… noch die drei letzten Düfte der Borsari Arte Kollektion, wie versprochen. Und, natürlich – mein persönlicher Liebling, aufbewahrt bis zum Schluß.
Aber fangen wir doch zuerst mit Mirra e Anice Stellato an. Hier hat die nette Parfumeurin von Borsari, die wir auch auf der Messe kennenlernen durften, doch ein kleines Wunder geschaffen: Einen Anis, der mir nicht zu penetrant ist. Ich mag Anis, ehrlich. Aber – ein Duft mit Anis, vielleicht gar: Anis als Hauptdarsteller, ist mir oft unerträglich, so zum Beispiel Etros Anice. Ich besaß ihn einmal und, ja, ein schön gemachter Duft, sicherlich. Ich persönlich fühlte mich immer, als hätte ich in Ouzo gebadet, dem Lieblingsschnappes der Griechen. Ganz abgesehen davon, daß das Polizeikontrollen beim Autofahren sicher wenig zuträglich gewesen wäre… war Anice einfach nicht für mich gemacht.
Mirra e Anice Stellato ist anders. Bereits am Anfang offenbart der Duft sein eigentliches Naturell: Klar und lupenrein zeigt er sich, dynamisch und frisch. Zitrische Bergamotte, weich umgesetzt, in Verbindung mit luftigem Anis von sanfter Würze. Holzig-florale Noten untermalen die leichte Süße von Myrrhe und Anis, welche in ihrer Interpretation annähernd maritim (nicht aquatisch!) auf meine Nase wirken.
Ein sehr ansprechender Duft – einerseits unkompliziert, andererseits aber doch auch besonders genug, um sich von der Masse abzuheben. Kein Mainstream, aber sehr gefällig für die Nische – und ich meine das jetzt positiv. Ich kann mir gut vorstellen, daß ihn deshalb viele Männer mögen. Hinzu kommt die ihm eigene sportliche und doch würzige Frische. Mirra e Anice Stellato ist kein typischer Frauenduft (er ist neben Assenzio auch der einzige als Männerduft deklarierte in der Linie), kann aber ohne Probleme auch von Frauen getragen werden.
Der zweite im Bunde ist Black Calla, von mir bereits in meinem Messebericht als mein Liebling deklariert nach kurzem Test. Jetzt, nach ausführlichem Test, muß ich revidieren – er rutscht auf Platz drei. Das macht aber gar nichts, liegt es einzig und allein an meiner subjektiven Präferenz und daran, daß ich persönlich momentan der Orientalen auf meiner Haut ein wenig überdrüssig bin.
Ändert absolut nichts daran, daß Black Calla ein gelungener Vertreter derselben Gattung ist. Hinter der schwarzen Calla, die wohl bis dato olfaktorisch noch nicht erschlossen war, wie der Vertreter behauptete, versteckt sich ein (Fl)Orientale mit einer starken Patchoulidominanz, der anfänglich mit ein paar Hesperiden aufwartet, die jedoch fast zeitgleich bereits von aromatisch-warmen Noten begleitet werden. Würze und Wärme prägen denn auch den Duftverlauf, der sich weite Teile vor allem um den herrlich süßen, mal mehr likörig und mal mehr pudrigen Patchouli sowie das Blütenbouquet dreht. Die Basis intensiviert den Eindruck des Patchouli, indem sie dessen Interpretation unterstreicht und verstärkt.
Ein hübscher, wenn auch nicht vollkommen ausgefallener Duft – muß ja aber auch nicht. Für Orientalenfans auf jeden Fall einen Versuch wert – und nicht nur für die.
Ziemlich ausgefallen weil meines Erachtens nach noch nie so dagewesen ist für mich aber Assenzio. In einem Satz – Birne, Pflaume, Weihrauch. In genau dieser Reihenfolge. Ich liebe Birne, ich liebe Pflaume und ich liebe Weihrauch. Von den ersten beiden gibt es viel zu wenige (gute) Düfte, vor allem von und mit Birne. Und Weihrauch mit ins Spiel zu bringen ist ein genialer Schachzug – Weihrauch harmoniert nämlich hervorragend mit Früchten, wie unlängst wieder mit Wazamba von Parfum d’Empire bewiesen wurde. Sicher, da sind natürlich noch ein paar mehr Noten, vor allem zimtige Ambra, die das ganze vortrefflich erdet, Zedernholz oder ein wenig herber Absinth aber… vornehmlich darf man sich bitte auf den „Dreisatz“, den besagten einstellen. Und der kann nicht nur was, sondern auch erstaunlich lange – die Haltbarkeit ist exzellent.
Für mich definitiv fbw – full bottle worthy.
Die Ingredienzen:
Mirra e Anice Stellato: Kopfnote: Bergamotte, Sternanis; Herznote: Lotosblüte, Myrrhe
Basisnote: Moschus, Vetiver, Zedernholz.
Black Calla: Kopfnote: Bergamotte, Orange, Pfeffer; Herznote: Patchouli, Lavendel, Jasmin, Calla
Basisnote: Moschus, Vanille, Hölzer.
Assenzio: Kopfnote: Pflaume, Birne, Weihrauch; Herznote: Birne, Zedernholz, Absinth
Basisnote: Ambra, Tonkabohne, Eichenmoos.
Alles in allem eine, wenn in Gänze betrachtet, durchgängig gelungene Kollektion. Bin gespannt auf Eure Meinungen!
Einen schönen Tag wünscht Euch
Eure Ulrike.
Hört sich alles interessant, zum Teil auch „haben wollend“ an – oder zumindest „schnuppern wollend“.
Mein Wunsch wäre, dass es von solch ausführlichen und eine Firma quasi abgrasenden Besprechungen Schnupper-Sets käuflich zu erwerben gäbe – um einerseits die Neugier zu stillen, den vermeintlichen ( nach der verbalen Be-Schreibung zumindest) Lieblingsduft herauszufinden und die Bildung in Bezug auf Düfte zu vertiefen.
Ich sage ja… Wunsch….
Hallo liebe Martina,
das habe ich gleich schon mal weitergegeben 🙂
Eine gute Idee, vielen lieben Dank für die Anregung, wir werden uns was überlegen 🙂
Liebe Grüße,
Ulrike.
Ich bin ja durchweg kein Weihrauch – Fan und habe mir daher „Assenzio“ mit der allergrössten Vorsicht zu Gemüte geführt 😉 Völlig zu Unrecht!! Ein wunderschöner, sehr besonderer Duft mit satten Birnen- und Pflaumennoten, bei dem der dezent dosierte Weihrauch hervorragend mit den weichen Obstnoten harmoniert. (Wie Uli ja schon richtig gesagt hat, ist Weihrauch tatsächlich ein vortrefflicher Begleiter von Früchten, siehe auch Pomegranate Noir von Malone) Assenzio ist aber etwas ganz neues, noch nie in dieser Form dagewesenes, und wirkt erstaunlich rund, ausgewogen und ja, gefällig. Für mich definitiv ein highlight der Serie!
LG, fredi
Ha gell 🙂 😉 🙂
Assenzio ist ein wirklich tolles Düftchen. Ich bin mir fast sicher, daß er viele Freunde finden wird, finden MUß!
Viele liebe Grüße,
die Uli.
Ich melde mich auch;) Ich teste grad den Mirra e Anice Stellato. Sehr schön. Er ist klar und frisch und ich find ihn schön ausbalanciert. Anis ist angenehm riechbar und erschlägt nicht. Die Myrrhe ebenso angenehm präsent. Ich finde ihn für eine Frau absolut tragbar und auch an warmen Sommertragen tragbar. Für mich eine leichte Kühle durch’s Anis und dennoch der Hauch von Wärme durch die Myrrhe. Wirklich sehr schön gemacht und auch die Haltbarkeit ist für ein EdC, zumindest auf meiner Haut, sehr gut.
Gell Bettina? Ich habe ja schon genug geschwärmt von der Linie, kann es aber eigentlich nicht oft genug wiederholen – da sind einige echte Schätze dabei und Haltbarkeit, Packaging usw. zu DIESEM Preis finde ich annähernd unschlagbar.
Liebe Grüße, die Uli.
Hallo liebe Ulli,
der Assencio ist wirklich sehr schön – und eben mal ganz anders!
Liebe Grüße
Michaela
Als gückliche Gewinnerin des Borsari-Probenpäckchens (jipppieh und Danke!) bin am gerade am Durchschnuppern – also Assencio ist schon mal meins und Black Calla auch und…
Oh, oh, einige sehr schöne dabei (eigentlich sind alle schön, manche halt – bei mir nur noch schöner) – der Sommer kann kommen und bitte noch ein Geldsegen :-)))
Ergänzung:
nach längerer Erprobung muss ich sagen, Assencio wird immer besser – wobei bei meiner Haut die Birne irgendwie nicht erscheint (oder ich bin geruchsbehindert oder netter formuliert noch nicht geschult genug). Bei mir dominiert Pflaume und Zimt – erinnert mich an den von meiner Oma selbstgemachten Pflaumenmus – nur eben tragbarer. Den Duft habe ich mir schon notiert – wenn sich mein Konto von den letzten Muss-Käufen etwas erholt hat, ist dieser Duft Pflicht.
LG Christiane
Update: Bei mir ist der Assenzio jetzt eingezogen – dank einer lieben Freundin – einen dicken Knutsch an dieser Stelle. Ansonsten hätte ich aber ohnehin nicht mehr lange zögern können und wollen. Sicher nicht megakomplex, aber wirklich sehr schön.
Nun liebäugele ich auch mit dem Sternanis-Myrrhe-Düftchen – so für den Sommer wäre der schon nicht soo schlecht…
… aaaaah…
Liebe Grüße, die Uli.