Heute also biete ich den Rest der Costume National-Düfte in meiner Rezension feil, wobei „Rest“ dem Ganzen nicht wirklich gerecht wird, assoziiert man mit „Rest“ doch Resterampe, Ladenhüter und Co. – das trifft auf die Düfte nun mal so überhaupt gar nicht zu.
Ich werde mich mal weiter entlang der chronologischen Reihenfolge bewegen, wie ich es gestern bereits begonnen hatte. Deshalb steht als nächstes Scent Gloss an, lanciert 2004, sowie Scent Cool Gloss, 2005 erschienen. Beide sind ebenfalls Werke des leider jung verstorbenen Laurent Bruyère und eine Fortsetzung, Erweiterung des ursprünglichen Scent-Trios.
„Wenn SCENT GLOSS ein Stoff wäre“, schwärmte Ennio Capasa, der Designer von Costume National (der natürlich auch für die schönen Flakons der Parfums verantwortlich ist), „wäre er roséfarben schimmernder Seidentaft.“
Das sagt schon viel aus – denn genauso in derselben Farbigkeit wie der Flakon des Duftes schimmert auch die Rose, welche in beiden Düften die Hauptrolle spielt: Eine junge, freundliche, helle, zwischen rosa und pink oszillierende Rose mit fruchtigen Anklängen. In Scent Gloss ist jenes Rose auf einem in allererster Linie weichen, zarten und sehr sauberen Moschusbett drapiert, und gewinnt durch Orchidee an samtiger Süße. Scent Cool Gloss dahingegen, der anstatt der Orchidee mit Sternanis und einer weiteren Rose aufwartet, ist dahingegen im Vergleich kühler und spritziger: Sternanis nehme ich nur abstrahiert als solchen wahr, und zwar in einer aquatisch anmutenden Frische, die mich ein wenig an die Anisinterpretation in Borsaris Mirra e Anice Stellato erinnert. Durch die doppelte Rose (es sind normale sowie bulgarische Rosen angegeben) liegt der Fokus in der Tat mehr auf jenen hellen Rosen, die mithilfe des Anis in ihrer wässrigen Fruchtigkeit verstärkt werden und tatsächlich einen „coolen“ Eindruck machen.
Beide Düfte sehe ich ausschließlich an Frauen, und hier eher jüngeren Alters – es gibt sicherlich sportlich-dynamische Frauen, denen der Duft unabhängig vom Alter steht, meines Erachtens nach wirkt er aber am schönsten an Jüngeren.
Bei 21 dürfen aber wieder alle mitmachen, versprochen 😉 Es handelt sich hierbei um den Geburtstagsduft zum 21. Firmenjubiläum, der außerdem noch genau 21 Ingredienzen enthält: Bergamotte, Orangenblüte, Safran, Milch, Cumin, Pfeffer, Kaschmirholz, Gelée Royale, Muskatellersalbei, Moos, Weihrauch, Ambra, Sandelholz, Oud, Vetiver, Labdanum, Moschus, Vanille, Tonkabohne, Patchouli und Zedernholz.
Das erinnert mich auf den ersten Blick ein wenig an Guerlains Cologne du 68, angelehnt an die Hausnummer von Guerlain auf der Champs-Élysées, das ebenfalls 68 Ingredienzen enthielt. Jenes Cologne du 68 ist ein sehr angenehmer Duft mit einem interessanten Duftverlauf, der sich auch in meinem Besitz befindet, jenerwelcher mich immer ein bißchen an die phänomenalen Resteeintöpfe meiner Mutter erinnert: Aus allem, was sich noch fand und weg mußte, zauberte meine Mutter gerne mal eine Suppe oder einen Eintopf, der meistens vorzüglich mundete, aber so in keinem Kochbuch zu finden war und für den auch kein reguläres Rezept existierte.
In Guerlains Cologne du 68 ist ungefähr alles, was gut ist und demnach riecht der Duft auch einfach nur gut, auch wenn man natürlich die Masse der verwendeten Materialien nicht unbedingt herausriecht, wie auch?
21 stellt einen vor ähnlich unerreichbare Herausforderungen: Natürlich läßt sich nicht jede Ingredienz einzeln identifizieren, vor allem nicht, da der Duft eine herausragende Dichte an den Tag legt: 21 ist ein dicht gewebtes Ganzes, das wirklich, ja, milchig riecht. Karamellige Ambramilch mit holzig-herben Honignoten auf vanilleweicher Harzsüße.
Meine Lieben – ein echter Kracher und somit bei mir glatt auf Platz zwei gelandet hinter meinem Homme, den er für mich nicht stürzen kann. Ich bin mir aber sicher, daß die meisten anderen, darunter vor allem Ambra-Liebhaber, der 21 den Vorzug geben werden. Alles in allem eine sehr nette Reihe, die man durchaus einmal testen sollte!
Liebe Grüße und bis bald,
Eure Ulrike.
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