Eigentlich kann man eine Rezension kaum so anfangen, ich tue es trotzdem – ich weiß auch nicht. Ich weiß auch nicht, warum ich bisher nie Notiz genommen habe von Borsaris Klassiker Violetta di Parma. Natürlich, man weiß, ich weiß – ein alter Duft mit einer ewig langen Geschichte, eine Firma mit einer langen Tradition und so weiter… Eigentlich sollte man sich ja als Parfumista, als Parfumfan durch alle Klassiker einmal durchschnuppern. Ich habe es auch gemacht im Nischenduftbereich sowie in großen Teilen auch im Mainstreamsektor. Aber – natürlich gibt es blinde Flecken in dem Kenntnisbereich. Mut zur Lücke, wie man so schön sagt. Bisher hat mich die Violetta di Parma-Lücke nicht allzu sehr gejuckt, salopp formuliert.
Dieser Tage habe ich sie ausgemerzt, die Lücke. Und, siehe da, welch unerwartete Blüten abseits des Wegesrandes blühen… Violetta di Parma erinnert mich sofort an das wunderschöne Veilchengedicht des Romantikers Friedrich Schlegel:
„Seht der neubewachsenen Erden
Zarte Kleidung blaulicht werden,
Weil der Veilchen Purpurpracht
Zwischen Gras und Blättern lacht.“
An einen solchen Moment erinnert Violetta di Parma: Ein Morgen nahe des Waldes, die Sonne schickt sich bereits an, einen hellen Tag bescheren zu wollen und im Halbschatten, zwischen dunklen Farn finden sich die strahlend violetten Veilchen, auf deren Blättern noch einige Reste an Tau verblieben sind. Langsam trocknet dieser in den Strahlen der aufgehenden Sonne, welche sich durch das waldige Dickicht trauen.
Violetta di Parma ist entzückend, wirklich. Vielleicht auch, weil dieses wunderschöne Veilchen genau so ist wie seine natürlichen Vertreter: Zurückhaltend, ein wenig schüchtern, sanft und zart. Kein bißchen wie die vielen anderen Veilchenparfums, die ich so kennenlernen durfte und die mich mit einer Ausnahme – Humiecki & Graefs Geste – allesamt in die Flucht geschlagen haben: Weit und breit keine pappsüßen Veilchenpastillen. Und: Keine aufgehübschte überschminkte Greisin, keine pudrig-verstaubte Madame, keine bis zum Limit auf wollüstig getrimmte Überreife – Violetta di Parma ist genau das Gegenteil: Ein natürliches, einfaches und dadurch ganz zauberhaftes Veilchenmädchen und mit Sicherheit einer der authentischsten Veilchendüfte überhaupt.
Ich kenne keinen anderen, der auch nur ansatzweise dazu in der Lage wäre, echte Veilchen, wie wir sie kennen und ich sie liebe – ihr auch? – derart realistisch einzufangen – unbeschwert, leicht, eine gewisse Grüne in sich tragend und verhaltene Blütensüße, ganz bezaubernd. Violetta di Parma gehört absolut zu Recht in die Riege der Klassiker und ich hoffe, er wird uns noch lange erhalten bleiben. Für Freunde von „alten“ Blumendüften wie zum Beispiel Houbigants Quelques Fleurs ist Violetta di Parma ein unbedingtes Must-Try.
Shame on me, daß ich so lange an solch einer Schönheit vorbeigehen konnte.
Für diejenigen welchen, die Violetta di Parma bereits kennen: Auf der Messe erzählte uns der Vertreter, der Duft sei leicht modifiziert worden, ein wenig modernisiert. In Anbetracht meiner nicht vorhandenen Vergleichsmöglichkeiten kann ich dazu nicht wirklich etwas sagen – sollte es jemand von Euch können bin ich natürlich sehr neugierig!
Neugierig bin ich auch darauf, wie ihr zu Veilchen steht – in natura und in der Flasche 😉
Einen schönen Tag allseits und liebe Grüße,
Eure Ulrike.
P.S.: Violetta di Parma ist wohl ebenfalls ein außerordentlich guter Layer-Duft – einige Parfumistas erzielten damit sehr gute Resultate, wie in diversen Boards und Foren zu lesen, auch Now smell this berichtet darüber, siehe hier.
Juhuuu! Endlich ein Duft, den ich auch schon schnuppern konnte… Da muss ich doch gleich mal einen Kommentar dazu abgeben. Et voilà:
Ja, es stimmt, liebe Uli, ein ganz bezauberndes Veilchendüftchen – völlig unprätentiös, zart, hautnah und in keinster Weiste süß oder klebrig-pudrig. Einfach ein schöner Duft, ebenso romantisch wie die Geschichte, die dahintersteht.
Beim Joggen hier durch den hiesigen Wald laufe ich an ganz vielen hübsch-blühenden Veilchen vorbei und dachte auch schon an die Kreation eines eigenen Violetta di Lindau. Leider haben wir hier völlig unduftende Exemplare…. schade! 😉
lg, Steffi
Jawoll, ich trage ihn heute zum zweiten Mal und: Asche auf mein Haupt – ich habe hier kürzlich die Borsari-Düfte pauschal verurteilt; dieser eine jedoch hat es mir bei genauerer „Beschnupperung“ angetan – wie Steffi schreibt: völlig unprätentiös – einfach nur schön! (und übrigens männertauglich, zumindest hat hier noch keiner gemeckert ;-))
Gleichfalls schönen Tag und liebe Grüße
Christian
Tja, da war ich Euch wohl Jahre voraus 😉
Violetta di Parma ist für mich schon immer das schönste Veilchen. Zart, klar, authentisch, in keinster Wiese „omamäßig“, einfach nur wunderschön.
Es freut mich sehr, daß dieses Schätzchen nun endlich seine wohlverdiente Beachtung bekommt.
Liebe Grüße, Petra
Ein schöner Duft – ich hatte ja das Glück ein Pröbchen von ihm zu gewinnen. Und morgen darf er wieder ran, wenn am casual friday der Edel-Zwirn gegen Jeans und T-shirt getauscht wird (hat was von Schulausflug;-)), rüste ich auch olfaktorisch ab: von Calamity J zum Borsari-Veilchen. Perfetto!
Ich kannte ihn schon lange, also wohl den „alten“ und mochte ihn sehr. Er och schon ein klein bisschen altmodisch, so nach Großmutters Wäscheschrank. Meine Flasche ist leer, die habe ich mir vor vielen Jahres eextra mal in Italien gekauft…Aber ich werde ihn jetzt neu aufgeelgt testen. – Ich LIEBE das alte „notte romana“ von Borsari, leider gibt es da nur Minis, die nicht mehr gut riechen. Wenn irgendjeamnd weiß, ob DAS mal wieder aufgelegt wird – wäre ich total glücklich.
(Doch) Noch so viele Fans, das freut mich jetzt aber sehr 🙂
Und Christian, ich kann es mir durchaus auch sehr gut am (passenden) Mann vorstellen, yep!
Petra – jetzt bist Du mir auch mal voraus, dann sind wir langsam quitt 😉 😉
Notte Romana kenne ich gar nicht liebe Gabriele, da muß ich doch glatt mal bei ebay stöbern…
Liebe Grüße, die Uli.