Ich bin ein Freund des Hauses Histoires de Parfums, mag einige der bisherigen Düfte, unter anderem Vert Pivoine sowie den Sadisten, 1740 Marquis de Sade, sehr gerne. Den Weg, den Gérald Ghislain aber seit Moulin Rouge 1889 einschlägt, empfinde ich als absolut beeindruckend: Schon bei jenem faszinierte mich kürzlich die Vielfalt der Bilder, die dieser evozierte, der Farbenrausch und die vorherrschende olfaktorische skinnige Trockenheit. Dieser angenehm an frühere Kosmetik, an Lippenstifte oder Puder erinnernde vollkommen trockene Süße, hautnah und intim, dabei auch ein bißchen… verrucht? Verführerisch? In jedem Falle – erwachsen. Und somit paßt sie meines Erachtens nach optimal zu der Tuberosenmotivik.
Exakt jenes geruchliche Moment der Trockenheit findet sich meines Erachtens nach sowohl in der No. 1, La Capricieuse, als auch in der No. 3, der Animalischen, welche ich heute noch rezensieren möchte.
Die Wilde, Leidenschaftliche, Animalische… beginnt mit einem kurzen Intermezzo von Neroli und Orange, welches aber alsbald die Bühne räumt für ausgeprägte Tuberosen- und Pflaumennoten, intensiv und dominant, welche wiederum von besagter Trockenheit begleitet werden. Von Gräsern, getrockneten und Kräutern ist die Rede im Pressematerial – diese rieche ich, alle aber getrocknet und trocken, ergänzt von zimtigen Anklängen würzig-süßer Schärfe, welche allerdings auch von der Immortelle aus der Basis herrühren könn(t)en. Diese gestaltet sich besonnen aber bestimmt mit aromatischen Noten besagter Strohblume und hellem Tabak.
Für mich ist der Duft das Resultat einer Ménage à Trois, einer geheimen: Madame Tuberose suchte sich zwei Liebhaber, nämlich Marquis de Sade und Dandy (Parfums d’Orsay), mit welchen sie sich zu einem diskreten Stelldichein verabredete. Heraus kam – L’Animale, ein Vollblutweib.
Keine typische Tuberose, mitnichten, und auch deshalb gerade sehr testenswert. Sehr gut gelungen und in meiner Phantasie durchaus lecker an einem Kerl – dem richtigen oder besser: passenden natürlich vorausgesetzt 😉
Was haltet Ihr von dem Trio? Habt Ihr es schon testen können? Und seht Ihr ebenfalls einen neuen Aspekt in der Handschrift Ghislains? Ich bin sehr gespannt auf Eure Meinungen!
Morgen folgt noch eine weitere Tuberose, um die Woche komplett zu machen: Diejenige des Herrn Duchaufour, Nuit de Tubéreuse.
Bis dahin alles Liebe und viele Grüße,
Eure Ulrike.
Leider war die Nr. 3 so garnichts für mich. Tabak pur – die anderen Zutaten wurden von meiner Haut geschluckt, die daraufhin auch noch mit einer fiesen Allergie reagierte – manchmal ist das Leben schon ungerecht… Aber die anderen beiden Düfte haben mich mit der Tuberose wieder mehr als versöhnt.So schön – jede anders und doch jeweils zu bestimmten Anlässen oder Tageszeiten, Stimmungen genau richtig.
Deine Frage bezüglich der Nase Ghislain kann ich nicht beantworten, leider habe ich die wunderbare Welt der ALzD erst im letzten Jahr entdeckt (bin aber jetzt kräftig am Nachholen;-)
Mir geht es genauso wie Chrsitiane; die No. 3 / Animale ist leider für mich komplett untragbar (wenn auch beeindruckend und mutig gemacht!) Die Handschrift Gishlains, soweit man sie allein aus den vier genannten Düften für Histoires beurteilen kann, ist erstaunlich und lässt für die Zukunft Spannendes erwarten – ist doch jeder der vier Düfte für sich genommen absolut spektakulär!
LG, fredi
interessant, was die Haut mal wieder ausmacht.
Für mich ist die Nr. 3 die schönste. Ich liebe, wie sie sich auf meiner Haut entwickelt – eine vollkommene Verbindung zwischen Duft und Haut. Der Tabak bleibt hell und im Hintergrund, die trockenen Gräser wehen zart im Wind, eine zarte Süße schwingt mit… dieser Duft ist der Hammer!
Was auf meiner Haut überhauptnicht ging, war die Nr. 1.
Beim ersten Schnüffler dachte ich „wow – genial“. Ein ganz ähnlicher Auftakt wie Moulin Rouge (den ich ja auch absolut genial finde)aber dann „kippt“ der Duft ins säuerliche – leider extrem unangenehm. Wurde mich mal interessieren, welche Note das ausmacht.
Somit ist meiner Reihenfolge: „3“ „2“ „1“ 🙂
lg, Petra
Liebe Uli,
auch bei mir ist, wie bei Christiane, Nr. 3 nicht der Renner. Habe leider auch nur den Tabak auf der Haut 🙁
Meine Reihenfolge: 1, 2, 3
Und kann bestätigen, dass Nr. 1 für mich ähnlich wie Moulin Rouge geartet ist, mit diesem zimtigen Puderauftakt.
Von HdP habe ich schon einige getestet, 1826 Eugenie di Montijo nenn ich auch mein eigen (komisch, gell??), habe mein Herz aber auch an den Casanova 1725 und die Revolte 1969 gehängt. Kann mich der Meinung allerdings anschließen, dass mit den Tuberosen eine Serie erschaffen wurde, die für jeden etwas bereit hält und meinem Empfinden nach anders als die vorher geschaffenen Düfte von Ghislain. Wunderschön, wobei die oben genannten für mich nichts an Begehrlichkeit einbüßen!
LG,
Margot
Huhuu Ihr Lieben,
na die Tuberosen haben aber großes Interesse geweckt, freut mich!
(Und: Kann ich gut nachvollziehen ;))
Wie unterschiedlich die Hautchemie doch ist – das sieht man hier wieder hübsch.
Es freut mich auch zu lesen, daß Ihr ebenfalls Parallelen zu Moulin Rouge gesehen habt bzw. riechen konntet sowie eine Veränderung/Weiterentwicklung im Vergleich zu den bisherigen Düften. Denn, liebe Fredi, Ghislain ist kein neuer Parfumeur, er ist auch für den Rest des Hauses, soweit ich informiert bin ausnahmslos, verantwortlich.
Bin ebenfalls ganz gespannt was er für uns in Zukunft noch zu bieten hat!
Liebe Grüße,
die Uli.
Liebe Ulrike, heute kamen flugs meine schnellstens bestellten Duft-Abfüllungen – und für mich sind No 1 und No 3 die Gewinner.
No 3 , das auf meiner Haut tropisch süß, ambraartig cremig und würzig duftet,trug mir sofort höchst aufmerksame Blicke meines Liebsten ein, der nur anmerkte: Davon kannst Du ruhig mehr nehmen…. ( ach jaaa? Das von einem Mann, der sonst eher „Frau pur“ bevorzugt…) Und bei No 1 ergibt der Duft nach dem Durchlaufen der Kopfnoten ein überaus feines Aroma von leichtem Leder, Salz und… Bittermandelaroma. Ich bekomme nicht genug davon ! Sparschwein, wo bist du….???
Ja die Hautchemie ist schon sehr unterschiedlich (das ist aber auch gut so – wir wollen doch nicht alle gleich riechen :)). Auch ich konnte jetzt alle drei testen. Die Nummer 1 ist dabei für mich die intensivste Blüte im Bunde. Sie ist sehr präsent. Voll erblüht, stolz und schön. Die Nummer 2 kommt prickelnd spritzig frisch daher – ich finde sie schwimmt förmlich in einem Champagner-Glas. Die Nummer 3 ist bei mir ausgeprägt rauchig. Ich sehe förmlich die Tuberose neben dem Lagerfeuer liegen. Mein Favorit wäre die Nummer 2.
Liebe Grüße
Michaela
O la, sogar der Mann war damit zu beindrucken? Dann mußt Du Dir den Duft wohl kaufen liebe Martina, oder besser: kaufen lassen 😉
Selten diese Komplimente, selten 😀 – Oder nicht? 😉
An die Champagner-Assoziation mußte ich auch denken Michaela, vor allem da es in dem Tagebuch des Verführers von Kierkegaard (ein wesentlicher Teil meiner Diss) eine Stelle gibt, in der der Protagonist davon schwärmt, daß Mädchen wie Champagner sind – und genauso müßte man sie auch schlürfen 😉
Liebe Grüße, die Uli.
Hallo liebe Uli,
Ich habe alle drei getestet, alle sind schön, aber mein Favorit ist die Nummer 3. Als Kettenraucherin ist es für mich immer wichtig gewesen, ob der Duft, den ich trage, sich auch mit dem Rauchen gut versteht. Und dieser Duft ist wie dafür geschaffen. Wenn das Leben nicht zu kurz wäre für einen signature scent, wäre es wahrscheinlich Tuberose Animale, Moulin Rouge oder Traversee Du Bosphore.
Gute Nacht und liebe Grüsse
Nil
Hallo liebe Nil,
das mit dem Rauchen kann ich als Ex-Raucher und jetzt wieder Gewohnheitsraucher sehr gut nachvollziehen. Habe ich immer so empfunden. Und das mit dem Leben, dem zu kurzen für nur einen Duft – das unterschreibe ich natürlich sowieso 😉
So werde Du glücklich mit dem sehr schönen Trio aus Tuberose, Rotlicht und moderner Türkei… das sicher bald kein Trio mehr ist, denn es finden sich ja immer wieder schöne Düfte, die man unbedingt „braucht“, egal, ob man gezielt sucht oder nicht 😉
Viele liebe Grüße,
Deine Uli.