Olivia Giacobetti. Die Dame mit dem wohlklingenden Namen und ihre Werke sind dem geneigten Blogleser und Parfumliebhaber keine Unbekannten. Zu Frau Giacobettis Kreationen zählen unter anderem die Diptyque-Düfte Philosykos (Stimmt, wo habe ich den eigentlich rumfahren? Und warum hab ich ihn schon so lange nicht mehr getragen? Waah! Schnell nachholen!!) und die wunderschöne pfeffrige Freesie Olfrésia, außerdem die gesamte Honoré des Préssche Öko–Duftlinie, die Hôtel Costes-Düfte, Lubins Idole, Malles En Passant und viele viele mehr. Zu den vielen, vielen mehr gehören auch eine ganze Riege an Düften, die sie für das französische Parfumhaus L’Artisan Parfumeur kreiert hat. Dzing! Ist einer dieser Düfte, ebenso wie Premier Figuier, Passage d’Enfer, Tea for Two oder Mandarine Tout Simplement. Auch, die drei Düfte, mit denen wir uns heute beschäftigen, stammen aus der Feder der jungen Französin: L’Été en douce, Thé pour un Été und L’Eau de L’Artisan. Ich persönlich bin froh, dass ich Euch den Artikel heute nicht vorsprechen beziehungsweise vorlesen muss. Die ganzen französischen Parfumnamen erscheinen mir schon beim bloßen Schreiben wie wahre Zungenbrecher. 😉
Noch ein paar Worte zu Frau Giacobetti selbst: geboren wurde sie im Jahre 1966 in Frankreich. Ihr Vater ist der bekannte Fotograf Francis Giacobetti, der sie in ihrem Wunsch, Parfumeurin zu werden, von Kindesbeinen an unterstützte. Zurecht wie sich herausstellte, kreiert die Dame doch wunderschöne Düftchen. Sie studierte bei Robertet und gründete mit Anfang zwanzig ihr eigenes Unternehmen Iskia.
Doch nun, der erste der drei Unaussprechlichen: L’Été en douce, insgeheim Sommer. Die Duftnoten: Pfefferminze, Rose, Orangenblüte, Lindenblüte, Heu, Korb-Weide (Salix Viminalis), Hölzer, Weißer Moschus.
Nun allein den Namen des Duftes finde ich dieses Jahr äußerst treffend, schüttet es hier doch schon wieder wie aus Kübeln und der Wetterbericht sagt für die kommende Woche auch keine Veränderung respektive Verbesserung voraus. Prima! Doch nun zum Duft, der sich einmal wieder auf Teststreifen und Haut völlig unterschiedlich entwickelt. Meine Hautchemie scheint in diesem Fall genau richtig zu sein. Frisch aufgesprüht entwickelt sich ein wunderschönes zart-florales Aroma mit minzigen Anklängen, die mit der Zeit intensiver werden, aber nie aufdringlich, den Blüten niemals den Rang ablaufend. Hinzu gesellen sich die Noten von getrocknetem Heu und hellen Hölzern. Sauber-skinnig erscheint der insgeheime Sommer, jedoch ohne jeglichen Anflug von Seifigkeit, sondern vielmehr mit aquatischen Tendenzen. Ja, ganz leichte Gurkennoten vernehme ich. Moschus verleiht zusätzlich eine langanhaltende dezent-süße Pudrigkeit. Sehr luftig, feminin, leicht und transparent-floral präsentiert sich L’Été en douce auf meiner Haut, einfach toll!
Auf dem Teststreifen wird der Duft dagegen von einer sehr intensiven minzig-krautigen Note dominiert. Von zarter Floralität, Gurke und Moschus ist hier nichts zu erschnuppern. Vielmehr driftet der Duft hier zusätzlich noch in eine herbe Säuerlichkeit ab, die mir fast schon in der Nase schmerzt…. Da sieht man es mal wieder: ein Test auf der Haut ist unbedingt vonnöten. Was wäre mir da für ein schönes Düftchen entgangen, wenn ich mich nur auf den Teststreifen verlassen hätte. 🙂
Der nächste im Bunde ist Thé pour un Été. Die Duftnoten: Limette, Bergamotte, Jasmintee, Grüntee, Minze, Hölzer, Moschus.
Ein Teeduft also, aber ein gänzlich anderes Kaliber als das Tee-Triumvirat von Parfumerie Générale von letzter Woche. Wie auch schon beim ersten Duft entwickelt sich Thé pour un Été, der Sommertee, auf Haut und Teststreifen unterschiedlich. Und, ich kann frohlocken, wieder gewinnt meine Haut den direkten Vergleich. Auf dieser startet der Sommertee zart-zitrisch, mit frischen und grünlichen Noten. Letztere werden im weiteren Verlauf intensiver, ohne aber jemals eine tulpig-narzissige Kratzigkeit zu evozieren. Sie verbleiben vielmehr grasig-krautig-grün wie der gleichfarbige Tee. Jasmintee bringt zudem eine süßlich-florale Note mit ins Spiel, während die Minze ganz subtil für Erfrischung sorgt. Ein wunderschöner, sehr hautnaher und transparenter Grünteeduft. Superbe!
Ja, aber nun der Teststreifen… Ich stehe vor einem Rätsel. Schon der zweite der drei Düfte, der sich auf dem Papier so gar nicht zu seinem Vorteil entwickelt. Im direkten Vergleich zum Vorgänger gefällt mit der Sommertee-Teststreifen allerdings noch besser. Während der Duftverlauf auf meiner Haut ganz deutlich herausschnupperbar war, bleibt der Teststreifen auf einer Stufe stehen: zitrisch, trocken, vielleicht ist da noch ein Hauch grüne Minze wahrnehmbar. Aber dabei bleibt es auch nach mehreren Stunden. All die schönen Teenoten, die sich auf meiner Haut so wundervoll entwickelten, die zarte Floralität, die ätherische Wässrigkeit vermisse ich auf dem Streifen leider, leider. 🙁
Voller Spannung blicke ich also dem letzten Duft entgegen. Ob dieser wohl auch so unterschiedlich ausfällt? Aufgrund der fortgeschrittenen Zeilenanzahl dieses Artikels, verschiebe ich die Rezension von L’Eau de L’Artisan auf den Montag. Es lebe der Spannungsbogen! 😉
In diesem Sinne wünsche ich Euch ein hoffentlich nicht allzu verregnetes Wochenende!
Eure Stephanie.
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