichs aus der der gleichnamige Champagner kommt. Die Grande Champagne ist bei Liebhabern feiner Alkoholika nicht unbedingt weniger bekannt, liegt hier doch die Stadt Cognac, die dem Weinbrand ihren Namen gab.
Den Namen Grande Champagne trägt die Region aufgrund ihrer besonderen Bodenverhältnisse, die exakt denen der Champagne am anderen Zipfel Frankreichs entsprechen. Diese begünstigen den Anbau von Weintrauben und sind so die Grundlage der hochwertigen Produkte, die diese Gegenden weltweit berühmt gemacht haben.
Doch zurück zur Familie Frapin. Eben diese ließ sich im Jahre 1270 in der Grande Champagne nieder, wo sie sich zuerst auf den Weinbau und die Winzerei konzentrierten und später auf die Weinbrandbrennerei umstiegen. Die Destille Frapin ist seit 20 Generationen in Betrieb und produziert Cognacs der oberen Spitzenklasse. Das Anbaugebiet liegt ausschließlich in der offiziell als „Premier Grand Cru“ eingestuften Grande Champagne und umfasst ein Areal von etwa 300ha. Auf allein 200ha wird die Rebsorte Ugni-Blanc angebaut, eine sehr alte weiße Trebbiano-Traube. Laut Frapin selbst, werden die Reben nach traditionellen Anbaumethoden kultiviert, eine Art „vernünftige Landwirtschaft“, die Bedürfnisse der Pflanzen und des Bodens respektiert. Und die Ansprüche einer Weinrebe sind nicht gerade gering: Boden, Lage und Klima müssen stimmen, sonst misslingt der Anbau und damit auch die Ernte. Ein kapriziöses Pflänzchen also! 😉
Die Grande Champagne beherbergt die Frapins nun also schon seit 1270. Mittlerweile haben sie ihren Familienstützpunkt in das Châteaux de Fontpinot verlegt, ein Schloß vor den Toren von Segonzac, einer kleinen Ortschaft im Herzen der Grande Champagne.
Das Unternehmen ist im Besitz von Geneviève Frapin und ihrem Mann Max Cointreau, dessen Name dem Liebhaber von Orangenlikör nicht unbekannt sein dürfte (und allen anderen eigentlich auch). Deren Tochter Béatrice Frapin-Cointreau brachte im Jahre 2002 den Signaturduft 1270 auf den Markt, der im 2008 in unveränderter Rezeptur re-lanciert wurde.
Der Name des Duftes nimmt Bezug auf das Gründungsjahr des traditionsreichen Cognachauses, wie auch der Duft selbst, rein farblich zumindest, an die bernsteinerne Färbung von französischem Weinbrand erinnert. Und wie sieht es mit dem Geruchlichen aus? Zu allererst einmal die Duftnoten: Kandierte Orange, Nuss, Rosine, Pflaume, Kakao, Tonkabohne, Kaffee, Weinblüte, Sand-Strohblume, Lindenblüte, Pfeffer, Gewürze, Hölzer, Guajakholz, Honig, Vanille.
Teststreifen und Haut entwickeln sich bei mir ziemlich konträr, weshalb ich zuerst auf das Papier eingehen werde: frisch aufgesprüht offenbart sich hier sofort ein sehr satt-komplexer, süß-würziger Duftteppich, der beinahe orientalisch anmutet. Wie ein Spaziergang durch einen Basar, von dessen Marktständen intensiv-kräftige Gewürznoten emporsteigen. Hinzu kommen likörig-gourmandige Noten: ein deutlich erkennbares Nussaroma, ich vermute Haselnüsse, und der milde Duft eines Caffè mocha, jener Kombination aus dunklem Kaffee und süßer Schokolade. Mit der Zeit beruhigt sich 1270, wird insgesamt transparenter und pendelt sich auf einer vanilligen Honignote mit dezent-gerösteten Haselnussakzenten ein.
Ganz entgegen dem opulenten Auftakt auf dem Papier, schluckt meine Haut den Duft beinahe völlig. Direkt nach dem Aufsprühen zeigt sich eine äußerst transparente, aber deutliche Haselnussnote mit cremig-weichen Untertönen. Mehrmaliges Nachschnuppern bestätigt meine erste Assoziation: ich rieche wie ein Nusszopf. Der Duft bleibt durchgängig sehr zart; ein leichtes Bittermandelaroma unterstützt mein ersten Backwarengedanken. Im weiteren Verlauf gewinnt 1270 an Tiefe, wird intensiver und endet, wie auch auf dem Teststreifen, in einem Honig-Vanille-Komplex, hier aber ohne Haselnusstupfer. Na, dann: Prost, Mahlzeit! 😉
1270 ist ein edler, sehr klassischer Damenduft, der meines Erachtens eher zu einer abendlichen Unternehmung, denn ins alltägliche Büroleben passt.
Einen schönen Tag wünscht Euch,
Eure Julia.
Liebe Stephanie,
schöner Artikel! Entwickelst Du Dich momentan zum Konditor? Birnentarte, Nußzopf …. da fehlt noch S.Lutens/Rousse. Das sind dann die Weihnachtsplätzchen mit Orange und Zimt 😀
Habe vor geraumer Zeit den Frapin 1270 mal getestet. Finde dass es ein sehr schöner, weicher Duft ist. Leider hat meine Haut ihn wie ein Schwamm aufgesogen und außer dem ersten Sprüher-AHA ist mir keine weitere Erinnerung erhalten geblieben.
Liebe Grüsse,
Margot
Hallo Stephanie,
danke für den Artikel zu Frapin. Ich liebe 1270, seit er auf den Markt kam, habe meine 2. Flasche in „Arbeit“ und kann nur sagen: Bei mir hält und hält der Duft – morgens gesprüht, ist abends immer noch ein Hauch da.
Bei mir kommt eine wirklich herbe Note vorbei, die sich mit all‘ den Trockenfrüchten ziemlich kantig verbindet.
Immer wieder doll, wie verschieden Düfte sich entwickeln, abhängig von Haut, deren Fettgehalt und genereller Körperchemie.
Wann kommt der „Neue“ von Frapin zu ALzD ???
Liebe Grüße Martina
(die heute ihr persönliches Highlight erlebte, siehe mein Blog – ganz großer Jubel….)
Hallo liebe Martina,
da hast Du natürlich vollkommen recht mit der Hautchemie 🙂 Ist eine spannende Sache, immer und immer wieder!
Welchen neuen von Frapin meinst Du? *aufdemschlauchsteh*
Liebe Grüße zurück,
die Uli.
P.S.: Daumen doppelt hoch für das persönliche Highlight!!!