Black is Beautiful…

… und das meine ich jetzt weder kulturhistorisch und/oder politisch motiviert, sondern ganz einfach farblich – oder eben auch nicht, da, wie uns Wiki wissen lässt, Schwarz…

„ … die Bezeichnung für eine Farbempfindung [ist], welche beim Fehlen eines Farbreizes entsteht, also wenn die Netzhaut ganz oder nur teilweise keine Lichtwellen im sichtbaren Spektrum rezipiert. Das zugehörige Substantiv ist Schwärze. Schwarz gehört zu den unbunten Farben.“

Schwarz als Abwesenheit des Lichtes, als unbunte, weil ohne Buntheit bestehende Farbempfindung. Und für was steht Schwarz denn so? Auch das weiß Wiki: Natürlich für den Tod. Für Trauer. Und für Macht(ansprüche). Da kommt dann nun die Überleitung zur Politik und zur Religion gerade recht – auch hier hat Schwarz, ob nun Farbe oder nicht, symbolhaften Charakter. Schwarz steht auch gerne mal für Verbote und für das Geheimnisvolle, insofern verwundert es nicht, dass es auch die Lieblingsfarbe (jaja…) einer ganzen Szene wurde – den Wavern oder auch Gothics, Gruftis. Und es ist darüber hinaus die Lieblingsfarbe der Existentialisten. Aus letzteren beiden „Verwendungsfeldern“ kann man ableiten, weshalb es auch meine Lieblingsfarbe ist: Als in meinen Jugendjahren Cure-, DM- und Sisters-Verfallene, die sich in sämtlichen patchoulivernebelten Clubs der Republik herumtrieb, ist mir die Liebe zur schwarzen Gewandung immer noch geblieben, auch wenn ich den einen oder anderen Lederfummel mittlerweile gegen Yamamoto getauscht habe. Und ja, die Existentialisten – die hatten es mir besonders angetan in meinem Studium und stehen mir auch heute noch nahe nebst ihren schwarzen Rollkragenpullovern die zu zücken es langsam, aber sicher wieder Zeit wird.

Schwarz war und ist nicht nur meine Farbe, sondern auch die Farbe desjenigen jordanischen Nationalsymbols, dem Petrana, der vierte Duft aus dem Hause Odin NY huldigt: Der Iris Petrana, einer pechschwarzen Iris. Man findet sie in Wüstenlandschaften und zwar als schwarze Blüteninseln oder auch gruppiert als ganze Blütenmeere, mitten in karger Ödnis.

Mindestens genauso unerwartet wie die Impression einer blühenden Wüste, die ja nicht alle Tage vorkommt, ist aber auch das, was sich hinter dieser Iris verbirgt – vor allem auf Basis des Hintergrundes, der einen ja zu allerlei Assoziationen anregt: Staubtrockene Wärme, vielleicht auch Hitze erwartet man, sandige Erdigkeit, ausgedörrte Hölzer und vielleicht ein paar mehr oder minder scharfe Gewürze.

Nichts dergleichen erstmal: Der Auftakt von Petrana ist gänzlich anders – schwarze Johannisbeere, dunkelviolett strahlend und von überschwänglicher Fruchtigkeit, anfänglich an jenen Cassistraubenzucker erinnernd, da eine subtile Süße beinhaltend, später deutlich authentisch die säuerlich-herbe Frucht repräsentierend. Deren purpurschwarze Farbe wird von zartem, samtig-weichen Veilchen unterstrichen, welches von seinem Blattgrün umrahmt wird. Zitrische Sprenkler glitzern und funkeln, während sich die Hauptprotagonistin ihren Weg bahnt: Eine stolze, einsame Iris von erdiger Konsistenz, welche sowohl den vorgezeichnet finsterlilaschwarzen Charakter ergänzt als auch die ohnehin vorhandene Samtigkeit forciert. Jene Königin der Nacht wiegt sich sanft und oszilliert samt Johannisbeere und aquatischem Veilchen in merkwürdig schimmernd-schillernden Bereichen – so ganz unwüstig. Tribut an die Wüste zollen lediglich die Gewürze, die den floral-fruchtigen Weg säumen: Ein Hauch rosanen Pfeffers und Koriander, der vermutlich auch für die zitrischen Anklänge verantwortlich ist. Die Basis dann weht dem Khamsin gleich, jenem sciroccoartigen Wüstenwind Jordaniens, und stiftet dezent rauchige, weiche Wärme.

Die Ingredienzen: Kopfnote: Schwarze Johannisbeere, Rosa Pfeffer, Koriander; Herznote: Iris, Veilchenblätter, Heliotrop; Basisnote: Iriswurzel, Vetiver, Moschus.

Auch wenn Petrana auf den ersten Blick nicht viel mit dem (W)Örtchen Wüste gemein haben mag – an dieser Stelle sei an den Wüstenprinzen erinnert, den Steffi und ihre überbordende Phantasie uns vor einiger Zeit präsentiert hatten: Harmatan Noir von Parfumerie Générale. Auch dieser Duft ist nicht klassisch trocken wie man es von seinem wehenden Namensvetter gewohnt ist. Nein, es ist eine kühlere und minzige Interpretation, vielmehr: eine Impression eines Eindrucks, der aus der Wüste stammt, in deren Kulisse stattfindet.

Genauso Petrana: Ich vermag es mir ob der Wärme, der verhaltenen, in der Basis durchaus vorstellen, welch eigentlich unwirtliches, von der Hitze versengtes Land sich drumherum befinden mag – ich aber sitze inmitten jenes wundervoll blühenden Fleckens Wüste, jener Ausnahme, der stolzen, die sich anmutig-trotzig gen Himmel reckt. [Hier sind ein paar Impressionen davon zu sehen]

Harmatan Noir war schon gar kein schlechter Vergleich, da auch dieser Duft eine gewisse Ambivalenz birgt in seiner Relationalität von Kühle und Hitze. Darüber hinaus sei an die ebenfalls sehr eigenartige Irisinterpretation von Le Labo, Iris 39, erinnert, die ähnlich frisch und strahlend wirkt (aber heller) sowie an – ja, an Magnolia Romana von Eau d’Italie, welches jene Blütenwässrigkeit, jenes Floral-Aquatische, in ganz ähnlicher Art aufweist.

Mit diesen vielen Fingerzeigen, meine Lieben, lasse ich Euch jetzt alleine, wie gemein, oder? 😉

Eins sei aber noch verraten: Sollte sich Petrana auf meiner Haut beim erneuten Test ähnlich perfekt entwickeln wie vorab schon auf dem Teststreifen – dann ist er fällig, der Duft. Auch das wolltet Ihr nicht hören, ich weiß 😉

Liebe Grüße trotzdem,

Eure Uli, heute mal (fast) keine Erwartungen erfüllend.

Bildquelle: Black Iris von Flamenc via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

Ein Kommentar

  1. Margot
    15. Oktober 2010
    Antworten

    Liebe Uli,
    auch für diese tollen Iris-Impressionen meinen herzlichsten Dank! Auch die jordanische Blumenseite ist toll.
    Wie Du inzwischen weißt, habe ich festgestellt, dass in den meisten von mir favorisierten Düften die „Iris“ enthalten ist.
    Doch dazu eine Frage: In einigen Düften wird als Inhaltsstoff: Iris UND Iriswurzel angegeben. Was ist der Unterschied? Ich dachte Iris selbst duftet nicht und es wird doch alles aus der IRISWURZEL gewonnen. Vielleicht kannst Du ja Licht ins Dunkel bringen.

    Liebe Grüße,
    Margot

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