Man sollte entweder ein Kunstwerk sein

oder eines tragen, riet schon Oscar Wilde in seinen Sätzen und Lehren zum Gebrauch für die Jugend. Ersteres erfordert ein wenig Aufwand, Zeit, Geld und Muße, zweiteres geht da viel leichter von der Hand. Das 2006 in Hamburg gegründete Label Biehl Parfumkunstwerke erschafft nämlich – nomen est omen – genau das Gesuchte: duftende Kunstwerke.

Der Kopf dahinter ist Thorsten Biehl, seines Zeichens Sohn des weltbekannten Parfumeurs Henning Biehl, der aufgrund seines familiären Hintergrunds schon früh in Kontakt mit der Welt der Düfte kam. Biehl Junior war selbst beinahe zwanzig Jahre für führende Unternehmen der Parfumindustrie tätig, bevor er sich dazu entschloss, ein eigenes Label zu gründen, frei nach dem Motto:

biehl. parfumkunstwerke versteht sich als olfaktorische galerie. als freiraum für parfumkünstler, die hier ihre außergewöhnlichen kreationen einem publikum präsentieren können. ohne dabei rücksicht auf marktforschung, marketing und maximale margen nehmen zu müssen. qualität und exklusivität zählen. und das nicht nur in bezug auf die inhaltsstoffe.

Da sich Thorsten Biehl selbst mehr als Parfumexperte oder –kritiker, denn als ausführender Künstler sieht, überließ er die kreative Umsetzung international renommierten Parfumeuren. Die Liste derer kann sich – als Gruppenbild mit Dame – sehen lasssen: Arturetto Landi, Egon Oelkers, Geza Schön, Mark Buxton, natürlich der Herr Papa Henning Biehl und Patricia Choux.

Insgesamt dreizehn Düfte zählt das Biehlsche Sortiment bisher, alle nur mit den Initialen des Parfumeur und einer fortlaufenden Nummer benannt. Ebenso wie die Namen sind auch Flakons und Verpackung im minimalistisch-puristischen Stil gehalten, soll das Augenmerk doch auf den Inhalt, den Duft fokussiert sein. Die Düfte seiner olfaktorischen Galerie sollen:

vor allem überraschen und ihrem träger neue möglichkeiten seiner ganz persönlichen darstellung eröffnen.

Rollen wir das Feld der Biehlschen Parfumkunsterwerke heute also von hinten auf und beginnen mit den Düften letztgenannter und einziger Dame im kreativen Gruppenbild – Patricia Choux. Die Französin, deren Stil auf der Biehl-Homepage als „verrückt. chic. ein rasanter mix aus gekonnter tradition und mutiger ideenlust“ bezeichnet wird, studierte an der Université Claude Bernard in Lyon und arbeitet seither als Parfumeurin für Symrise. Zu ihren Werken zählen zum Beispiel die Clive Christian-Düfte X for Women, No.1 for Women/Men und 1872 for Women sowie Jo Malones Blue Agava & Cacao, Michael Kors‘ Very Pretty und Kimora Lee Simmons’ etwas gewöhnungsbedürftig getauftes Düftchen Baby Phat Seductive Goddess.

Für Biehl Parfumkunstwerke schuf sie im Jahre 2007 die beiden Düfte pc01 und pc02. Ersterem werden wir uns heute widmen, zweiterer wird morgen zum duftenden Zuge kommen. Die Duftnoten von pc01: Mandarine, Neroli, Davana, Mangoblätter, Weiße Blüten, Pfingstrose, Iris, Mango, Kaschmirholz, Vetiver, Moschus.

Die Versuche auf Teststreifen und Haut fallen sehr ähnlich aus, weisen aber doch auch ein paar Unterschiede auf. Dass wir es hier mit einem fruchtig-floralen Duft zu tun haben, darüber wir drei – also Papier, Haut und ich – uns einig. Allerdings wendet sich der Teststreifen mehr der floralen Seite zu, während meine Haut eher die fruchtige bevorzugt. Auf dem Papier beginnt der Duft mit fruchtig-floral, wobei die Betonung, wie gesagt, auf dem zweiten Attribut liegt. Neroli kommt hier sehr schön zur Geltung, bringt zart-süßliche und gleichzeitig würzig-bittere Orangenblütennuancen mit in Spiel. Krautig-grünliche Noten zeigen sich, solche heller Natur und mit fruchtigen Anklängen. Aus diesen vermeine ich im weiteren Verlauf die Mango herausschnuppern zu können, die von einer aquatischen Floralität begleitet wird. Im Hintergrund schillern Noten, die mich an getrockneten Grüntee erinnern, erst eher zurückhaltend, später intensiver werdend. Auf dieser Stufe bleibt der Teststreifen duftenderweise stehen.

Meine Haut zeigt wie bereits gesagt einen ähnlichen Verlauf. Hier startet der Duft allerdings eher fruchtig, alsbald breitet sich eine herbe Süße aus, die mich an Trockenfrüchte und getrockneten Hesperidenschalen denken lässt. Im weiteren Verlauf wird der Duft weicher, floraler, zeigt eine dezente Würze und aquatische Tendenzen. Ebenso wie auf dem Teststreifen bestimmen den Duft auch auf meiner Haut ab einem gewissen Zeitpunkt krautige Teenoten, die bei mir aber deutliche Fenchelnuancen besitzen. Der Duft ist erstaunlich langanhaltend und klingt schließlich in einer weichen Moschusnote aus.

pc01 – ein Duft von hoher Transparenz und Leichtigkeit. Ein sehr schöner Sommerduft, der meiner Meinung nach ziemlich feminine Züge hat, auch wenn er als Unisexduft konzipiert ist. Naja, vielleicht ist ja das der verrückte Chic, mit dem die Biehlhomepage uns Frau Choux schmackhaft machen, äääh vorstellen wollte. Das ist das Einzige was ich mir in die Richtung denken kann, denn der Duft ist alles in allem absolut alltagstauglich und gefällig – für eine Frau. 🙂

Einen schönen Tag wünscht Euch,

Eure Stephanie.

Neueste Kommentare

Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

2 Kommentare

  1. Katharina W.
    21. Oktober 2012
    Antworten

    PC 01 ist ein wirklich schöner Duft, der mir auf Anhieb gefallen hat.
    Er erinert mich an nichts, er weckt keine Assoziationen – er riecht einfach nur gut und hebt sofort meine Laune.

    Es ist ein Duft, den ich gerne mit positiven Erinnerungen besetzen würde. Dazu reicht es bei mir, einen neuen Duft an einem Tag zu tragen, an dem ich etwas besonders schönes erlebe. Einen Tag am See, einen Tag mit Freunden… ich bin da relativ anspruchslos was die Aktivität angeht. Die Stimmung beim ersten Tragen ist entscheidend, damit ich jedes Mal ähnliche Gefühle bekomme, wenn ich den Duft erneut rieche.

    Deutlich wahrzunehmen ist Jasmin, dazu gesellen sich auf meiner Haut fruchtige Noten und Blüten.

    Ich werde mir den Duft für den nächsten Sommer vormerken, denn zu allen anderen Jahreszeiten kann ich ihn mir schwer vorstellen. Er ist einfach sonnig, spritzig und macht gute Laune.

    Danke an Uli für das Pröbchen!

    Grüße
    Kati

  2. Ulrike
    23. Oktober 2012
    Antworten

    Huhuu liebe Kati,

    ich finde auch, dass dieser Choux ein wirklicher Gute-Laune-Sommer-Duft ist und drücke Dir die Daumen, dass Du ihn nächstes Jahr am richtigen Tage trägst, woran ich eigentlich keine Zweifel habe 😉

    Viele liebe Grüße,

    Uli.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert