sind unsere zwei heutigen Düfte – wieder zwei Vertreter des umfangreichen Nicolaï-Sortiments, nämlich: Carré d’As und Maharadjah. Nun ja, zugegebenermaßen ist die Duftnote Lavendel (abgesehen vom Geburtshaus natürlich) das Einzige, was die beiden Düfte verbindet, das kann man schon vor der eigentlichen Duftverkostung ganz klar feststellen. Ersterer ist ein eindeutig maskuliner Herrenduft (Pleonasmus olé!), während der indische Großfürst eher geschlechterübergreifend angewendet werden kann, wobei ich, müsste ich mich für Männlein oder Weiblein entscheiden, ihn wohl doch eher im femininen Lager ansiedeln würde. Aber zu den Details komme ich später.
Ganz entgegen jeglicher Benimmregeln (Herr Knigge würde sich im Grab umdrehen), bekommt der Herr heute den Vortritt: Carré d’As. Ich als alter Namensfuchs bin natürlich gleich wieder auf der onomatologischen Fährte. Dort lässt sich einiges finden: Carré d’As ist zum Beispiel ein beliebter Bootsname. Eine Yacht gleichen Namens wurde im Herbst letzten Jahres am Horn von Afrika von somalischen Piraten gekapert. Hierauf kann sich Frau de Nicolaï allerdings nicht beziehen, wurde ihr Duft doch schon im Jahre 1995 kreiert. Des weiteren finde ich Rennpferde sowie eine westafrikanische Sängerin namens Carré d’As. Alles recht interessant, aber nicht wirklich aufschlüssig. Durch Zufall stolpere ich darüber, dass der Pokerbegriff Four Aces auf Französisch Carré d’As heisst. Damit bin ich zufrieden. Poker bringe ich intuitiv (und da bin ich vom ein oder anderen Hollywood-Film geprägt) in Verbindung mit zwielichtigen Gestalten, Zigarren, allerlei Hochprozentigem, viel Geld, noch mehr Gebluffe und mindestens einer armen Verlierersocke, die sich bei irgendeinem Mafiaheini eine ordentliche Stange Geld leihen muss, was ihm später nur ganz viel Ärger einbringen wird. Mal sehen, ob das Parfum zum Glückspiel meinen Assoziationen gerecht wird.
Et voilà, die Ingredienzien: Leder, Melone, Minze, Lavendel, Limette, Zitrone, Petitgrain, Thymian, Kümmel, Gewürze, Rose, Hölzer, Heu, Tabak.
Zu allererst muss ich sagen, dass der Teststreifen mich ziemlich enttäuscht. Hier zeigt Carré d’As zuerst Aftershave-Noten par excellence, die später in eine floral-holzige Note übergehen und so langanhaltend ausklingen. Ganz anders dagegen meine Haut. Frisch aufgesprüht steigen schnapsige Noten zu meiner Schnuppernase empor, die alsbald von krautigen Akzenten begleitet, was den Schnaps schuppdiwupp in einen Kräuterlikör verwandelt. Wütender Lavendel gesellt sich hinzu – maskulin, herb, mit bitteren Nuancen und ein wenig Schärfe tobt er sich aus; besänftigt wird er schließlich nur durch ein wenig Melonenfruchtigkeit dunkelster Natur. Auch zitrische Noten eilen herbei, um den violetten Lippenblütler zu beruhigen. Dieser brodelt immer noch vor sich hin, ist aber merklich entspannter. Vielleicht mag es an dem Strauß floraler Noten liegen, die die Zitrusfrüchte wohl im Schlepptau hatten. Weiches Leder legt sich zudem wie eine wärmende Decke über den lavendelfarbenen Choleriker. Sanft ruht er duftend vor sich hin. Rauchige Noten und Gewürze übergeben ihn leise in den Morpheus’ Arme. In hellen Holz- und Tabaknoten klingt Carré d’As schließlich aus. Ein ebenso klassischer wie zeitloser Herrenduft, in dem ich einige Aspekte meiner Pokerassoziationen tatsächlich wiederfinde: Schnaps, Herren, Tabak, eine eher dunkle Stimmung und ein brodelnder Lavendel als furchteinflößender Mafiaboss. 😉
Doch verlassen wir die Halbwelt des Glückspiels und widmen uns nun dem indischen Großfürsten: Maharadjah. Die Duftnoten: Lavendel, Zimt, Gewürznelke, Sandelholz, Patchouli, Vanille.
Der Duftverlauf auf Teststreifen und Haut erweist sich als ähnlich, aber das bedeutet ja noch lange nicht identisch. Zuerst zum Papierstreifen: hier tritt direkt nach dem Aufsprühen der Lavendel sehr deutlich hervor, sehr bald machen sich aber bereits die süßlich-würzigen Noten von Zimt bemerkbar, die mit der Zeit intensiver werden, aber nie das Duftruder übernehmen. Die Gewürznelke hält den Zimt im Zaum, wodurch sich der Duft insgesamt dezenter, zurückhaltender entwickelt als auf der Haut. Auf selbiger ist der Auftakt zuerst süß-würzig, doch alsbald eilt der Lavendel herbei, sehr authentisch, ja beinahe gewaltig entert er den Duft. Allerdings haben wir es hier mit dem feinen charakteristischen Duft der Lavendelblüten zu tun, der sich deutlich von dem krautig-bitteren Choleriker aus Carré d’As unterscheidet. Ich fühle mich wie ein Spaziergang durch blühende Lavendelfelder mit einem Spazierstock aus Zimt. Letzerer lugt zuerst nur ab und an um die duftende Ecke, tritt aber schließlich vollends hervor und zeigt sich in seiner ganzen Pracht: betörend-süße Zimtwürze, die mich spontan an die Big Red-Kaugummis denken lässt, wunderbar akzentuiert von dezenter Gewürznelke. Patchouli und Vanille unterstreichen die zimtige Süße mit balsamisch-lieblichen Noten, intensivieren sie und verleihen ihr zusätzlich Tiefe.
Ein wunderschöner Gewürzduft mit überraschendem Fougère-Auftakt – eher feminin, mit Hang zur Wuchtbrumme, sorgt in der kalten Jahreszeit für Wärme und Wohlgefühl. Dass Lavendel und Zimt so gut miteinander können, hätte ich nicht gedacht. Da sieht man es mal wieder: man lernt nie aus! 🙂
Habt Ihr die beiden schon getestet? Was haltet Ihr vom indischen Großfürsten und dem Pokerduft?
Einen schönen Tag wünscht Euch,
Eure Stephanie.
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