… ist seit jeher als die Farbe des Urweiblichen bekannt (und gerne mal als Feministenfarbe verschrien). Das resultiert vielleicht auch gerade daraus, daß Lila gerne mal die Farbe der Magie war, des Geheimnisvollen, der Urmutter und so weiter…
So natürlich interpretiert sie auch Alessandro Gualtieri für Morgane Le Fays Duft Violet, der, etwas missverständlich, bei der Firma selbst auch Fragranza Rosa heißt. Nun ja, ob Lila oder Rosa, das ewig Weibliche und natürlich Mysteriöse lockte und lockt hier, ein Duft, der sich auf genau jene Seite oder vielmehr Facette der Frau bezieht, die Betörende, Geheimnisvolle, Mystische, die gleichermaßen stark als auch sensibel und hingebungsvoll ist… Ihr wißt schon…
Genug Süßholzgeraspel, dem aufmerksamen Leser mag es gerade schon aufgefallen sein: Alessandro Gualtieri hat den Duft gemacht, der Alessandro Gualtieri wird sich nun mancher fragen? Ja, genau, die verrückte Nase ist es, Herr Gualtieri, der uns mit seinem Label Nasomatto auch schon mit diversen Düften beglückte, die ich eigentlich auch mal vorstellen sollte. In jedem Falle dürfte Herr Gualtieri der Parfumista, die seine letzte Veröffentlichung getestet hat, mit Nuda bewiesen haben, daß er ganz gut mit Whiteflowers umgehen kann. Ein Jasmin war es, den er uns mit Nuda bescherte, nachdem er sich bereits mit Narcotic Venus, Nomen est Omen, an der Tuberose versuchte. Insofern kein Ungeübter, wollen wir doch mal sehen, was Violet so zu bieten hat.
Im Auftakt präsentiert sich gleich eine Potenz der verführerischen Seite: Sämtliche Weißblüher ranken einem entgegen wie fleischfressende Pflanzen, betören betäubend oder betäuben betörend im Moment die geneigte Nase und benebeln das in irgendeiner Form mit dem Riechkolben verbundene Hirn. Hossa. Ein Moment des Durchatmens fordert die Hesperiden an den Tag, Bergamotte und Orange, in jedem Fall herb-saftig-zitrische Fruchtigkeit und, man sollte in diesem Augenblick genau aufpassen und hinriechen: ein ganz zauberhaftes Maiglöckchen, schüchtern und zurückhaltend, aber doch wahrnehmbar und standhaft im Hintergrund. Maiglöckchen haben Morgane Le Fay ohnehin sehr gut hinbekommen – ein gar wunderbares erwartet uns noch im Classic, den ich dieser Tage im Vergleich mit seinem Quasi-Nachfolger Yellow noch rezensieren werde.
Hier nun zeigt sich langsam die Komplexität des Duftes: Die Weißblüher Jasmin, Tuberose und Gardenie bleiben weiterhin präsent, bekommen aber Zuwachs durch Osmanthus, Ylang-Ylang und Tiaré, das heißt die üppigen weißen Blüten werden in ihrer raumgreifenden Wirkung noch unterstrichen, erhalten aber überdies einen exotischen Anstrich. Darüber hinaus zeigen sich, typisch für den Osmanthus, Anklänge samtiger, saftig-reifer Pfirsiche, die sich perfekt mit der Maiglöckchenfrische verbinden und zudem von einem feinen Blattgrün flankiert werden. Die Basis ergänzt dieses Zusammenspiel, das Blütenmeer mit cremig-buttriger Iris sowie pudrigem Moschus und sahnigen Vanillenoten.
By Kavewall – CC BY 2.5 –> https://creativecommons.org/licenses/by/2.5/
Müßte ich jetzt auch in Farben denken, den Duft in Farben denken, mir ihn so vorstellen, hätte ich ein Bild mit Pfirsich-Terracotta und Fuchsiapink vor Augen: Zwei in sich übergehende Farben mit ineinander übergehenden Verläufen, oszillierend.
Feminin bis zum Geht-nicht-mehr würde ich sagen – dabei raffiniert und sehr tragbar. Obgleich: Weiße Blüten sollte man schon mögen und der Anfang ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend. Hernach verhält sich das Düftchen aber sehr zivilisiert für seine Gattung, wartet mit ungewohnt vielen Facetten auf und weiß sehr wohl zu faszinieren – eine echte Frau also, würde ich sagen 😉
Die Ingredienzen: Iris, Moschus, Vanille, Tiaré, Jasmin, Maiglöckchen, Osmanthus, Ylang-Ylang, Tuberose, Geranium, Gewürznelke, Bergamotte, Orange, Feigenblätter.
Einen guten Start in die Woche wünscht Euch
Eure Ulrike
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