Auch Lubin hatte einige Neuigkeiten auf besagter Messe, der Global Art of Perfumes, die ich dieser Tage bereits ansprach und von der ich Euch vor einiger Zeit so ausschweifend berichtete. In diesem Bericht kam zum wiederholten Male meine Ehrfurcht vor diesem alten Haus durch, das bereits seit 1798 existiert (somit 30 Jahre älter ist als Guerlain) und vor einigen Jahren von dem ehemaligen Guerlain-Manager und damaligen Rochas-Marketingleiter Gilles Thévenin gerettet wurde. Dieser hatte Lubin vor dem sicheren Tod bewahrt, indem er das Haus kaufte und wieder aufbaute, bevor die Wella-Gruppe das damals unrentable, weil aufgekaufte und vernachlässigte Haus einstampfen konnte – die Rettung eines Stückes französischer Kulturgeschichte.
Da die alten Archive des ehemaligen Familienunternehmens zum großen Teil erhalten blieben, machte sich Thévenin die letzten Jahre daran, dieselben zu durchforsten und alte Klassiker des Hauses zum Teil im Original, zum Teil äußerst liebevoll überarbeitet wieder aufleben zu lassen und zu relancieren.
Mit den neuen Düften beschreitet Lubin nun einen neuen Weg: Keine alten Rezepturen sind es, sondern Variationen bereits bestehender Klassiker – gemeint sind Le Vetiver und L’Eau Neuve. Zu jedem dieser beiden Düfte gibt es eine doppelte olfaktorische Verneigung, nämlich gleich zwei Variationen: Zu Le Vetiver Itasca und Bluff und zu L’Eau Neuve Inédite und Figaro.
Leider haben uns bisher im Shop nur Inédite und Itasca erreicht, da der deutsche Vertrieb von Lubin die beiden restlichen Düfte erst nach der Sommerpause in Good Old Germany lanciert, ergo müßt ihr Euch mit einer Rezension der anderen beiden noch ein wenig gedulden – aber, erneutes Versprechen: ich reiche sie nach 😉
Beginnen werde ich heute mit Itasca. Itasca sieht sich inspiriert durch die Kindheitserinnerungen des amerikanischen Nationalhelden David Crockett, einem Kriegsheld und Politiker des 18./19. Jahrhunderts, dessen Leben Vorbild für eine Fernsehserie war und auch fürs Kino, unter anderem von Disney, verfilmt wurde. Benannt allerdings ist Itasca nach dem gleichnamigen See, dem Ursprung des Mississippi, mitten im waldigen Herzen von Minnesota gelegen. Dementsprechend soll der Duft „eine Reminiszenz an die Wälder, die den Itascasee umgaben und von den Algonkin-Indianern gehütet wurden, dort wo der Mississippi entspringt,“ sein.
Kreiert wurde Itasca von Lucien Ferrero, der bereits sein Vorbild Le Vetiver überarbeitete sowie das L’Eau Neuve, und beinhaltet folgende Ingredienzen: Itasca: Kopfnote: Neroli, Tagetes, Mandarine, Wachholderbeere, Grapefruit; Herznote: Gewürznelke, Tonkabohne, Muskatellersalbei, Muskatnuss, Geranium; Basisnote: Kiefer, Vetiver, Zedernholz, Weihrauch, Myrrhe, Ambra, Tannenbalsam.
Zarte Hesperiden umgarnen einen im Auftakt, augenscheinlich begleitet von Wacholder. Sehr bald werden jene eingeholt von einer holzigen Wärme mit einer leichten (Muskat)Würze sowie luzidem, hell glänzendem Geranium. Hier muß man gar nicht so sehr auseinander pulen, keine wirklich raumgreifende Analyse starten, das geht auch nicht wirklich, finde ich: Itasca ist wie ein dicht gewebter olfaktorischer Teppich, schlecht greifbar in seinen einzelnen Elementen, und vielleicht ist das auch an dieser Stelle überflüssig. Vielleicht gestaltet es sich ja ähnlich wie bei Gedichten – ganz abgesehen davon, daß man hier auch nicht immer auf eine wissenschaftliche Auseinandersetzung verzichten kann, gibt es doch manche, deren Stimmung man (sich persönlich) gewaltig kaputtanalysieren kann. Ergo weg mit der Deduktion, der detektivischen, nur eine Zusammenfassung noch: In Itasca ist Vetiver erkennbar und auch prominent, ein (sehr) rauchiger, der überwiegend zwischen einer aromatisch-frischen Kühle und einer balsamisch-holzigen Wärme oszilliert, würzig-harzige Elemente in sich tragend und als Akzente kleine funkelnde Hesperidenspritzer bergend.
Was soll ich sagen, Nationalheld hin oder her – ich mag ihn, diesen Auch-Vetiver, so wie sein Vorbild Le Vetiver, den wunderbaren Weihrauch-Vetiver. Und: Ich mag die Werbung dazu – ihr auch?
Morgen folgt noch Inédite, wie Ihr sehen werdet eine komplett andere „Baustelle“ – bis dahin alles Liebe, viele herzliche Grüße,
Eure Ulrike.
Schreibe den ersten Kommentar