Von Kalifornien träumten publikumsträchtig schon The Mamas and the Papas, die damit 1965 einen großen Hit landeten, der zu einem der Songs der Sechziger avancierte:
All the leaves are brown
And the sky is grey
I’ve been for a walk
On a winter’s day
I’d be safe and warm
If I was in L.A
California Dreamin‘
On such a winter’s day
Momentan haben wir zwar keinen Winter, streng genommen noch nicht einmal Herbst – wenn wir aber ganz ehrlich sind gebärdet sich der Sommer schon seit geraumer Zeit wie einer. Eigentlich war es ja auch eher ein verkappter Herbst mit gelegentlichen Launen in Form von hitzetechnischen Ausrastern. Der Wunsch sich einfach wegzuträumen liegt ergo nahe…
Und Kalifornien ist goldrichtig in Anbetracht des Duftes, den ich heute rezensieren mag: Mecheris Mulholland, benannt nach dem gleichnamigen Highway in Los Angeles, der sich in seinem Verlauf durch die Santa Monica Mountains schlängelt. Bereits in den Zwanzigern erbaut durch William Mulholland wird der Highway heutzutage aufgrund seines Kurvenreichtums nicht mehr auslastend genutzt, erlangte aber durch den gleichnamigen Film Mulholland Drive von David Lynch vor einigen Jahren erneut Berühmtheit.
Ob Madame Mecheri sich mit ihrem Duft an Lynch orientiert hat, dem wir immerhin filmische Meisterwerke wie Eraserhead, Dune, Elephant Man, Wild at Heart, Blue Velvet und natürlich Twin Peaks zu verdanken haben? Jenem genialischen Kopf, dessen Filme man eigentlich niemals wirklich versteht?
Zumindest hatte sie, was den Mulholland Drive angeht, eine andere Assoziation als Lynch: Dieser gab dem Highway in seinem Filmtitel den Beinamen Straße der Finsternis. Mecheri zitiert zwar ebenfalls das Geheimnisvolle jener Umgebung, aber wohl eher im Positiven, wenn man sich ihre Erläuterung mal ansieht:
„An olfactive immersion in the golden mythical era of psychedelia and hipness of the canyon of dreams.“
Von einem olfaktorisches Eintauchen in die goldene mythische Ära des Psychedelischen ist da die Rede und von dem Land der Träume… oder meint sie hier mit Eintauchen andere Bewußtsseinszustände, vielleicht gar künstlicher Natur? Hört sich für mich hippiesk an, und das eigentlich schon seit der Erwähnung des Psychedelischen.
Darüber hinaus spricht Mecheri vom Canyon of Dreams – dazu existiert ein gleichnamiges Buch, geschrieben von dem Musikredakteur Harvey Kubernik. Dieses beschreibt die „Magie und die Musik des Laurel Canyons“ – eines bestimmten Postleitzahlengebietes in Los Angeles, in dem es musikalisch über Jahre hinweg brodelte: Sonny & Cher, The Doors, The Turtles, Canned Heat, Monkees, The Byrds, Buffalo Springfield, Joni Mitchell, Jackson Browne, Crosby, Stills, Nash & Young, die Eagles und viele mehr stammen von dort, um nur einige zu nennen.
Einige davon, na klar – Hippies. Davon komme ich nicht mehr runter, denn – egal ob Madame Mecheri jetzt Lynch oder gar das Buch kannte – Mulholland ist ein Hippieduft. Und zwar ein richtig guter.
Aber zuerst zu den Ingredienzen – diese sind mit folgenden angegeben: Zitrische Noten, Petitgrain, Patchouli, Sandelholz, Ambra.
Zitrusfrüchte gepaart mit dieser Basis? Eine warme, süße, ausladende Basis für Hesperiden? Ich hätte vorab gemutmaßt, daß das vollkommen in die Hose geht… Mulholland beweist aber das genaue Gegenteil: Die Kopfnote erweist sich als von einnehmender Präsenz mit einem Duft, der mich persönlich an eine limited Edition von Fanta erinnert – eine herbe Orange war das, wahnsinnig erfrischend, geballte Frucht und eben auch Fruchtsäure, die im weiteren Verlauf eher zitronig wird und wirkt. Und zwar luftig und leicht wie eine, ich muß schon wieder einen gastronomischen Verweis bringen, Joghurt-Zitronencreme, ganz locker und schaumig geschlagen. Oder auch ein Zitronen-Joghurt-Sorbet von feinster Konsistenz, welches ein feines, würziges Waffelchen bei sich hat. Denn unter dem Zitronen-Joghurt bahnt sich das bereits eine warme Würze ihren Weg mitsamt der ihr naturaliter eigenen Süße: das Sandelholz schickt sich an, die Bühne zu erobern. Zuerst als kleine Waffelbeilage unseres Sorbets oder als Tarte, der aus der Zitronen-Joghurt-Creme einen ebensolchen Tarte zaubert, später ist es das Sandelholz, das komplett das Ruder übernimmt und seine volle holzig-süße Schönheit im Zusammenspiel mit Ambra und Patchouli vollkommen auslebt – immer noch durchsetzt von zarten zitrischen Sprenklern.
Ein friedvoller, positiver, fröhlicher Duft, der durch die Sandelholzbetonung und den Klecks Patchouli seinen Hippieanleihen durchaus gerecht wird und an ausgelassene Feste oder gar Festivals erinnert genauso wie Klampfe spielen am Lagerfeuer vor dem Hintergrund einer untergehenden Sommersonne. Ich bin absolut angetan Ihr Lieben!
Einen schönen Tag Euch und liebe Grüße,
Eure Ulrike.
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