Ein Fetisch…

… ist wohl die Rose für Madame Mecheri: Eine, wenn nicht gar ihre Lieblingsingredienz, die immer wieder in ihren Düften Verwendung findet: Zum Beispiel in Damascena, einer frischen fruchtigen Rose heiterer Süße mit Beerennoten oder in Scarlett, Grenats, Mihimè und einigen anderen.

Attar de Roses heißt ihr neuer Damenduft, ganz der Rose gewidmet – und einige viele finden hierin auch Verwendung: Die arabische Taif-Rose, die Shiraz-Rose und einige weitere ältere Sorten sind in Mecheris Phiole gepurzelt, so verheißt es auch bereits der Name. Attar de Roses oder auch Rose Attar steht nämlich für nichts anderes – die Essenzen verschiedener Rosen in Ölform dargebracht.

Darüber hinaus finden aber noch andere Ingredienzen Verwendung – Jasmin, Leder, Ambra und Hölzer nennt Mecheri.

Meine Nase vermag natürlich wieder mehr zu entdecken: Bereits im Auftakt, ich kann mich dessen nicht erwehren, rieche ich – Rosenpuderzucker mit Himbeere, oder vielmehr: Rosenpuderzuckergelée, von mir aus auch Lokum mit fruchtigster Himbeere. Jene ist mal wieder nicht gelistet, kann aber auch von einer der Rosen stammen, welche vielleicht, man kennt es aus anderen Düften, fruchtige Noten generiert.

Für mich bleibt allerdings dieser Eindruck der Liaison von Himbeere und Rosenpuderzucker, welcher sich durch den ganzen Duft zieht. Ein Weißblüher vermählt sich mit jenem Duo, Jasmin, welcher aber artig und zivilisiert im Hintergrund verbleibt. Die angegeben Ledernoten sind dominanter und heller, cremiger, weicher, ja fast buttriger Natur und werden von süß-harziger und verhalten rauchiger Ambra sowie leisen Hölzern akzentuiert.

Feminin, sehr feminin und durchaus verführerisch – eine fruchtige Rose mit puderzuckrigen Gourmandanleihen, ich bin mir sicher, der Duft findet allerhand Freundinnen.

Madame Mecheri scheint darüber hinaus eine Freundin der Gleichberechtigung: Wo ein neuer Duft für die Dame, da auch ein Neuer für den Herren: Les Zazous heißt ebenjener, benannt nach derselben französischen Subkultur der Postweltkriegsära und vergleichbar mit unseren Swingkids: Bebop und Jazz waren das Programm, dem sich diese Jugend verschrieben hatte und die Herren hätten mit ihren Klamotten das Herz von Oscar Wilde höher schlagen lassen: Das Dandytum war angesagt, darüber hinaus waren sie, natürlich, dem (beginnenden) französischen Existentialismus nahe.

Die dazugehörige duftende Interpretation von Mecheri ist demgemäß eine kokette und kokettierende: Maskulin, ja, aber kein Mann-Mann-Duft. Ambivalent, weil einerseits klassisch, andererseits aber auch mutig und modern.

Im Auftakt dominiert Lavendel, streng-krautig und typisch, alsbald eingeholt und aufgefangen von einer warmen und für einen Männerduft fast schon unverschämt forschen Süße: Balsamische Noten, harzige Ambra und Sandelholzigkeit, die im Zusammenspiel Rauchigkeit sowie Karamellakzente entfalten, wobei erstere von im Hintergrund sich verborgen haltenden grasigen Vetivernoten verstärkt wird. Eine bestimmte krautige Grünheit schwingt im Duft mit, begleitet von einer sehr hellen und sehr zurückgenommenen Rose.

„Douce Amère von Lutens meets Maharadjah von Nicolaï“ tanzt auf meiner Haut – und das gar nicht mal übel, würde der Schwabe in mir als ebensolches Kompliment von sich geben. Give it a try – auch die Damen unter Euch!

Eine Woche Keiko Mecheri liegt nun hinter uns – ich harre nun Eures Feedbacks, sobald Ihr die Düftchen unter der Nase hattet!

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,

Eure Ulrike.

Bildquelle: Frozen Raspberries von Jenn / Finavon, Zazou von Jean-no via Wiki Commons, some rights reserved – vielen lieben Dank!

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. margot
    15. Februar 2011
    Antworten

    Liebe Uli,
    habe soeben in meiner Proben-Box gewühlt da diese noch jede Menge „Schätze“ verbirgt, die es für mich zu entdecken gibt. Und da ich inzwischen schon immer häufiger an „Juni“ und „Urlaub“ denke, sind es gerade die leichteren Gesellen, an denen ich gerade schnuppere. der Les Zazous gehörte dazu und ich finde ihn wunderbar! Es ist wahrlich kein Mann-Mann-Duft. Empfinde ihn als leicht und transparent und erinnert mich in seiner Machart an einen weiteren „Herren“-Duft den ich in die selbe Schublade legen würde. Das ist Casanova 1725 von HdP. An diesem „Pröble“ muß ich auch einfach immer mal schnuppern!

    Du siehst, ich bin nur in Sachen Neubeschaffung im Moment abstinent 🙂

    Viele Grüsse,
    Margot

    • Ulrike
      20. Februar 2011
      Antworten

      An den Casanova erinnert er Dich? Das muss ich alsbald nochmals vergleichstesten… Aber ein Hübscher ist er, gelle?

      Liebe Grüße, die Uli.

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